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Ressourcenabbau in Lateinamerika – Wer trägt die Verantwortung?

Deutschlands Wirtschaft ist abhängig von Rohstoffimporten. Entsprechend hoch hat die Bundesregierung die Rohstoffsicherung auf die politische Agenda gesetzt – und vor einem Jahr eine Rohstoffstrategie veröffentlicht. In der Öffentlichkeit weniger diskutiert werden die Folgen des Rohstoffabbaus in den Ursprungsländern. In den meisten Ländern Südamerikas – darunter Peru und Kolumbien – profitiert die Bevölkerung kaum vom Exporterfolg. Im Gegenteil.

Tagung zu Rohstoffabbau in den Anden

Tagung am 26.Oktober in Berlin zu Rohstoffabbau in den Anden

Welche Verantwortung haben Deutschland und die anderen europäischen Länder am Raubbau an der Natur, an Menschenrechtsverletzungen? Im Rahmen der Fachtagung „Rohstoffe aus dem Andenraum für Deutschland“ von  Fian, Kolko, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V., MISEREOR und Brot für die Welt diskutierten Experten diese und andere Fragen.

„Der Bedarf an endlichen Rohstoffen steigt stetig an“, erklärt Lilli Fuhr, Referentin der Heinrich-Böll-Stiftung. „Das gilt auch für fossile Brennstoffe wie Öl und Kohle.“ Dieser Bedarf wird zunehmend von Schwellenländern in Lateinamerika gedeckt. Kolumbien ist mittlerweile größter Kohlelieferant Deutschlands. Peru ist größter Silber- und zweitgrößter Kupferproduzent weltweit. Die Rolle Lateinamerikas als Exporteur wertvoller Ressourcen ist von 1990 mit zwölf Prozent auf nunmehr 35 Prozent Weltmarktanteil im Jahre 2009 gestiegen.
César Padilla vom Observatorio de Conflictos Mineros de América Latina kennt die Gründe für dieses Wachstum: „Lateinamerika ist unglaublich reich an Ressourcen. Es gibt Gold, Silber, Kupfer und vor allem Kohle. Rohstoffe, von denen die Weltwirtschaft abhängig ist. Dementsprechend groß ist natürlich die Nachfrage.“ Im Endeffekt sind es allerdings große transnationale Konzerne, die sehr stark von dieser Nachfrage profitieren: „Diese Firmen werden mit Anreizen, Versprechungen und unglaublichen Vorteilen seitens der lateinamerikanischen Regierungen angelockt und gefördert. Dieser vermeintliche Ausweg aus der Armut führt jedoch zu einer starken Abhängigkeit von Europa und den Bergbaukonzernen, die niemandem wirklich hilft.“

Hinzu kommt der Raubbau an der Natur. In den Ländern Lateinamerikas gibt es keine einheitlichen Umweltschutzbestimmungen oder strenge Reglementierungen für den Bergbau. Die Umwelt wird u.a. durch die Zerstörung des Regenwalds oder der Kontamination von Trinkwasser massiv geschädigt.

Nicht weniger schwer wiegt der Einfluss auf die Menschen vor Ort. „Der Bergbau macht Lateinamerika krank. Länder wie Peru und Kolumbien sind dem hilflos ausgesetzt“, sagt Señor Padilla. Die Hälfte aller Konflikte entstünden durch den Bergbau. Menschen würden vertrieben und getötet. „Die gesamte soziale Gegenbewegung wird kriminalisiert und verfolgt“, so Padilla. „Die lokale Wirtschaft verschwindet nach und nach. Menschenrechte haben kaum noch eine Bedeutung. Kurzum, der Bergbau in seiner jetzigen Form zerstört unsere gesellschaftlichen Strukturen.“

Wer trägt die Verantwortung?

Die Verantwortung tragen zum einen die Regierungen der Abbauländer und die verantwortlichen Behörden, die oft korrupt sind und Entscheidungen unter das Primat der Wirtschaft stellen.
Zum anderen tragen Deutschland und andere europäische Länder durch ihr momentanes Konsum- und Handelsverhalten einen großen Teil zur jetzigen Situation bei, so Ruth Luque von Vicaria de Solidaridad de la Prelatura de Sicuani aus Peru. „Europa muss endlich Verantwortung übernehmen und darf diese nicht einfach abgeben. Auch Deutschland muss bereit sein, Rohstoffe nachhaltiger zu nutzen und vor allem die Art und Weise des Abbaus in Lateinamerika gründlicher zu hinterfragen“, ergänzt César Padilla. „Sonst heißt es bald: Ciao Erde, das war’s!“

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Daniela Singhal ist bei politischen Aktionen in der Hauptstadt vor Ort, trifft internationale Partner und ist im In- und Ausland für MISEREOR unterwegs.

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