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Sojaanbau, Viehfutter und Biodiesel

Es ist schon ziemlich dunkel an diesem Abend mitten in der argentinischen Provinz Chaco, und ich kann nur sagen: Selten bin ich in einer derart einsamen und menschenleeren Landschaft gewesen. Die schnurgerade Landstraße und der sie säumende Wald wollen kein Ende mehr nehmen und jetzt nach Sonnenuntergang muss unser Fahrer höllisch aufpassen, dass er nicht mit zu hohem Tempo in die vielen tückischen Schlaglöcher poltert und unseren Kleinbus ruiniert.

Sojaanbau in Argentinien / Florian Kopp

Hier ist so mancher Farmer erst nach einer kleinen Ewigkeit erreichbar. So mussten wir uns auf der Fahrt zu einer Hofanlage von sieben Familien nach der Abzweigung von der Landstraße geschlagene 40 Minuten über eine huckelige Schotter-Graspiste quälen, bis das Ziel in der trocken-stacheligen Savannenlandschaft endlich auftauchte. Und ich lerne: Nach dem Amazonas-Gebiet ist der Chaco die größte zusammenhängende Waldfläche Lateinamerikas. Read more

Von farbenfrohen Stoffen, glitzernden Armreifen, kunstvoll geflochtenen Körben und Taschen

Das Handwerksproduzenten-Netzwerk COFTA zu Gast bei MISEREOR.

Schöne, bunte Dinge…

Es herrscht ein ungewohntes Gewimmel im Foyer der Geschäftsstelle des Bischöflichen Hilfswerks MISEREOR in Aachen. Grund für die Menschenansammlung ist der Besuch des Produzentennetzwerks COFTA, das seine Waren präsentiert. Zahlreiche Mitarbeiter scharen sich um die Tische und bestaunen die bunten Tücher und reich verzierten Schmuckstücke.

Die Cooperation for Fair Trade in Africa (COFTA) gründete sich im Jahr 2004. Mittlerweile hat die Kooperation über 70 Mitglieder in 20 afrikanischen Ländern. Mit seinen Projekten setzt sich COFTA für den Fairen Handel und einen besseren Marktzugang von afrikanischen Produzenten ein.

Das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR unterstützt das COFTA Market Acces Programme (MAP) mit einer Fachkraft in Kenia. Sie berät das Netzwerk und seine Mitglieder zu allen Fragen und Problemen, die Produktentwicklung, Lieferzeit sowie die Produktionsmenge und -qualität betreffen.

Eine Fotostrecke gibt es hier zu sehen.

Über die Autorin: Dorothea Spanke studiert in Passau Europastudien und unterstützt derzeit in ihren Semesterferien als  Praktikantin das 2 Euro helfen Team.

Peru: „Die Armen haben mich gelehrt, die Hoffnung nicht zu verlieren“

Seit fast 90 Jahren vergiftet die Kupfer- und Bleigießerei Umwelt und Einwohner der peruanischen Stadt La Oroya. 97 Prozent der Kinder unter sechs Jahren haben einen hohen Bleigehalt im Blut auf, der weit über den von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Höchstwerten liegt. Im Interview spricht Erzbischof Pedro Barreto über die jüngsten Morddrohungen gegen ihn, seinen Kampf für die Einhaltung von Umweltstandards und die Rolle der Kirche in Lateinamerika.

Wie leben und arbeiten Sie mit den Morddrohungen? Das ist doch sicherlich eine sehr schwierige Situation, ständig in Gefahr zu sein?

Erzbischof Pedro Barreto

Erzbischof Pedro Barreto

Erzbischof Pedro Barreto: Ja, es ist so, dass solche Drohungen mich schon seit acht Jahren begleiten, sozusagen seitdem ich Erzbischof der Diözese Huancayo bin. Es ist so wie bei den Armen; wenn sich jemand in einer schwierigen Situation befindet, stellt sich nicht die Frage, wie unter solch ungerechten Umständen die Hoffnung aufrecht erhalten werden kann. Ich will damit sagen, dass es die Armen sind, die mich
gelehrt haben, stark zu sein und die Hoffnung nicht zu verlieren. Ich bin überzeugt davon, dass es eine Mission ist, mit der mich Jesus beauftragt hat, und er selbst gibt mir Kraft, um weiter zu kämpfen und mich weiter für den Schutz von Leben und Umwelt einzusetzen.

Und Ihr Team, Ihre Mitarbeiter? Auch sie bekommen mittlerweile Drohungen, oder?

