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Rundreise zur Fastenaktion: Tag 2 in Lima

Gottfried Baumann von Misereor bloggt im Vorfeld der Fastenaktion von einer Reise in Peru. Er ist dort mit Vertretern des Bistums Regensburg unterwegs. In Regensburg findet in diesem Jahr die Eröffnung der Fastenaktion unter dem Leitwort „Menschenwürdig leben. Überall!“ statt.

Die andere Seite von Lima haben wir heute kennengelernt. Obwohl wir in der gleichen Stadt unterwegs sind, ist es, als sei man auf einem anderen Planeten, oder besser: Dem Mond. Aber der Reihe nach.

Nah bei den Menschen: Mit einer Delegation von Regensburgern in Lima unterwegs.

Nah bei den Menschen: Mit einer Delegation von Regensburgern in Lima unterwegs.

Schon früh am Morgen machen wir uns auf nach Cabayllo im äußersten Norden von Lima. Beim Generalvikar  des Stadtrandbistums erfahren wir – nach Morgenmesse und Frühstück – etwas über die Gefängnisarbeit. Denn dort ist eines der größten Gefängnisse des Landes, in dem auch viele Mitglieder der Terrorvereinigung „Leuchtender Pfad“ einsitzen.

Dieser gehörten auch viele Jugendliche an, die für schwere Massaker und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht wurden. Wie geht man damit um, als Jugendlicher aus ideologischen Gründen andere gefoltert, verletzt, getötet zu haben? Die Kirche übernimmt in diesem Gefängnis eine wichtige Aufgabe für die  Menschen, um die sich sonst niemand kümmert.
Eine Dreiviertelstunde Autofahrt später sind wir dann in Lomas de Cabayllo, wo die Menschen am Rande des Mülls leben. CIDAP, der MISEREOR-Partner, erwartet uns mit einem umfangreichen Besichtigungsprogramm. Read more

Weltsozialforum in Dakar: Misereor-Partner verurteilen Landgrabbing

Wie ist es zu bewerten, wenn Investoren riesige landwirtschaftliche Flächen in Afrika aufkaufen, um dort Pflanzen für Agrartreibstoffe oder andere Exportprodukte anzubauen, und dabei gleichzeitig den dort lebenden Bauernfamilien ihre Lebensgrundlage rauben?

Bauernorganisationen demonstrieren in Dakar gegen Landgrabbing

Von Montag bis Mittwoch haben 50 Teilnehmer/innen aus 25 Ländern auf Einladung von Misereor, FIAN, dem Netzwerk Afrika und lokalen Partnern am Rand des Weltsozialforums im Senegal dieses so genannte „Landgrabbing“ analysiert und diskutiert. Die Fakten und Fallbeispiele haben dabei deutlich werden lassen, dass diese Art der Investition in Land Menschen in Armut und Hunger treibt und darüber hinaus fast immer mit erheblichen und irreversiblen Schäden für Klima und Umwelt verbunden ist. Read more

Kolumbien: Maria Jara Gutierrez – Eine mutige Richterin

Die Liste der kolumbianischen Menschenrechtsorganisation FASOL mit den Namen ermorderter Mitarbeiter der Justizbehörden ist lang. Sie ist eine Dokumentation des Schreckens mit einer klaren Botschaft insbesondere an Richter und Staatsanwälte: Je nachdem, mit welchem Angeklagten sie es vor Gericht zu tun haben, können Urteile nach Recht und Gesetz für die verantwortlichen Justizbeamten gefährlich werden. Diese Erfahrung musste auch Maria Stella Jara Gutierrez machen.

Maria Gutierrez

Maria Gutierrez

Sie ist Richterin der 3. Abteilung für Strafsachen am Oberlandesgericht der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Gutierrez hatte den pensionierten Militär-Oberst Luis Alfonso Plazas Vega zu 30 Jahren Haft verurteilt: Schuldig des gewaltsamen Verschwindenlassens von elf Zivilisten. Das Verbrechen geschah vor 25 Jahren bei der Erstürmung des Justizpalastes in Bogotá. Damals hatten linke Rebellen das zentrale Justizgebäude besetzt und etwa 350 Menschen als Geiseln genommen. Read more

Cancun: Die ganze Welt versammelt auf dem Mond

Die ganze Welt trifft sich beim Klimagipfel – und MISEREOR trifft Aktivisten, die auch für eine gerechte Klimapolitik streiten.

