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„Wenn du in Tlapa überlebst, überlebst du überall.“

Mit diesen Worten bereitet mich Gabino auf Tlapa vor. Ich schaue aus dem Fenster des Autos. Der Ausblick hat sich verändert, die grünbewachsenen Berge sind in den Hintergrund gerückt, im Vordergrund sind arme Menschen, die am Rand der fast unpassierbaren Straße ihre Früchte verkaufen. Ich schlucke. Das ist also Tlapa?

Tlapa, natürlich mit mexikanischer Flagge

Tlapa, natürlich mit mexikanischer Flagge

Tlapa ist ein großes Dorf“, wie ein Mitarbeiter sagte, mit 37 000 Einwohnern auf einer Höhe von 1100m. Es liegt mitten in der Montaña in dem Staat Guerrero, eine der ärmsten Regionen in Mexiko. Neben den schlechten Zugängen zu Bildung, Gesundheit und Justiz kommt die Militärische Willkür und Straflosigkeit hinzu. Ich fange erst langsam an zu begreifen, was das eigentlich bedeutet. Was es bedeutet, wenn die Angestellten der Stadt vor der Stadtverwaltung „demonstrieren“, wenn von Drogendealern oder gefährlichen Straßen gesprochen wird. Wenn Menschen in meine Organisation kommen, weil ihnen unglaubliche Sachen widerfahren sind und die Schuldigen normalerweise vom Staat keine Strafe erwarten müssen. Ich bewundere meine Mitarbeiter_innen, die mit Herzblut gegen diesen Strom ankämpfen wie ein Fels in der Brandung und freue mich darüber, dass ich immer mehr Teil davon werde. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, deshalb hier gleich eine Möglichkeit für euch mitzumachen:

2002 wurden hier in der Montaña zwei indigene Frauen vom mexikanischen Militär vergewaltigt.

Nach einem langwierigen Prozess hat der Interamerikanische Gerichtshof Mexiko zu diversen Entschädigungsmaßnahmen verurteilt – von denen bis heute fast keine erfüllt worden ist. Es besteht die Gefahr, dass mit dem Regierungswechsel die Entschädigungen nicht durchgesetzt werden. Deshalb hat meine Organisation Tlachinollan eine Unterschriftenkampagne gestartet: am 1. Oktober, wenn sich die Urteilsverkündung zum zweiten Mal jährt, überreicht Tlachinollan die Forderung über die rechtmäßigen Entschädigungen mit den Unterschriften. Also unbedingt unterzeichnen! Hier findet ihr die Petition bei avaaz.org!

Regenbogen in Tlapa

Regenbogen in Tlapa

Es ist zum Beispiel diese Aktion, die mich motiviert oder meine Mitarbeiter_innen, die mich mit ihrem Aktionismus anstiften. Und wenn ich dann nach der Arbeit durch die Straßen gehe, mir der Straßenverkäufer penibel genau erklärt, in welchem Laden ich was finden kann und mich eine alte Frau am Straßenrand herzlich angrinst, weiß ich: Hier bin ich richtig, hier will ich sein.

Geschrieben von:

Marie

Ich bin Marie, 23 Jahre alt und arbeite derzeit in der Menschenrechtsorganisation "Tlachinollan" in Guerrero, México.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Liebe Marie,

    es ist schön zu lesen, dass du dich so wohl und vor allem am richtigen Platz fühlst. So soll es doch sein beim Freiwilligendienst! Ich wünsche dir gute Eingewöhnung in Tlapa und sei weiterhin mit ebensoviel Herzblut bei der Arbeit wie deine Kolleginnen und Kollegen! Das wissen diese ganz bestimmt auch zu schätzen …

    Liebe Grüße, Uta

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