Erzbischof Pedro Barreto: Ja, das ist richtig. In diesem besonderen Fall haben zwei Mitarbeiter des Projekts telefonisch Drohungen erhalten. Zu einer Mitarbeiterin sagten sie auch, dass der Erzbischof sich schon mal seinen Sarg kaufen kann und sich auf den Tod vorbereiten soll. Das Neue ist also jetzt, dass es nicht mehr nur an den Bischof, an mich gerichtet ist, sondern auch an die Mitarbeiter, die mit dem Staat, den Unternehmen und der Bevölkerung zusammenarbeiten wollen, um dieses schwerwiegende Problem der Umweltverschmutzung anzugehen. Read more

Vom Streben nach Glück

„Glück für die Welt. Die Vereinten Nationen diskutieren ein neues Wohlstandsmodell“, so heute ein Artikel auf Seite eins der Süddeutschen Zeitung. Worum geht’s? Das Himalaya-Königreich Bhutan hat zu einem Spitzentreffen bei den Vereinten Nationen in New York eingeladen. 600 hochkarätige Teilnehmer sind angekündigt, sie sollen sich mit einer neuen möglichen Wirtschaftsordnung auseinandersetzen, einem System, in dem nicht mehr der Wohlstand eines Landes im Mittelpunkt steht, sondern das Wohlbefinden, das Glück seiner Bürger. Wachstumskritik auf höchster Ebene. Ban Ki Moon kommt und Prinz Charles ist per Video zugeschaltet. Es soll um mehr Nachhaltigkeit gehen, um das Streben nach Glück als politische Maxime.

Eine neue Initiative zum Umdenken, weg vom gängigen Wachstumsmodell, hin zu einer neuen Vision, einer Alternative: Das ist ganz im Sinne MISEREORs und des Mottos „Gut leben statt viel haben.“ Denn das Wachstum stößt an seine sozialen und ökologischen Grenzen, das wird uns in unserer Arbeit täglich bewusst: Umweltverschmutzung, Artensterben, Ausdehnung von Armutsvierteln, Ressourcenknappheit. Deshalb engagiert sich MISEREOR schon seit Jahren für einen Kurswechsel hin zu einer nachhaltigeren Ökonomie.

Erfahren Sie mehr in unserem spannenden Dossier „In den Grenzen von morgen!“ 

Flatternde Lungen

„Wenn einer bald stirbt, dann kann ich das spüren“, sagt Xu Yundong und legt einem hageren Bauern die Hand auf die Schulter. „Dann flattert die Lunge.“ Xu muss es wissen: Er hat das Flattern bei so vielen gespürt: Bei seinen Kollegen in der Schleiferei für Halbedelsteine, wo er sich selbst, als einer der ganz wenigen mit abgeschlossenen zwölf Jahren Schulbildung, zum Manager hochgearbeitet hat.

Die Folgen jahrelangen Steineschleifens sind nicht zu übersehen.

Die Folgen jahrelangen Steineschleifens sind nicht zu übersehen.

Bei anderen jungen Männern aus seinem Dorf im Norden Chongqings, wo jede Familie nach der Landreform nur ein mu bekam [das entspricht einer Größe von zweieinhalb Tennisplätzen], wovon sie sich gerade so satt essen kann, und von wo bereits 1988 großen Scharen aufgebrochen sind, um in der tausend Kilometer entfernten Sonderwirtschaftszone Shenzhen Arbeit zu finden. Dann hat er das Flattern bei den Arbeitern gespürt, die wie er nach Shenzhen zurückgekehrt waren, um in jahrelangen Prozessen eine Entschädigung zu erstreiten, oder – weil sie nichts anderes gelernt hatten – weiter Steine zu schleifen, dann aber nicht mehr als Angestellte, sondern als Scheinselbständige. Read more

Widerstand als Pflicht

„Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“, sagte Bertolt Brecht einmal zum Thema Widerstand. Ein Widerstand, der Aussicht auf Erfolg haben soll, braucht manchmal eine starke Koalition. Vor allem, wenn er sich gegen Korruption, gegen starke politische Gegenpole wendet.
Im Kampf gegen Intransparenz im Rohstoffsektor ist MISEREOR diese Koalition mit Brot für die Welt, Transparency International und dem Global Policy Forum eingegangen. Seit Jahren engagieren sich diese Organisationen für mehr Transparenz im Rohstoffhandel. Heute richtete sich ihr Widerstand in Berlin gegen die Bundesregierung, die momentan die Pläne der EU für mehr Transparenz im Rohstoffsektor blockiert. Read more