Nice to meet you! Mucho gusto! Ça va? Muito Prazer! Hey, Hallo! An allen Ecken tönen andere Sprachen durch die Hallen in Cancún – auch solche, von denen ich kein einziges Wort wiedergeben könnte, selbst wenn ich wollte. Im Bus, auf der Straße, in den Verhandlungsfluren trifft man auf die ganze Welt. Fidji, Tuvalu, Guinea Bissao, Kongo, Neuseeland, USA, Irland, Togo, Tokelau (Entschuldige, wo liegt das?).
Alle machen sich auf den Weg in den Moon Palace – den Mond Palast. Hier trifft sich die Welt zur Verhandlung und es ist schon spannend, in kürzester Zeit so viele unterschiedliche Menschen zu treffen. Die lange Anreise aus dem Zentrum – so anstrengend sie auch ist – macht es möglich, ins Gespräch zu kommen. Da in den Bussen laute Videos laufen und am Abend das Licht nicht an ist, kann man eh nicht arbeiten.
Hier ist die Welt ein Dorf, und mitten in diesem Dorf stehe ich im Mondpalast. Wenn die Welt wirklich ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre, würden sechs Personen 60% des gesamten Weltreichtums besitzen und einen Großteil der Treibhausgasemissionen auf diesem Planeten produzieren.  Die Zunahme von extremen Wetterereignissen träfen hingegen jene 80 im Dorf, die in prekären Wohnungen leben, oft an Flussufern und Hängen und nichts zum Klimawandel beigetragen haben. Die Zeitungsberichte über die Klimakonferenz im Mondpalast könnten nur 68  lesen, da der Rest Analphabeten sind. Nur sieben würden verstehen können, was Treibhausgase sind und wie sie chemisch und physikalisch wirken. Denn sie haben keinen weiterführenden Schulabschluss. 13 würden schon heute hungern und der Klimawandel wird ihre Anzahl erhöhen.
Wenn die Welt wirklich ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre, dann würden darunter 61 Asiaten,
12 Europäer  und 13 Süd- und Nordamerikaner leben.  Zudem 13 Afrikaner und 1 Australier.
In unserem Dorf auf dem Mond leben aber mindestens 50 in Europa und anderen Industrieländern. Entwicklungsländer können sich die hohen Kosten der Teilnahme für viele Mitarbeiter  gar nicht leisten und es gibt nur wenige, die sich Vollzeit mit der Klimapolitik beschäftigen können. Read more

Cancun: „Morgen, morgen nur nicht heute…“

Manana – morgen. Der Klimawandel muss aber heute bekämpft werden!

„Bei uns in El Salvador, in der Region in der ich lebe, hat es seit vollen 2 Monaten nicht ein einziges Mal geregnet. Normalerweise würden die Bauern jetzt im Dezember auf dem Feld sein und die Ernte einbringen, doch so gut wie nichts hat diese zwei trockenen Monate überlebt“ erzählt mir Manuel Moran, der Direktor von Caritas Santa Ana in El Salvador. Ich sitze mit ihm zusammen auf einem Partnerworkshop, zu dem Misereor parallel zu den internationalen Klimaverhandlungen im mexikanischen Cancún eingeladen hat. „Der Preis für Bohnen ist bereits auf 2,40 Dollar pro Kilo gestiegen. Das ist mehr als Doppelte des üblichen Preises! Wie sollen Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben, sich das noch leisten?“ fragt er kopfschüttelnd.

Eine Antwort darauf hat niemand von uns. Doch jeder der Anwesenden aus insgesamt sieben verschiedenen lateinamerikanischen Ländern hat Ähnliches zu berichten. „Ich höre immer wieder, dass durch den Klimawandel der Amazonas in Zukunft austrocknen könnte“ ergreift Ivo Poletto aus Brasilien das Wort. „ Aber jetzt mal ganz ehrlich und unter uns: das ist kein Zukunftsszenario sondern es ist jetzt schon fast soweit. Innerhalb der letzten fünf Jahre hatten wir im Amazonas zwei extreme, wirklich extreme Dürren. Dieses Jahr war es so schlimm, dass die Leute überhaupt keine Möglichkeit mehr hatten aus ihren Dörfern heraus zu kommen. Sämtliche Flüsse und Kanäle waren komplett ausgetrocknet und wie sollen sie dann zum Markt fahren oder zur Schule zu gehen?“

Tatsächlich ist die Situation im Amazonas derzeit mehr als drastisch. Read more

Cancun: Und sie bewegt sich doch…!

Es ist Halbzeit bei den internationalen Klimaverhandlungen in Cancún. Während in der letzten Woche ein großer Teil der Diskussionen eher verhalten und hinter verschlossenen Türen stattfand, gehen die Verhandlungen ab jetzt in die heiße Phase. Große Erwartungen an diesen Klimagipfel hatte bisher niemand, denn gerade die größten Treibhausgasemittenten wie China oder USA zeigten im Vorfeld keinerlei Ambition.

Wenig verwunderlich startete deshalb diese COP 16 auch mit allerlei unerfreulichen Nachrichten. Mehrere Länder verabschiedeten sich von einer zweiten Verpflichtungsperiode des Kioto Protokolls, das 2012 ausläuft. Zuerst Canada gefolgt von Japan und Russland. Wir erinnern uns: 1997 wurde das Kioto Protokoll beschlossen, mit dem sich alle Industrienationen – mit Ausnahme der USA – verpflichteten, ihre Treibhausgase zu senken. Das Kioto Protokoll ist demnach bisher das einzige internationale Instrument, das Klimaschutz für Industriestaaten rechtlich verbindlich festlegt.

„Warum kommen die Länder überhaupt nach Cancún, wenn sie doch letztendlich nicht bereit sind, sich für ambitionierten Klimaschutz einzusetzen?“ fragt mich Zoraya Vargas von einer unserer Partnerorganisationen in Bolivien, die ich hier in Cancún treffe. Wir alle sind letztendlich hier, weil wir daran glauben, dass ambitionierter Klimaschutz möglich und vor allem dringend notwendig ist. Read more