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Ebola-Epidemie: Sorge um die Kinder

Tag 4: (…) Das Gelände des katholischen St. Joseph Krankenhaus ist verwaist. Es ist ein 140-Betten-Krankenhaus an der küstennahen Hauptstraße, zentral gelegen. 2013 wurden hier 34.000 Patienten in der Sprechstunde versorgt, 7400 wurden in der Notfallaufnahme behandelt und 1300 Frauen entbunden. Dann brach Ebola aus.

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Im St. Joseph Krankenhaus wird die Arbeit wieder aufgenommen. Fotos: Klemens Ochel.

Daran gestorben sind der Direktor, der Klinik-Kaplan und eine Krankenschwester. Überwältigt von den Ereignissen entschlossen sich die Barmherzigen Brüder, die das Krankenhaus betreiben, die Einrichtung zu schließen. Es gab weitere Fälle im Hospital. Zwei Mitarbeiter, die an Ebola erkrankt sind, haben überlebt. Es sind der Chirurg und der Kinderarzt, die es geschaft haben. „Diese Krankheit wünsche ich keinem,“ sagt der eine. Sein Kollege ergänzt, „Es ist unerträglich gewesen in der Todesangst keinen Kontakt zu anderen Menschen haben zu können.“ Beide sind überzeugt, dass sie überlebt haben, weil sie sich in ein Behandlungszentrum begeben haben. „Gott sei Dank gibt es jetzt langsam mehr solcher Zentren, von denen aber auch eine aktive Fallsuche ausgehen muss, wenn sie wirklich einen Einfluss auf den Verlauf der Epidemie haben sollen“. Die beiden Kollegen sind heute die treibenden Kräfte für die Wiedereröffnung des katholischen Hospitals.

Die Schritte dahin sind abgesteckt. Die Infektionsschutzmaterialien sind endlich angekommen. Am Eingang des Krankenhauses wird eine Triage aufgebaut. Das ist ein Verfahren zum Priorisierens medizinischer Hilfeleistung bei hohem Patientenaufkommen. Weiter wird ein Zentrum errichtet, um Verdachtsfälle zu isolieren und eine Erstbehandlung vorzunehmen, bevor sie in ein Behandlungszentrum weitergeleitet werden. Aus der tiefen Krise ein Hoffnungszeichen! (…)

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Der tropische Regen und schlechte Straßen machen das Ausliefern der Infektionsschutzmaterialien schwierig.

(…) Einmal an der Basis angekommen werden die Infektionsschutzmaterialien rasch verteilt. Der tropische Regen macht die Fahrt zum Abenteuer. Parallel dazu sind Ausbilder unterwegs, die das Personal in den peripheren Einrichtungen schulen und immer wieder schulen. Große Sorge bereitet die logistische Herausforderung, die Materialien schnell genug nach Südosten in die Diözese Cape Palmas zu bringen, bevor Ebola dort auftritt. Die Straßen sind kaum passierbar. Neben einem Fahrer ist immer ein Automechaniker dabei, um Pannen sofort beheben zu können.

Ich habe mit der Koordinatorin der katholischen Gesundheitsdienste den Bedarf an Medikamenten für die nächsten drei Monate ausgerechnet. Es geht um die Versorgung von 350.000 Menschen, was 8 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Die katholischen Einrichtungen sind knapp 3 Prozent aller Einrichtungen des Landes. Etwa die Hälfte aller Einrichtungen sind staatlich. (…)

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Eine kath. Schule in Liberia. Im Januar soll der Unterricht wieder aufgenommen werden.

 Tag 5: (…) „Seit Wochen sind unsere Kinder zu Hause. Sie dürfen nicht raus und können nicht mal spielen“, sagt ein Fahrer des nationalen Ebola-Teams der katholischen Kirche. Die Kinder sind quasi zu Hause eingesperrt, seitdem die Schulen geschlossen sind.“Familien die Geld haben, leisten sich einen privaten Lehrer,“ erklärt er, aber die meisten hätten dafür kein Geld. Wie soll man Kindern erklären, dass sie niemanden, auch keine Spielkameraden anfassen dürfen. Die Regierung plant die Schulen spätestens im Januar wieder zu öffnen. Bis dahin ist es noch eine lange Zeit, in der die Kinder in Liberia auf Spielen und Gemeinschaft verzichten müssen.

Bei allen Bemühungen um die Behandlung und Kontrolle einer höchst ansteckenden Erkrankung darf nicht vergessen werden, dass man auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen ist. Das nationale Ebola-Team der Kirche plant deshalb Aktionen der ’sozialen Mobilisierung‘. „Das Wissen über Ebola ist in der Bevölkerung angekommen“, sagt Schwester Barbara. „Was wir jetzt brauchen, ist eine positive Einstellung der Bevölkerung, Betroffene zu unterstützen, statt sie auszugrenzen.“ Wenn man den Abstand wahrt, besteht keine Ansteckungsgefahr. Ein Zeichen der sozialen Mobilisierung sind zum Beispiel auch T-Shirts. (…)

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Von Ebola Betroffene sollen unterstützt, nicht aber ausgegrenzt werden. Eine Kampagne soll helfen.

(…) Gute Nachrichten gibt es auch aus Cape Palmas, der Diözese, die an die Elfenbeinküste angrenzt. Hier läuft mit Unterstützung von Caritas Deutschland ein Haus-zu-Haus Aufklärungs- und Beratungsprogramm. Händewaschen, Information über die Erkrankung und der Hinweis auf das Vorgehen bei Ebolaverdacht gehören zum Programm. Zu meiner großen Freude ist die vor meiner Abreise in Auftrag gegebene Lieferung von Infektionsschutzmaterialien angekommen. Super Arbeit der BEGECA und von MISEREOR! (…)

 

Ein Beitrag von Dr. Klemens Ochel, Tropenarzt am Missionsärztlichen Institut in Würzburg, der für MISEREOR nach Liberia gereist ist, um die lokalen Partner beim Kampf gegen Ebola zu unterstützen.

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