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Keine Energie auf Kosten der Ärmsten

Die Förderung fossiler Energie hemmt die Entwicklung in afrikanischen Ländern. Misereor hat eine Petition gestartet, um Investitionen in fossile Energien zu stoppen.

Die geplante Ölforderung im Kongo-Regenwald bedroht eine einzigartige Artenvielfalt und das Klima. © Soteras | Misereor

Viele afrikanische Länder bieten ideale Bedingungen für Energie aus Sonne und Wind. Der Kontinent verfügt über 40 Prozent der weltweiten Ressourcen an wichtigen Mineralien für die Energiewende. Mit dem entsprechenden finanziellen Einsatz könnte der afrikanische Kontinent schon im Jahr 2030 den eigenen Energiebedarf mit 100 Prozent Erneuerbaren decken. Ein Gewinn für den Klimaschutz und die Menschen vor Ort. Doch anstatt diese Entwicklung voran zu bringen, setzen internationale Inverstoren weiterhin überwiegend auf Gas, Öl und Kohle.

Auch Deutschland und die EU wollen mehr fossile Rohstoffe vom Nachbarkontinent importieren und unterstützen die Förderung in zahlreichen Ländern. So gibt es bisher Partnerschaften mit Nigeria, Algerien und dem Senegal, die künftig ausgebaut werden könnten. Denn das geopolitisch veränderte Europa sucht spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, Alternativen für russisches Gas. Die deutsche Energieversorgung auf diese Art sicherzustellen, schadet allerdings dem Klima. Zudem torpediert sie den Aufbau einer nachhaltigen und selbstständigen Energieversorgung in den Lieferländern.

Wirtschaftliche Hoffnung enttäuscht

Bis heute hält sich die Vorstellung, dass der Abbau von Öl, Gas oder Kohle für die Förderländer Wirtschaftswachstum, Fortschritt und Wohlstand vorantreibt. Die Erfahrung in vielen afrikanischen Staaten zeigt jedoch das Gegenteil: Von den riesigen Gewinnen der Konzerne bleibt den Menschen in den Abbauregionen wenig – meistens nicht einmal Strom. So leben auf dem afrikanischen Kontinent derzeit 600 Millionen Menschen ohne Elektrizität. 970 Millionen Menschen kochen mit Holzkohle. Diese Menschen leben zum Teil in den Ländern, die andere Staaten weltweit mit Energierohstoffen versorgen.

In vielen Erdölgebieten sind ganzen Landstriche durch Öl-Lecks verseucht. © Torres | Misereor

Massive Folgen für lokale Bevölkerung

Die Menschen, die in den Abbauregionen leben, leiden oft massiv unter dem weltweiten Energiehunger: So verseuchen in Nigeria Öllecks ganze Landstriche. Im Senegal bedroht Gasförderung Meeresschutzgebiete. Die Demokratische Republik Kongo verkauft Erdöl-Konzessionen für Gebiete, die mitten im Regenwald liegen. Und in Mosambik eskaliert in der Region mit Gasvorkommen die Gewalt. Die Frage, wer die Ressourcen kontrolliert, führt in vielen Teilen der Welt immer wieder zu offenen Konflikten und schweren Menschenrechtsverletzungen, so auch dort. Insgesamt haben fossile Großprojekte in vielen Staaten zu Verschuldung, Abhängigkeiten und Instabilität beigetragen.

Erneuerbare Energien als Entwicklungsmotor

Wenn Investition vor allem in Gas-, Öl- oder Kohleprojekte fließen, fehlen sie beim Ausbau erneuerbarer Energien. Dabei ist das wirtschaftliche Potential in vielen afrikanischen Ländern groß. Erneuerbare Energien ermöglichen durch ihre einfache und dezentrale Installation einen schnelleren Energiezugang für breite Bevölkerungsschichten. Das wird zum Beispiel in Kenia deutlich: Im Jahr 2000 hatten nur acht Prozent der Haushalte Zugang zu Strom, im Jahr 2022 waren es bereits 75 Prozent. Gelungen ist das durch einen Mix aus Geothermie, Wind- und Sonnenenergie.

Petition: Kein Geld für Öl, Gas und Kohle im Globalen Süden

Misereor-Partnerorganisationen setzen vielerorts auf sichere und saubere Energie aus Sonne und Wasser. So versorgen Solaranlagen Krankenhäuser und Bildungszentren mit Strom und ermöglichen so bessere Medizin und Ausbildung auch in den Abendstunden. Kleine Wasserkraftanlagen ermöglichen Handwerksbetrieben Maschinen einzusetzen und können abgelegene Ortschaften in geschäftige Kleinstädte verwandeln. Um die Partnerorganisationen auch politisch in ihren Bemühungen zu unterstützen hat Misereor eine Petition gestartet. Mit dieser wird die Bundesregierung aufgefordert, Investitionen in fossile Energien aus afrikanischen Ländern zu stoppen. Aktuell hat die Petition bereits über 69.000 Unterschriften. Im Herbst soll die Petition im Vorfeld der Weltklimakonferenz, offiziell an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck übergeben werden.

Dieser Artikel erschien zuerst im Straubinger Tagblatt am Samstag, den 13. Juli 2024.


Kampagne: Keine Energie auf Kosten der Ärmsten

Die deutsche Bundesregierung muss Investitionen in Öl, Gas- und Kohle im Globalen Süden beenden. Jetzt Petition unterschreiben

Frau, die auf Rohren geht

Geschrieben von:

Portrait einer Mitarbeiterin

Charleen Kovac ist Presse-Volontärin bei Misereor.

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