Im Interview sprechen Nicholas Omunuk aus Uganda und Antonio Muagerene aus Mosambik über die zerstörerischen Folgen fossiler Großprojekte – und fordern globale Solidarität für eine weltweite und gerechte Energiewende. Die beiden reisten eine Woche durch Deutschland um mit Politik, Medien und Interessierten über die Situation in ihren Ländern zu sprechen.

Warum engagieren Sie sich gegen fossile Großprojekte?
Nicholas Omonuk: Ich komme aus Pallisa im Osten Ugandas. Meine Familie war auf Landwirtschaft angewiesen. In den Jahren 2013 bis 2015 war es sehr schwer, Wasser zu finden. Wir mussten den ganzen Tag suchen. Als ich an die Universität kam, habe ich verstanden, wie stark der Klimawandel unsere Gemeinschaften trifft. Ich habe gesehen, wie marginalisierte Menschen unter Landraub, unfairen Entschädigungen und Projektstilllegungen leiden. Das hat mich politisiert. Deshalb kämpfe ich für Klimaschutz, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.
António Muagerene: Ich bin Direktor von Caritas in Nampula. Die Gasförderung in Cabo Delgado hat unsere Region ins Chaos gestürzt. Seit 2017 gibt es bewaffnete Konflikte. Über 1,3 Millionen Menschen wurden vertrieben. Die versprochene Entwicklung blieb aus und Kompensationen waren minimal, viele Menschen leben heute ohne ausreichende Unterkunft oder Nahrung. Als Kirche sehen wir es als unsere Pflicht, diese Ungerechtigkeit zu benennen.

Wie sieht Ihre Arbeit konkret aus?
Nicholas Omonuk: Ich bin Teil von „End Fossil Occupy Uganda“. Wir organisieren Besetzungen, z. B. an der Universität, und Proteste wie in Chira. Wir arbeiten mit Schulen und Universitäten, um junge Menschen für Klimagerechtigkeit zu sensibilisieren. Wir haben auch ein Netzwerk ostafrikanischer Aktivist*innen aufgebaut, um unsere Stimmen zu bündeln.
António Muagerene: Caritas ist ein Netzwerk der katholischen Kirche. Wir leisten humanitäre Hilfe, z. B. für Geflüchtete in Nampula. Gleichzeitig arbeiten wir mit lokalen und internationalen Partnern an Advocacy-Aktivitäten – etwa zu Klimaschutz und fossiler Ausbeutung. Wir versuchen, die Stimmen der betroffenen Gemeinschaften hörbar zu machen.
Was erwarten Sie von der internationalen Gemeinschaft – insbesondere von Ländern wie Deutschland?
Nicholas Omonuk: Ich denke, Deutschland sollte nicht zurückweichen. Als christlich geprägtes Land hat es eine Verantwortung, globale Gerechtigkeit zu fördern. Es sollte nicht dem Beispiel anderer Länder folgen, die sich aus der Entwicklungsfinanzierung zurückziehen.
António Muagerene: Wir haben Gespräche mit Abgeordneten und Ministerien geführt. Wir haben unsere Herausforderungen geschildert und betont, wie wichtig es ist, Ressourcen für die Umsetzung von Energiewende-Projekten bereitzustellen. Deutschland hat Einfluss auf EU-Politik – diesen Einfluss sollte es nutzen, um sicherzustellen, dass die Stimmen der Gemeinschaften in den Abbauregionen gehört werden.

Was möchten Sie den Lesenden noch mitgeben?
Nicholas Omonuk: Wir müssen die fossile Wirtschaft beenden. Junge Menschen sind bereit, sich zu engagieren. Wir brauchen eine gerechte Energiewende – jetzt.
António Muagerene: Die fossile Ausbeutung bringt keine Entwicklung – sie bringt Vertreibung, Hunger und Angst. Wir brauchen eine neue Art der Ressourcennutzung, die auf erneuerbare Energien setzt und die Menschen schützt.
Antonio Muagerene ist Direktor der Caritas Napulo. Er unterstützt Gemeinden in ihrer Interessensvertretung gegenüber Gaskonzernen und koordiniert die Nothilfe für Binnenvertriebene in Mosambik.
Nicholas Omonuk ist Klimaktivist Gründer von End Fossil Occupy Uganda. Diese Bewegung setzt sich für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und einen gerechten Übergang von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu Nachhaltigkeit ein.
Hinschauen. Handeln. Solidarisch sein.
Die Stimmen von Nicholas Omonuk und António Muagerene zeigen: Die Klimakrise ist kein abstraktes Zukunftsthema – sie ist Realität. Und sie trifft jene am härtesten, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Ihr Engagement ist ein Aufruf an uns alle: Hinschauen. Handeln. Solidarisch sein.
Denn es gilt: Keine Energie auf Kosten der Ärmsten!