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Mabuhay – Willkommen zu einer Jeepney-Fahrt durch meinen 1.Monat auf den Philippinen

Ankommen auf den Philippinen. Leben auf den Philippinen.
Das heißt vielen netten Menschen begegnen, die offenherzig sind und einen jederzeit herzlich Willkommen heißen. Menschen, die es lieben den ganzen Tag zu lachen, rumzualbern und so viele Fotos wie möglich an einem Tag von sich zu machen/machen zu lassen. Leben auf den Philippinen, das heißt, sich an das Klima gewöhnen, an die Hitze, die Luftfeuchtigkeit, den Smog und Regen, bei dem man versucht ist nach Rettungsbooten Ausschau zu halten. Und es heißt auch auffallen als großer „Weißer“ und konfrontiert werden mit unvorstellbarer Armut.

Mathematik ist das Lieblingsfach der meisten Jungen!

Mathematik ist das Lieblingsfach der meisten Jungen!

Arbeiten auf den Philippinen bedeutet normalerweise morgens um 7 Uhr aufstehen zum Frühstück, Morning Meeting, die Woche planen, ein Bibelzitat von Father Shay (dem Gründer und Leiter von Preda) hören und danach am Filipino-Unterricht teilnehmen… mit dieser Sprache habe ich noch so meine Schwierigkeiten. Dann fahren Tobi (mein Mitfreiwilliger von Misereor) und ich mit dem Jeepney los.
Jeepneys, die definitiv meine Lieblingstransportmittel auf dieser Welt darstellen, sind Sammeltaxis, also kleine lange Busse (ursprünglich umgebaute amerikanische Militärbusse), die einen für wenig Geld überall hinbringen. In unserem Fall nach Castillejos, einer Nachbarstadt von Olongapo City.
Von da aus geht’s dann weiter mit einem Tricycle über so richtig schöne Holperpisten in die Felder hinein, wo das Boys Home liegt. Im Gegensatz zu den Jeepneys sind Tricylcles die reinsten Höllenfahrzeuge. Mit mehr oder weniger handwerklichen Ungeschick sind kleine Fahrkabinen an ein Motorrad geschraubt und diese Kabinen sind einfach absolut nicht für Menschen größer als 1,80m ausgelegt. Steht oder sitzt man  hinten auf dem Dach, kann das ganze aber auch schon wieder richtig Spaß machen!

Die Arbeit im Boys Home macht mir jeden Tag Spaß (ganz besonders der Mathematikunterricht und das Basketballtraining – das sind die Sessions, die ich jeden Tag mit den Jungen mache) und die Jungen haben uns alle sehr herzlich willkommen geheißen! Gleich in den ersten Wochen konnte ich auch schon zwei ganz besondere Ereignisse mitnehmen:

Der Family Day.
Preda lädt die Familien der Jungen für drei Tage ins Boys Home ein. Die Familien nehmen an Workshops zum Thema Kindesmissbrauch und Jugendkriminalität teil und erhalten detaillierte Informationen über die Arbeit von Preda. Zudem gibt es zahlreiche gemeinsame Aktivitäten für die Jungen und ihre Familien. Was sich wie ein rein positiv Ereignis anhört, ist aber auch zugleich ein Balanceakt. Denn nicht von allen Jungen kommen Familien zum Family Day. Manche müssen arbeiten und manche der Jungen haben keine Eltern mehr, beziehungsweise keine, die sich um sie kümmern. Dementsprechend groß ist der Frust derjenigen, die ohne Eltern dem Family Day „zuschauen“ müssen und umso größer ist ihr Bedürfnis nach der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter und Freiwilligen. Allen Bemühungen zu Trotz, versuchen am Vorabend der Family Days fünf der Jungen aus dem Heim auszureißen, um sich mit Alkohol und Zigaretten abzulenken.
Insgesamt sind die Family Days aber Tage voller Freude und voll des Lachens. Gerade den letzten Tag, den die Jungen mit ihren Familien am Strand verbringen, werde ich lange für mich in Erinnerung behalten. Einer der Jungen der den ganzen Tag stolz seine kleine Schwester auf dem Arm trägt und mich bittet, sie auch auf den Arm zu nehmen. Ein anderer Junge, der mich unglaublich glücklich seiner Freundin vorstellt und mich bittet, zusammen mit den beiden Fotos zu machen. Und ein ganzer Strand, der einfach nur in vollkommen fröhlicher Stimmung ist.

