In einem rasanten Tempo eroberte die von Ruanda unterstützte Miliz M23 und die mit ihr verbündete Alliance Congo Fleuve (AFC) im Januar und Februar 2025 die Provinzhauptstädte Goma und Bukavu im Osten des Landes. Seitdem finden täglich heftige Kämpfe zwischen der M23 und der kongolesischen Armee statt, die von burundischen Truppen und den „Freiwilligen zur Verteidigung des Vaterlandes“ (Wazalendo) unterstützt wird. Die beiden Lager kämpfen um die Kontrolle weiterer Gebiete. Zudem sind um die 3.000 ruandische Soldaten im Land.

Eine Ausweitung des Konflikts auf andere Landesteile und das Nachbarland Burundi ist nicht ausgeschlossen. Auch in der Provinz Ituri nehmen die Spannungen zu: Übergriffe von Milizen nehmen zu und das ugandische Militär hat seine Präsenz bereits verstärkt. Die Zahl intern Vertriebener beläuft sich landesweit auf 7 Millionen Menschen, im Osten des Landes beträgt sie bis zu 6,4 Millionen. Es sind bereits mehrere Tausend Tote seit Beginn der heftigen Kämpfe zu beklagen. Deren Anzahl steigt angesichts der unzureichenden medizinischen Versorgung. In Goma wurden Flüchtlingscamps zwangsgeräumt. Gewalt und Überfälle sind an der Tagesordnung. Frauen sind dem durch sexuelle Übergriffe in besonderem Maße ausgesetzt.
Ein kirchlicher Friedensplan für die Zukunft der DR Kongo
Um die Gewalt zu stoppen und die Souveränität des Landes wiederherzustellen, werden verschiedene diplomatische Dialoge auf unterschiedlichen Ebenen geführt. Die Friedensinitiative der katholischen Bischofskonferenz CENCO und dem Zusammenschluss der protestantischen Kirchen Église du Christ au Congo (ECC) in der DR Kongo sticht dabei heraus: Der so genannte „Sozialpakt für Frieden und Zusammenleben in der DR Kongo und in der Region der Großen Seen“ zielt darauf ab, den Frieden im umkämpften Osten des Landes wiederherzustellen. Er basiert auf der Ubuntu-Philosophie und damit auf einer traditionellen afrikanischen Strategie zur Konfliktlösung. Der Friedensplan enthält zudem einen Appell an die internationale Gemeinschaft, die DR Kongo beim Aufbau besserer Lebensbedingungen zu unterstützen – um künftigen Generationen eine positive Zukunft zu bieten und einen Krieg in der Region zu verhindern. Ein weiteres Anliegen der Kirchen ist es, dass die natürlichen Ressourcen in der DR Kongo nicht länger illegal ausgebeutet werden, sondern geltende Regularien umgesetzt werden.

Kirchen als Vermittler – zwischen allen Konfliktparteien
Bereits im Dezember 2024 haben die Kirchenvertreter den Sozialpakt in Kinshasa vorgestellt. Der Umsetzungsplan erfolgt mit großer Entschiedenheit. Eine Delegation beider Kirchen führt Gespräche in alle Richtungen und mit allen Konfliktparteien. Begonnen haben sie im Februar mit Kongos Präsidenten Tshisekedi. In den darauffolgenden Tagen haben sie mit dem ruandischen Präsidenten Kagame, dem kenianischen Präsidenten Ruto und vor allen mit allen wichtigen kongolesischen Oppositionsführern wie dem Vorsitzenden der AFC und Tshisekedis intern stärksten Opponenten, Corneille Nangaa, gesprochen. Ihre Mission ist deutlich: Es bedarf eines innerkongolesischen Dialoges, um die politischen Gegner an einen Tisch zu bringen und friedliche und langfristige Lösungen für das Land zu finden.

Friedensinitiative mit Hürden
Die Resultate bleiben noch abzuwarten. Ein hoher Anteil in der Bevölkerung befürwortet diese Initiative, weil die Kirchen als Fürsprecher der Bevölkerung wirken und sich für die territoriale Integrität des Kongo einsetzen. Immer wieder haben sich die Kirchenvertreter für friedliche Lösungen eingesetzt, beispielsweise in Wahlkampfzeiten, und durch ihr Engagement Gewaltausbrüche verhindern können. Sie agieren als wichtiges politisches Korrektiv, sei es in der Wahlbeobachtung wie auch im Verfassungsschutz. Durch ihr politisches Engagement machen sich Kirchenvertreter auch angreifbar. Ihr Vorstoß mit den Miliz-Führern zu sprechen, hat bei der Regierung in Kinshasa für Unmut gesorgt.
Derzeit ist diese ökumenische Initiative der einzige sichtbare Dialogversuch auf zivilgesellschaftlicher Ebene. Umso wichtiger ist es, dass diese Initiative auch von außen, z.B. durch die deutsche Außenpolitik, anerkannt und unterstützt wird.