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„Wir haben nicht mehr so viel Zeit“

Podium zu Zukunftsfragen auf dem Eucharistischen Kongress

„Unterwegs in eine gerechte Zukunft – Im Gespräch über Nachhaltigkeit.“ lautete der Titel einer Podiumsdiskussion auf dem Eucharistischen Kongress. Die Veranstaltung war damit eine der Veranstaltungen, die den Bezug von Glaube und Leben, von Politik und Mystik zum Thema hatte.

Flott moderiert durch den Chefredakteur der Rheinischen Post, Sven Gössmann, wurden die Grenzen des Themas schnell durch Kardinal Karl Lehmann abgesteckt. Es gehe darum, Gerechtigkeit über die eigenen Grenzen hinaus zu denken und die Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen wahrzunehmen erläuterte der Mainzer Bischof. Der BdKJ-Bundesvorsitzende Dirk Tänzler ergänzte diesen Gedanken durch den Ruf nach globaler Verantwortung. Man müsse die Frage stellen, auf welche Kosten wir eigentlich lebten. Tänzler forderte eine Veränderung im individuellen wie politischen Lebensstil.

Andreas Brabeck, Leiter der Abteilung Politik bei der RWE AG betonte von Beginn der Diskussion an immer wieder, man könne in Deutschland aber nicht alle Problem lösen. Auf dem Weg in eine gerechte Zukunft müsse auch die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik eine Rolle spielen, ohne die der Einsatz für andere nicht möglich sei.
MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel brachte die Perspektive der Armen und Unterdrückten ins Gespräch. Das gerechte Austarieren zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialität sei entscheidend. Das könne aber nicht geschehen ohne den Blick auf die Menschenrechte. Spiegel brachte den jüngsten Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch als Beispiel für ungerechte Produktionsmethoden. Auch die Umweltbeauftragte des Bistums Münster, Maria Kleingräber, konnte aus eigener Erfahrung bestätigen, wie schwierig es ist, auf Dauer eine Trendänderung im Bewusstsein zu erreichen. Auch nach 20 Jahren Diskussion der Nachhaltigkeitsfrage in Deutschland sei man in der Sache nicht wirklich weiter gekommen.

Regulierung oder Verzicht

Die weitere Diskussion wurde durch zwei Fragestellungen bestimmt. Brauchen wir eine Veränderung der Lebensweise, die letztendlich auch zu einem Verzicht führt und ist eine gesetzliche Regulierung notwendig, um zu einem nachhaltigen Wirtschaften zu kommen?

Maria Müller-Lindenauf, von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, plädierte als Vertreterin der Wissenschaft sowohl für eine staatliche Regulierung als auch für eine Änderung der Einstellung des Einzelnen. Es sei Aufgaben der Kirche hier Vorbild zu sein. Dirk Tänzler stellt daraufhin die Frage, ob denn die T-Shirts vom Eucharistischen Kongress eigentlich fair gehandelt seien. Man müsse bei sich anfangen nachzudenken, nicht immer bei den anderen. Das gelte auch für die Kirche.

Diesen Aspekt griff Pirmin Spiegel auf. Kardinal Frings habe für MISEREOR den Auftrag formuliert, den Mächtigen ins Gewissen zu reden. Das bedeute auch heute für die Arbeit des Hilfswerks, nach den Ursachen von Hunger und Krankheit in der Welt zu fragen, sei es im Agrarbereich oder bei der Herkunft von Ressourcen in der Lieferketten von Produkten. Natürlich zähle ebenso die eigene Glaubwürdigkeit. Im Hause MISEREOR gebe es inzwischen ein Umweltmanagement. Man stelle als Institution zudem die Frage nach eigenem Konsum-, Einkaufs- und Reiseverhalten und sei dran an der Frage, was unbedingt notwendig sei für ein gelingendes Leben.

Einzige Rückfrage aus dem Publikum war dann auch die nach einem koordinierten nachhaltigen Beschaffungswesen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz. Kardinal Lehmann, ehemaliger Vorsitzender derselben antwortete recht kurz mit dem Hinweis auf die Autarkie der Bistümer, verwies aber auf die wachsende Bedeutung von Umweltbeauftragten in den Bistümern. In seinem Schlussplädoyer brachte er die Fragestellung noch einmal auf den Punkt: „Wir kommen weiter auf dem Weg in eine gerechte Zukunft, wenn wir endlich merken, was für eine Stunde geschlagen hat und dass wir nicht mehr so viele Zeit haben.“

Was blieb war Nachdenklichkeit.

Impressionen: MISEREOR auf dem Eucharistischen Kongress

Fotos: KNA/MISEREOR

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Michael Mondry arbeitet als Referent in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei MISEREOR. Hier ist er unter anderem für das Magazin verantwortlich.

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