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Welterdüberlastungstag: Die nächsten 100 Tage entscheiden die Weichenstellung in der EU

Wir setzen uns für Klimaschutz, Gerechtigkeit und Frieden ein  

Es ist der 31. Juli 2024 und es ist kaum merklich, dass morgen, am 01. August, der Tag erreicht ist, an dem unsere Welt aus dem Gleichgewicht gerät, denn es ist schon wieder “Global Overshoot Day”. Dieser Welterdüberlastungstag gibt den Tag im Jahr an, an dem alle Ressourcen, die in diesem Jahr wiederhergestellt werden können, verbraucht sind. Für das Jahr 2024 haben wir morgen also den Moment erreicht, ab dem wir auf Kosten der Armen und zukünftiger Generationen leben.   

Frau, die auf Rohren geht
© Picture Alliance

Pfade zur Klimagerechtigkeit nutzen am Welterdüberlastungstag

An diesem internationalen Mahntag für mehr Klimaschutz, weniger Umweltzerstörung, weniger Ausbeutung und mehr internationaler Solidarität, scheint es leicht in einen negativen Zukunftsdeterminismus zu verfallen. Schließlich ist es seit Beginn der Berechnung Fakt, dass der Tag in den Sommermonaten landet. Zusammen mit unseren Partnerorganisationen wissen wir: Jedes Zehntel Grad, jede politische Anstrengung und jedes investierte Geld in eine klimafreundliche, gerechte und friedliche Welt, sind Schritte in die richtige Richtung. Das gilt weltweit und besonders in Europa: Hier sind die finanziellen Mittel vorhanden, um den Herausforderungen zu begegnen. Hier wurden die historischen Emissionen verursacht, die die Erde in dieses Ungleichgewicht drängen und wo die Ressourcen verarbeitet, benutzt und weggeschmissen werden. Dieses Europa hat aktuell die einmalige Möglichkeit, seinen bereits eingeschlagenen Weg in eine klimafreundlichere, gerechtere und friedlichere Welt fortzuführen, und zwar mit einem Green and Social Deal als kommendes Mandat der EU-Kommission.  

Die richtige Weichensetzung in der EU mit einem Green and Social Deal fortführen 

In den vergangenen fünf Jahren wurde auf EU-Ebene ein wahrer Marathon an Gesetzespaketen für den Klimaschutz und Reduktionen um mindestens 58 Prozent bis 2030 hingelegt. Dieses Paket hat sehr ambitioniert und verheißungsvoll begonnen und wurde ab Ende 2022 verstärkt ausgehöhlt. Das hat dazu geführt, dass heute starke Politikinstrumente für den europaweiten Kohlenstoffmarkt vorhanden sind und die Energiewende beschleunigt wurde. Gleichzeitig wurde für die Sektoren Landwirtschaft, Gebäude, Verkehr und Industrie eine große Aufgabe für das kommende Mandat der EU-Kommission hinterlassen. Hier muss nun nachgesteuert werden. Beim Sektor Verkehr hat auch insbesondere Deutschland eine große Verantwortung die nötigen Veränderungen mitzutragen und aktiv mit dem Blick auf neue Geschäftsfelder mitzugestalten. Es ist klar, dass sich Europa weg vom Individualverkehr bewegen wird.  

Es gibt eine andere große Lücke im European Green Deal, die geschlossen werden muss. Hier geht es um Antworten auf soziale Fragen und die konkrete und gerechte Umsetzung der vielen Gesetzespakete. Eifrige Politikmacher*innen auf nationaler Ebene und in den EU-Institutionen sind hier gleichermaßen gefragt, den Blick auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse zu werfen, entsprechend sozial-negative Wirkungen abzufedern und Co-Benefits des klima- und sozialpolitischen Umbaus hervorzuheben. In der Energiewende ist mit Just Transition (gerechter Energiewende) ein Konzept benannt, dass Umsetzungs- und Anwendungsanker braucht, etwa durch eine robuste Finanzierung.  

Ausgebrannt am Welterdüberlastungstag: Zerstörte Umwelt als Auswirkung der fossilen Energiegewinnung
Ausgebrannt: In vielen Erdölgebieten sind ganzen Landstriche durch Öl-Lecks verseucht. © Torres | Misereor

Ein wichtiger Bestandteil für die nachhaltige und soziale Zukunftsfähigkeit der EU sind die Klimaziele für 2035 und 2040 . Aktuell findet ein EU-weiter Prozess zur Definition des 2040-Klimaziels statt. So hat Ursula von der Leyen in ihrer Auftaktrede im EU-Parlament und in den Political Guidelines “Europe’s Choice” bereits eine EU-weite GHG-Reduktion von mindestens 90 Prozent bis 2040 zugesagt. Dazu gehören EU-weite und verbindliche fossile Ausstiegsdaten für die Energieträger Kohle, Öl und Gas. Entsprechend der G7-Zusage muss das Ende der Kohle bis 2030 angestrebt werden. Im Jahr 2035 muss das Ende von fossilem Gas folgen und bis 2040 müssen alle fossilen Energieträger aus dem europäischen Energiemix durch erneuerbare Lösungen, Effizienz und Suffizienz ersetzt sein. Sozialabfedernde Instrumente für Menschen mit geringeren Einkommen müssen das Ende der fossilen Energien begleiten, um Stabilität, Sicherheit und Wohlstand für alle innerhalb eines “Fit for 90”-Pakets garantieren zu können.

Die nächsten 100 Tage sind entscheidend, um die Weichen richtig zu stellen. Europa hat die Möglichkeit den Weg von Klimagerechtigkeit, internationaler Solidarität und Frieden weiterzugehen. Jetzt kommt es an die richtigen Schritte zu gehen. Misereor blickt mit vielen Partnerorganisatoren erwartungsvoll nach Brüssel.


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Geschrieben von:

Madeleine Woerner

Madeleine Alisa Wörner ist Expertin für Energiepolitik bei Misereor.

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