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Happy Birthday Klimaabkommen – Drei Gründe das Pariser-Abkommen zu feiern (und viele zum Weitermachen)

Zehn Jahre Pariser Klimaabkommen – ein Grund zum Feiern? Kurz vor dem Jubiläum kommt die Welt in Belém zur COP 30 zusammen. Auch Misereor ist mit vielen Partnerorganisationen dabei. Gemeinsam fragen wir: Was hat das Abkommen in einem Jahrzehnt wirklich bewegt? Und gibt es bei aller Krisenstimmung überhaupt Anlass für Optimismus?

Klimawandel 1,5-Grad-Ziel Fridays For Future
Immer dringlicher stellt sich die Frage: Wie kann das 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimavertrages eingehalten werden? © Mika Baumeister / Unsplash

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 hat einen wissenschaftlichen Konsens politisch verankert: Die Erderwärmung muss auf möglichst 1,5 °C begrenzt werden, da darüber hinaus stabile Lebensbedingungen gefährdet sind. In einem multilateralen System bringen alle Länder ihre nationalen Klimaziele (NDCs) ein, um gemeinsam die Klimakrise zu bewältigen. Die Klima-Finanzierung ist solidarisch und nach dem Verursacherprinzip strukturiert, Anpassung und Schäden werden nach Verantwortung und mit dem Blick auf Entwicklung umgesetzt.

Erster Grund zu feiern: Fossile Energien verlieren ihre Macht

10 Jahre später ist das Pariser Klimaabkommen in einer Welt angekommen, in der viele Länder lieber miteinander streiten, als zusammenzuarbeiten. Es sorgt trotzdem weiterhin für Kooperation, um unseren Planeten für alle lebenswert zu erhalten. Das Abkommen hat global zu mehr Klimaschutz beigetragen, aber auch seine Gegner*innen deutlich und für alle transparent sichtbar gemacht: Der wachsende Widerstand gegen fossile Energien ist kein Rückschritt – er ist ein Fortschritt. Er zeigt, dass die Energiewende nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich angekommen ist. Immer mehr Menschen, Organisationen und Staaten stellen sich gegen Öl, Gas und Kohle – und für eine gerechte, erneuerbare Zukunft. Der Pushback ist Ausdruck eines Kipppunkts: Fossile Energien verlieren ihre Legitimität, weil sie Entwicklung verhindern, Ungleichheit verstärken und unsere Lebensgrundlagen zerstören.

Proteste im südafrikanischen Johannesburg gegen die fatalen Folgen der Kohleförderung. Foto: Oupa Nkosi

Der Erfolg der Energiewende zeigt sich dort, wo fossile Geschäftsmodelle ins Wanken geraten – und Erneuerbare zur neuen Norm werden. In vielen Partnerländern, wie beispielsweise in Bangladesch sehen wir, wie die wirtschaftlich attraktive Solarenergie zu einem Boom auf dem privaten Solarmarkt führt und das ganze Land in eine massive Energiewende führt.  Länder wie Kolumbien stellen sich geschlossen hinter den fossilen Ausstieg und lenken ihre Wirtschaft und ihr Energiesystem in eine zukunftsfähige Richtung. Während die globale Zielmargen in vielen Ländern stimmen und schon freudig darüber gesprochen wird, dass der Kipppunkt zur globalen gerechten Energiewende absehbar ist,braucht es doch einen engeren Blick auf soziale Sicherungssysteme und eine gerechte Begleitung dieses Veränderungsprozesses.

Solarenergie Lesotho Bergdorf
Erneuerbare Energien bieten die große Chance, viele Menschen kostengünstig mit Energie zu versorgen – auch diejenigen, die in dünn besiedelten Gebieten leben. Hier zum Beispiel im südafrikanischen Lesotho. © Herbert Bieser / Pixabay

Zweiter Grund zu feiern: Ein Werkzeug in den Händen der Betroffenen

Hier zeigt sich eine Stärke des Pariser Klimaabkommens, denn es nimmt die historischen Emissionstreiber und auch aktuelle CO2-Emittenten in die Verantwortung – wenngleich leider bisher nur nach einem Verantwortlichkeitsprinzip und freiwillig. Schlussendlich liegen jedoch 10 Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen zahlreiche rechtliche Abkommen und Gerichtsurteile, wie die Advisory Opinion des International Court of Justice auf dem Tisch und können dazu beitragen, dass einzelne Staaten für mehr Klimaschutz oder gerechtere internationale Unterstützung klagen.   Diese juristische Komponente kann neben dem Druck durch Zivilgesellschaft und die klaren Bedarfe aus Ländern des globalen Südens, eine neue Dimension der internationalen Klimadiplomatie ergänzen, um mehr Hilfe für armgemachte Länder in der Bewältigung der Klimakrise zu bekommen.

Rechte der Natur Marsch 2019 Bucaramanga Kolumbien
Die Menschen demonstrieren weltweit für mehr Klimaschutz: In Kolumbien finden am Tag der Umwelt im ganzen Land Demonstrationszüge statt, auf denen Umweltvergehen angeprangert werden; das Foto zeigt den Marsch 2019 in Bucaramanga. © Compromiso

Dritter Grund zu feiern: Klimaschutz ist in der Breite der Gesellschaft angekommen

Im Vergleich zum Jahr 2015 hat sich spürbar viel verändert: Die Mehrheit der Menschen global spüren bereits die Klimakrise und mehr als 80 % der Menschen global fordern von ihren Regierungen mehr gegen den Klimawandel zu tun. Das ist eine massive Unterstützung des Pariser Klimaabkommens, denn die Breite der Gesellschaft gibt ambitioniertem Handeln ihre Rückendeckung. Knapp 90 % wünschen sich zum Klimawandel mehr internationale Zusammenarbeit, auch wenn der politische Ton aktuell in eine andere Richtung weisen mag. Das zeigt vor allem eins: multilaterale Klimaanstrengungen sind nicht nur nötig, sondern explizit gewünscht und noch etwas anderes: Sie müssen dringend gestärkt und ausgebaut werden! Denn schließlich schreitet die Klimakrise fort und jedes Zehntel Grad zählt – für Mensch und Natur.

Das Pariser Abkommen hat viel bewegt. Aber es bleibt noch viel zu tun.  Wir sind global bereiter, denn je auf die globale Klimakrise angemessene Antworten zu finden. Nun muss diese Gewissheit die politischen Entscheidungsträger*innen der COP 30 erreichen, um 10 Jahre nach Paris  in die richtige Richtung zu lenken – und zwar schnell, gerecht und gemeinsam.

Geschrieben von:

Madeleine Woerner

Madeleine Alisa Wörner ist Expertin für Energiepolitik bei Misereor.

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