Obgleich die Einführung des Agrosprits bislang in der Zuständigkeit des Umweltressorts lag, hat Wirtschaftsminister Brüderle am heutigen Dienstag zum Benzin-Krisengipfel geladen. Teilnehmen werden Agrar- und Verbraucherministerin Aigner, Umweltminister Röttgen und Verkehrsminister Ramsauer sowie Automobilverbände, die Autoclubs ADAC und AvD, Verbände der Mineralölwirtschaft, die Agrosprit-Branche, der Bauernverband und die Verbraucherzentralen.
Vertreter der Entwicklungspolitik und Umweltverbände fehlen völlig. Misereor fordert die Bundesregierung dazu auf, auch Umwelt- und Entwicklungsverbände am Dialog zu beteiligen und die weitreichenden sozialen Auswirkungen der Agrospritpolitik ergebnisoffen zu diskutieren.
Die Behauptung, in Deutschland werde lediglich heimisch produziertes Agroethanol in die Tanks geschüttet, führt in die Irre. Zwar wird hierzulande Agroethanol vorwiegend durch Fermentaton zu zwei Dritteln aus Getreide und einem Drittel aus Zuckerrüben hergestellt, doch steigende Importe sind absehbar. Nach Berechnungen des Londoner Institute for European Environmental Policy (IEEP) wird die EU insgesamt 50% des Agroethanols und 41% des Agrodiesels importieren müssen, umgerechnet eine Fläche von 69.000km2 (Fläche Irlands) jenseits ihres eigenen Territoriums beanspruchen.
Die Importe aber kommen vorwiegend aus Regionen wie Südostasien und Lateinamerika, in denen Land ein hart umkämpftes Gut ist und der Anbau von Energiepflanzen zu einer verstärkten Landnahme (Landgrabbing) durch Großkonzerne geführt hat.