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Gut zu wissen! Der Wardsche Kasten

Der Wardsche Kasten – wie eine einfache Idee vor fast 200 Jahren den weltweiten Pflanzentransport revolutionierte.

Pflanzen
© Canva

Wo die Fuchsien blühen

Rosen, Jasmin, Fuchsien, Chrysanthemen und Rhododendren blühen in Gärten überall auf der Welt. Viele dieser Sorten stammen aus fernen Ländern. Diese Entwicklung ist vor allem dem Wardschen Kasten zu verdanken. Eine schlichte Kiste, die der englische Arzt und Naturforscher Nathaniel Bagshaw Ward 1829 entwickelte. Seine Erfindung fiel in die Zeit der globalen kolonialen Expansion.

Farne und Palmen als Statussymbol

Im 18. Jahrhundert wurden exotische Pflanzen aus Asien, Amerika und Australien zum Statussymbol der Vermögenden in Europa. Doch nur eine von 100 Pflanzen überlebte damals die weite Seereise. Die Pflanzen mussten an Deck untergebracht werden, wo sie viel Platz brauchten, weil sie der salzigen Gischt und meist großen Temperatur und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt waren. Wurde das Süßwasser an Bord knapp, vertrockneten sie.

Eine revolutionäre Idee

In einem Hinterhofexperiment entdeckte der Botaniker Ward, dass Pflanzen in einem luftdicht verschlossenen Glasbehälter lange Zeit ohne zusätzliches Wasser überleben können. Erst mithilfe dieser bahnbrechenden Entwicklung wurde der massenhafte Transport von Pflanzen auch auf langen Schiffspassagen möglich.

Wer alles profitierte

Die neue Transportmethode erfreute nicht nur Pflanzenfreunde, sondern beschleunigte auch den globalen Austausch wichtiger Nutzpflanzen im Auftrag europäischer Kolonialmächte. In den Kästen reisten etwa Hanf, Tee, Gummi und Chinarinde um die Welt, weil England, Frankreich, Spanien und Portugal sie in ihren Kolonien anbauen wollten. So segelte 1848 Robert Fortune nach China und verschiffte 20.000 Teesetzlinge in Wardschen Kästen nach Indien. Ihre Blätter eroberten als Assam und
Darjeeling die Welt.

Kaum erforschte Umweltgeschichte

Der Wardsche Kasten war nicht nur an der kolonialen Ausbeutung, sondern auch an komplexen ökologischen Veränderungen beteiligt. Denn die Kisten enthielten auch Erde, darin wurden unbeabsichtigt auch immer Insekten und Krankheitserreger um die Welt geschickt. Einige davon
wurden zu einer Bedrohung für die Ökosysteme, in die sie umgesiedelt wurden, darunter der Kaffeerost,
der im heutigen Sri Lanka ausbrach.

Und heute

In den 1940er Jahren verboten die meisten Länder die Einfuhr von Erde, deshalb wurde die Produktion des Wardschen Kastens nach und nach eingestellt. Heute können lebende Pflanzen ohne Erde transportiert, in Plastik eingewickelt und direkt an Kontrollstellen geschickt werden, bevor sie in ein Land eingeführt werden.

Text von Birgit-Sara Fabianek


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