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Wenn Hitze lebensbedrohlich wird

Hitzeaktionstag am 4. Juni 

Heute findet zum dritten Mal der deutschlandweite Hitzeaktionstag statt. Meteorologen stimmen uns auf einen trockenen und heißen Sommer ein. Wem dabei Strandgefühle aufkommen, dürfte die Folgen früherer Hitzesommer vergessen haben: laut Bayerischem Rundfunk gab es allein 2022 in Deutschland mehr als 4.500 hitzebedingte Todesfälle, viele davon gelten als vermeidbar. Zudem nimmt die Zahl der gefährlichen Hitzetage und Hitzewellen durch die Klimakrise zu. Zwischen Mai 2023 bis Mai 2024 gab es laut einer aktuellen Analyse internationaler Klimaforscher in Deutschland 50 extreme Hitzetage – knapp die Hälfte davon, 24 Tage, seien direkt auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen.  
Der heutige Hitzeaktionstag will für diese Risiken sensibilisieren und für bessere Vorbereitung und mehr Klimaschutz werben (hitzeaktionstag.de). Dieser Tag zeigt also: durch den Klimawandel wird Hitze immer mehr zum Problem für die direkte Gesundheit der Menschen.

Ausgetrockneter Fluss in Bangladesch © Caritas Bangladesch
Ein ausgetrockneter Fluss in Bangladesch. Am Welthitzetag erinnert dieses Bild an die dramatischen Folgen extremer Hitze und Wasserknappheit für Mensch und Natur. © Caritas Bangladesch

Gerechtigkeit und soziale Auswirkungen

Hitze ist ein stiller Stressfaktor, der die Lebensqualität vieler Menschen beeinträchtigt und die soziale Ungleichheit weiter verschärft. Besonders stark davon betroffen sind Menschen im Globalen Süden. Sie müssen sich heute bereits viel stärker an gefährliche Hitzewellen anpassen, welche teilweise ein Limit für das menschliche Überleben darstellt. Denn Hitze beansprucht den Organismus in besonderer Weise und kann zu Problemen des Herz-Kreislaufsystems führen, wenn durch hohe Lufttemperatur das körpereigene Kühlsystem überlastet wird.  
Für bestimmte Gruppen stellt Hitze ein höheres Risiko als für andere, z. B. für Ältere, Schwangere und Kinder oder Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen. Aber auch die Wohn- und Lebensumstände haben erhebliche Auswirkungen: wer draußen arbeitet, z. B. auf dem Bau, oder in einfachsten Wellblechhütten in informellen Siedlungen lebt ist stärker betroffen.  

Menschen im globalen Süden passen sich an

Partnerorganisationen von Misereor, zum Beispiel in Indien passen sich bereits an Hitzestress an und ergreifen Maßnahmen. Partner setzen sich für Grünflächen ein, richten Trinkwasserstellen ein, andernorts werden Hütten isoliert oder schlicht Farbeimer ausgeteilt, um die Dächer weiß zu streichen und so abzukühlen. Und Sie fordern Politik zum Handeln auf! Sie befragen und sensibilisieren die lokalen Gemeinschaften und berichten der Lokalregierung über die Auswirkungen auf vulnerable Gruppen, wie Obdachlosen und Armen Menschen und fordern Schutz für sie ein. 
Schon heute kommt es durch Hitzewellen zum Verlust von Arbeitstagen und Familien haben zusätzliche Kosten. Für sie wirken Anpassungsmaßnahmen an Hitze wie eine Steuer, während sich ihre Arbeitsleistung reduziert. Diese Kosten sind zudem ein strukturelles Problem, da in Indien ein Großteil der Arbeitenden (ca.  90%) im informellen Sektor tätig sind. Ein weiterer Effekt und Kostentreiber für die Menschen ist der höhere Kühlbedarf durch Hitze, womit oft der Strombedarf durch Klimaanlagen steigt und Kühlung so zum immer größeren Stromtreiber wird. 

Hin zur klimagerechten Stadt

Um Gesundheitsschäden kurzfristig vorzubeugen, gibt es in Deutschland auf verschiedenen Ebenen Hitzeaktionsplane. Kommunen und Sozialverbände beginnen Altenheime und Krankenhäuser für zunehmende Hitzetage aufzustellen. Auch Länder des Globalen Südens arbeiten im Rahmen ihrer Nationalen Anpassungspläne daran. Oft fehlt dafür aber Geld, den von den nötigen Summen werden nur Bruchteile von den Hauptverursachern der Klimakrise bereit gestellt. Mittelfristig gilt es den städtischen Raum klimagerecht umzubauen und z. B. in dicht bebauten Gegenden Flächen zu entsiegeln. Dabei können auch bekannte Lösungen aus dem Süden, z. B. die Umstellung von Öffnungszeiten oder einer längeren Mittagspause (Siesta), übernommen werden. Es gilt die Gefahren von Hitze nicht zu unterschätzen und sich für mehr soziale Gerechtigkeit einzusetzen! 

Zum Autor: Fridtjof Kuhlmann arbeitet in der Abteilung Politik und globale Zukunftsfragen von Misereor.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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