Interview beim abgesetzten Präsidenten Paraguays Fernando Lugo: in einer kleinen Parteizentrale, in der es summt und brummt. Lorenza, unsere Begleiterin von der MISEREOR-Partnerorganisation Conapi, scheint hier jeden zu kennen. Sie grüßt beinah jeden persönlich. Ständig rennen Fotografen, Kameraleute, Journalisten hinein und heraus.
Sechs Minuten Interview
Nach einer knappen Stunde Wartezeit haben auch wir uns hinein gekämpft und stehen vor seinem Büro. Wir bekommen sechs Minuten Interviewzeit in einem kleinen Kabuff. Und ein einerseits erschöpfter, andererseits eloquenter (Ex-)Präsident Lugo steht Rede und Antwort. Hinter ihm das Plakat von Salvador Allende, neben ihm ein Becher Mate-Tee. Ihm zur Seite steht ein angestrengt drein blickender Sekretär mit zwei Telefonen in der Hand, die er ihm abwechselnd hin hält.
Nach exakt sieben Minuten und vierzig Sekunden ist das Interview vorbei, ein dringender Anruf wartet, kein gemeinsames Foto mehr möglich. Im Interview benutzt er das deutsche Wort „Arbeiten“ und man merkt ihm an, dass er dies in den letzten Tagen bis zur völligen Erschöpfung praktiziert hat. Nach dem Telefonat stürzt er an uns vorbei aus der Parteizentrale, tritt lächelnd hinaus hinaus, an Kameras und Mikrofonen vorbei, eilt zum Auto und weg ist er.
Erst da fällt mir auf, dass ich nicht einen einzigen Bodyguard gesehen habe …