Home Visit in den Slums von Manila

Home Visit in den Slums von Manila

Home Visit.
Manila Trips sind immer etwas Besonderes. Um 5 Uhr geht es los auf die 4-stündige Fahrt. Hinten im Truck mit sechs Jungs versucht jeder, irgendwie eine Schlafposition zu finden. Wobei schlafen bei den Holperdipolterstraßen hier sowieso unmöglich scheint. In Manila angekommen, geht es erst mal für einige Stunden ins Gericht. Gericht, das bedeutet auf den Philippinen in erster Linie Warten. Ich habe das Gefühl, dass wenn die Justiz hier noch eine Stunde langsamer wäre, sie nicht mehr existieren würde. Aber die Jungen verhalten sich alle sehr geduldig.
Nachdem alle Gerichtstermine erledigt sind, folgt der wirklich interessante Teil des Tages. Nacheinander besuchen wir die Wohnhütten der Jungen, die zum größten Teil in den Slums von Manila liegen. Konkret heißt das in den schickeren Klamotten, die man noch vom Gerichtsbesuch trägt, zusammen mit zwei weiteren Freiwilligen, einer Sozialarbeiterin von Preda, dem Jungen und seiner Familie in einem vielleicht gerade 3 Meter mal 3 Meter großen, nach Urin stinkenden, Raum zu sitzen. Vor meinem Home Visit hatte ich mir vorgestellt, dass ich mich vielleicht peinlich berührt fühlen würde…von der Armut der Familien und von meinem eigenen Wohlstand zu Hause in Deutschland. Doch diese Gefühle entstehen nicht, denn die Jungen sind so glücklich, stolz und aufgeregt, uns ihr Zuhause zu zeigen, dass ich selber von dieser Freude direkt angesteckt wurde! So wird dieser Tag zu einem ganz besonderen Geschenk und einem wichtigen Erlebnis für meine weitere Arbeit im Boys Home da ich erleben durfte, wo die Jungen herkommen und ihre Familien und ihre Freunde kennenlernen konnte.

Bis demnächst und da hier aus den Lautsprechern in den Verkaufs-Malls schon Dauerschleifen von Last Christmas trällern, wünsche ich euch allen mal eine fröhliche „Vorweihnachtszeit“!
Ingat!! (Take Care)

Geschrieben von:

Luca

Ich bin Luca, 19 Jahre alt und komme aus Kohlscheid bei Aachen. Nachdem ich diesen Sommer mein Abitur bestanden habe freue ich mich jetzt auf meinen 10-monatigen Freiwilligendienst bei der philippinischen Organisation PREDA (Peoples Recovery Empowerment Development Assistance). Für PREDA arbeite ich 4 Autostunden westlich von der Hauptstadt Manila in einem Rehabilitierungsprojekt für jugendliche Kriminelle und Straßenkinder.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: TravelPro Crew 8

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    Hallo Luca,
    mir tut es gut deinen Blog-Eintrag zu lesen. Du scheinst schon vieles mitgemacht zu haben, eine Menge Freude dabei zu haben und dir Deine Motivation aus den Eindrücken genau richtig zu formen. Bestell Shiela und Norman vieeeeele Grüße von mir.

    Weiterhin Alles Gute!

    Simon

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    I wish I can have the translation….so that I can understand it…..pieces of learning are being consolidated for you to grow, and to be a proactive part of one’s society….

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    Lieber Luca,

    Mensch, ich bin total neidisch. Was du in einem Monat schon alles erlebt hast: Schönes, Erschreckendes, Lustiges, Trauriges … Schön, dass du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt! Leb dich weiterhin gut ein, auch wenn ich das Gefühl habe, dass du das super hinbekommst!

    Liebe Grüße aus Aachen, Uta

    PS: Hier gibt es zwar schon Dominosteine, Lebkuchen etc., aber Gott sei Dank noch kein „Last Christmas“ …

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