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Humein Naaz Hai – Theater für Obdachlose

MISEREOR-Partner IGSSS macht mit einem Theaterstück auf die Rechte von Obdachlosen in Neu Delhi aufmerksam.

Plastik: Wer sich keine Decke leisten kann, schützt sich vor der Kälte mit einer Plastikfolie. In den Wintermonaten kann jede Nacht tödlich enden. © Singhal/MISEREOR

Plastik: Wer sich keine Decke leisten kann, schützt sich vor der Kälte mit einer Plastikfolie. In den Wintermonaten kann jede Nacht tödlich enden. © Singhal/MISEREOR

Sie schlafen alle zu seinen Füßen; eingerollt in Decken haben sie ihre Körper auf den grauen Bürgersteigen zur Ruhe gelegt. Langsam bewegt er sich durch das Meer der Schlafenden. Er hat fast nichts an, nur ein dreckiges, braunes Stück Stoff um die Hüften gebunden. Sein nackter Oberkörper ist bedeckt mit Staub, das Haar fällt wirr um sein Gesicht, er starrt in die Ferne. Während all die anderen zu seinen Füßen schlafen, wimmert er vor Schmerz. Seine Glieder bibbern, die Kälte sitzt ihm in den Knochen. Eine Decke hat er nicht, nur einen Plastiksack. In den kriecht er mühsam, wimmert noch eine Weile vor sich hin, dann überwältigen ihn Kälte und Schlaf.

Reale Fiktion: Das Stück behandelt die Konflikte von Migranten in den Städten Indiens, basierend auf wahren Begebenheiten. „Alle Szenen des Stückes, alle Schicksale, die gezeigt werden kann man jeden Tag genauso auf den Straßen sehen“, so Indu Prakash Singh vom MISEREOR-Partner IGSSS. © Singhal/MISEREOR

Reale Fiktion: Das Stück behandelt die Konflikte von Migranten in den Städten Indiens, basierend auf wahren Begebenheiten. „Alle Szenen des Stückes, alle Schicksale, die gezeigt werden kann man jeden Tag genauso auf den Straßen sehen“, so Indu Prakash Singh vom MISEREOR-Partner IGSSS. © Singhal/MISEREOR

Neu Delhi, Sri Ram Auditorium. Gebannt verfolgt das Publikum, wie ein junger Schauspieler mit Leib und Seele das Leiden eines Obdachlosen darstellt. An drei Abenden führte die Theatergruppe Mandala unterstützt von MISEREOR-Partner IGSSS ein bewegendes Stück über Obdachlose auf den Straßen Delhis auf. Der Eintritt war frei und der Zuschauerraum jeden Abend prall gefüllt. Autor und Regisseur des Stückes ist der bekannte indische Dramaturg Lokesh Jain.

Eine transexuelle Prostituierte, ein Teeverkäufte aus Pakistan, zwei junge Schwestern aus Südindien, eine Gruppe von Straßenkindern – Jains Charaktere spiegeln die Vielfalt der Obdachlosen und ihrer Probleme wieder. 150.000 Obdachlose leben momentan auf den Straßen Delhis. Die meisten von ihnen verließen ihre Heimat, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Stadt. Diese Träume werden oft von der harten Realität zerstört.

Verlorener Stolz?: Am Ende des bewegenden Stücks fordern die Obdachlosen ihre Rechte ein. Einige der jungen, talentierten Schauspieler haben selber einmal auf der Straße. © Singhal/MISEREOR

Verlorener Stolz?: Am Ende des bewegenden Stücks fordern die Obdachlosen ihre Rechte ein. Einige der jungen, talentierten Schauspieler haben selber einmal auf der Straße. © Singhal/MISEREOR

Alle Szenen des Stückes, alle Schicksale, die gezeigt werden, kann man jeden Tag genauso auf den Straßen sehen“, so Indu Prakash Singh vom MISEREOR-Partner IGSSS. Er leitet das Programm ‚CityMakers’, das sich für die Rechte der Obdachlosen in Delhi und anderen Teilen des Landes einsetzt. Während der Entstehung des Stückes arbeitete Indu Singh eng mit Dramaturg Lokesh Jain zusammen. Zusammen mit dem Regisseur und seiner Crew besuchte er einige der Notunterkünfte, die von IGSSS unterstützt werden. Einige der Theaterproben fanden sogar in so einem der sogenannten‚Shelter’ statt! Und einige der jungen, talentierten Schauspieler lebten selbst einmal auf der Straße.

Ein unglaublich authentisches, emotionales Theaterstück, das vor allem in den Wintermonaten Aufmerksamkeit für die Situation der Obdachlosen schaffen soll. Denn viele Bewohner Delhis wissen nur wenig über ihre Leiden. „Wir möchten das Stück in Zukunft auch in anderen Städten des Landes zeigen, denn dort ist die Situation nicht besser als hier in Delhi“, so Indu Singhs Ausblick auf die Zukunft des Stückes.


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Daniela Singhal ist bei politischen Aktionen in der Hauptstadt vor Ort, trifft internationale Partner und ist im In- und Ausland für MISEREOR unterwegs.

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