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Ein kleiner Mann der großen Worte – Ein Gespräch mit Pater Wilnès Tilus aus Haiti

Er ist ein kleiner Mann. Auf den ersten Blick eher unscheinbar. Doch wenn er spricht, findet er große und starke Worte. Worte für das, was schwer in Worte zu fassen ist. Wenn Pater Wilnès Tilus aus Haiti über die Katastrophe berichtet, die das Land Anfang des Jahres ereilte, dann hängen die Zuhörer an seinen Lippen.

Pater Tilus

Pater Tilus

Er spricht von Toten, 250.000 wurden bis jetzt gezählt. Er spricht von Zerstörung und Leid, aber auch von Zeichen der Hoffnung: „Wir haben schon so viel überstanden, wir werden es auch diesmal schaffen!“ Tilus kam als Gast zur Eröffnung der MISEREOR- Fastenaktion nach Deutschland und sprach über die Tragödie in seinem Land. Er ist ein engagierter Redner, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Schon gar nicht, wenn es darum geht, seine eigene Regierung zu kritisieren. Dann fängt der sonst entspannt und in sich ruhende Priester an zu gestikulieren. Dann wird seine ruhige Stimme laut: „Haiti war lange schlecht verwaltet. Wir brauchen nun einen neuen politischen Willen. Das ist unsere Chance, aber wir müssen sie auch ergreifen!“

Tilus wirkt authentisch, überzeugend. Wenn er nicht gerade über die Katastrophe in seinem Land berichtet, dann lacht er viel. Man glaubt ihm, dass schon alles irgendwie gut werden wird in Haiti, dem gebeutelten Staat. Dass sich die Menschen nach dem schweren Erdbeben in Port-au-Prince und den anderen betroffenen Orten am 12.Januar 2010 wieder erholen werden. Pater Tilus ist es wichtig, dass die Menschen in Haiti nichtvergessen werden. „Wir sind so dankbar für die internationale Hilfe“ sagt er, „aber die Haitianer müssen in die Planungen für den Wiederaufbau miteinbezogen werden. Es ist ihr Land!“ Als Pfarrer der Gemeinde Ducis im ländlichen Süden Haitis kennt er die Nöte und Sorgen der haitianischen Landbevölkerung. In seiner Region betreut er viele arme Landbauern, versucht sie zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen: „Dank der Unterstützung von MISEREOR ist schon viel passiert. Im ganzen Land arbeiten über 40 Bauernorganisationen für ein neues Umweltbewusstsein.“ Tilus ist ein Geistlicher, der nah dran ist an den Menschen, der auf sie zugeht und sich für ihr Leben, ihre Probleme interessiert. Seit Jahren setzt sich der 51-Jährige für die soziale Entwicklung in seinem Land ein. Das entsprechende Know-how erwarb er an der katholischen Universität in Lyon, an sozialwissenschaftlichen Seminaren in Lateinamerika und Europa. Er war Dozent an der Universität Haiti, Direktor der Nationalen Caritas Haiti und Regionalvertreter der Caritas Lateinamerika und Karibik. „Er hat bei der Caritas viel bewegt“, weiß MISEREOR-Haiti-Referent Heinz Oelers. „Er hat die lokale Koordination gestärkt und die Kontakte auf internationaler Ebene. Ein sehr engagierter Mann.“ Tilus geht so in seinen Aufgaben auf, dass er auf Freizeit verzichtet. Früher spielte er gerne Scrabble und manchmal Volleyball. Dafür fehlt ihm nun die Zeit: „Frei habe ich eigentlich nur in der Nacht, wenn ich schlafe.“

 

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Daniela Singhal ist bei politischen Aktionen in der Hauptstadt vor Ort, trifft internationale Partner und ist im In- und Ausland für MISEREOR unterwegs.

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