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Ein Angriff auf die Stimme der Kirche in Tansania

Am Abend des 30. April 2025 wurde Pater Charles Kitima, Generalsekretär der Tansanischen Bischofskonferenz (TEC), auf dem kirchlichen Gelände in Dar es Salaam brutal angegriffen – nur wenige Stunden nachdem er in den sozialen Medien die Missstände und fehlende Fairness bei den bevorstehenden Parlamentswahlen in Tansania kritisierte. Der Angriff hat landesweit Entsetzen ausgelöst und sorgt auch international für Aufmerksamkeit.

Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger*innen, Aktivist*innen und mutige Stimmen treffen auch Misereor-Projektpartner*innen. Foto: Maurice Ressel

Fr. Kitima ist kein Unbekannter: Als klare Stimme gegen Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Meinungsfreiheit setzt er sich stets für die Schwächsten in der Gesellschaft ein und fordert Rechenschaft von politischen Entscheidungsträger*innen. Bereits vor wenigen Monaten hatte Fr. Kitima bekräftigt: „Wir lehren die Menschen, für die Wahrheit einzustehen, koste es, was es wolle. Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Sein Mut ist vielen ein Vorbild – und der Angriff auf ihn ein alarmierendes Signal für die Bedrohung von Meinungsfreiheit und zivilgesellschaftlichem Engagement in Tansania.

Wahljahr im Schatten der Repression

Tansania steuert auf die Wahlen im November 2025 zu. Doch anstatt von einem offenen, demokratischen Wettbewerb ist das politische Klima zunehmend von Repression und Menschenrechtsverletzungen geprägt. Kritische Stimmen berichten von einer drastischen Einschränkung des politischen Handlungsspielraums, insbesondere für die Opposition. Sicherheitskräfte sollen systematisch gegen Oppositionsmitglieder vorgehen: Willkürliche Festnahmen, Einschüchterung und sogar das gewaltsame Verschwinden politischer Aktivist*innen stehen im Raum – vor allem im Kontext von Wahlkampfveranstaltungen. Besonders alarmierend ist der Wahlausschluss der größten Oppositionspartei CHADEMA durch die Wahlkommission INEC. Kritiker*innen sehen darin einen schweren Schlag gegen die demokratische Teilhabe. Hinzu kommt die strafrechtliche Verfolgung des CHADEMA-Vorsitzenden Tundu Lissu wegen angeblichen Hochverrats – ein Vorwurf wenige Monate vor den Wahlen, der mit der Todesstrafe geahndet werden kann.

Pater Charles Kitima, Projektpartner von Misereor, ist schwer verletzt: Er wurde im Gebäude der Bischofskonferenz brutal überfallen. Seit Jahren prangert er die zunehmenden Missstände in seinem Heimatland an. Foto: CIDSE 

Konflikt zwischen Kirche und Staat spitzt sich zu

Der Angriff auf Fr. Kitima ereignet sich inmitten wachsender Spannungen zwischen Regierung und religiösen Führern.

In ihrer Osterbotschaft hatten christliche Führer eindringlich vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft gewarnt und zu Frieden, Gerechtigkeit sowie einer Reform des Wahlsystems aufgerufen. Bischof Wolfgang Pisa, Präsident der TEC, forderte die sofortige Freilassung politischer Gefangener: „Es darf keine weiteren Verhaftungen und Schikanierungen geben.“

Präsidentin Samia Suluhu Hassan warnte hingegen vor einer Vermischung von Religion und Politik. Religiöse Plattformen, so ihre Mahnung, dürften nicht für politische Botschaften oder zur Anstachelung von Konflikten genutzt werden.

Der Angriff auf Fr. Kitima markiert einen kritischen Punkt in der aktuellen politischen Entwicklung Tansanias. Er zeigt, wie gefährlich es geworden ist, sich öffentlich für Gerechtigkeit und Demokratie einzusetzen und wie dringend es ist, die Stimmen der Zivilgesellschaft und der Kirche zu schützen und zu stärken.

Weitere Informationen

Zum Solidaritätsschreiben „In Solidarität mit Pater Charles Kitima“ der CIDSE Allianz hier

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