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Friede sei mit dir und Gut Pfad!

Wenige Worte, die ein Gewicht tragen, das ein einzelner Mensch nicht tragen könnte! Dass die Bedeutung dieser wenigen Worte so unglaublich schwer zu fassen ist, habe ich ganz besonders hier in Ruanda gemerkt.

Die letzten Monate habe ich viele Dinge erlebt, die mich geschockt, fasziniert oder auch staunend gemacht haben. Erst heute war ich bei der Eröffnungsfeier der Genozidgedenkwoche. Von den Reden habe ich nicht viel verstanden, doch bevor alles anfing, ist etwas Tolles passiert: Ich habe die Pfadfinder wieder getroffen, denen ich ganz am Anfang meiner Zeit hier mal begegnet bin. Sie haben Inga und mich direkt wiedererkannt und uns, nach der total freundlichen Pfadfinderbegrüßung, darum gebeten, noch schnell unsere Kluften zu holen. Das taten wir direkt und schon gehörten wir zu ihnen. Das Lächeln ging mir nicht aus dem Gesicht und ich war auf ein Neues überglücklich. Der Spruch „Pfadfinder sind überall“ schwirrte in meinem Kopf.

Die Worte „Friede sei mit dir“ kenne ich schon, seit ich ein Kleinkind bin, aus der Kirche. Doch ja…Kennen ist das richtige Wort… Verstehen konnte ich sie nie wirklich. Klar wurde mir das, als ich eine E-mail von meiner Tante erhielt, in der am Ende genau diese Worte auftauchten. Mehrere Tage lang gingen mir diese Worte einfach nicht mehr aus dem Kopf! Nachdem wir im November aus Sicherheitsgründen einige Tage Gisenyi verlassen mussten, realisierte ich, was Frieden wirklich bedeutet.

Der gleiche Gedanke ging mir durch den Kopf, als ich mit Freunden aus Goma (Kongo) und aus Brasilien sprach. „Die Sicherheit in unserer Stadt/unserem Land ist einwandfrei! Klar manchmal gibt’s ne Schießerei, aber an sich ist es sicher.“  Stellt man sich als Deutscher vor, eine Schießerei in seiner Stadt zu erleben, rutscht einem das Herz schon ganz woanders hin. Auch das, was für die meisten Menschen hier ein kleiner Zwischenfall im November war, werde ich niemals mehr vergessen können! Vielleicht gibt es viele Leute, die meine nächste Aussage nicht verstehen werden, doch: In der Situation hatte ich gar nicht mal so große Angst um mein eigenes Leben, sondern vielmehr darum, dass ich die Leute hier vor Ort verlassen muss. Doch warum schreibe ich erst  jetzt darüber, das Ganze war doch schon im November… Kurz danach habe ich nichts davon richtig verstanden. Verstehen werde ich es vermutlich nie… aber erst jetzt ist der Groschen gefallen und ich fange an meine Gefühle über diese extrem gewichtigen Worte wie Zusammenhalt und Frieden zu begreifen.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen: Friede sei mit euch und Gut Pfad!

Geschrieben von:

Anna

Muraho, ich bin die Anna und lebe zur Zeit in Ruanda, Gisenyi. Einige Wochen meines Freiwiligendienstes sind schon um. Ich habe so ungefähr alle Gefühlslagen schon durchlebt, viel vom Leben in der anderen Kultur mitbekommen und schon einige Menschen kennengelernt. Ich bin total gespannt, was mich noch alles so erwartet in den nächsten Monaten und bin ein bisschen geschockt, wie unglaublich schnell die Zeit hier umgeht.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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    Liebe Anna,

    du hast Recht: Wie oft haben wir in der Messe schon gesagt „Der Friede sei mir Dir. Und mit Deinem Geiste.“. Aber man sagt es nur so. Weil man es gelernt hat. Weil man es schon immer gesagt hat. Aber uns, die wir – Gott sei Dank – von Kindheit an in Frieden gelebt haben, ist gar nicht richtig bewusst, was das heißt, was es für ein immens wichtiger Satz ist oder sein kann. So wünsche ich dir heute den Frieden und mir das Bewusstsein, ihn zu schätzen!

    Liebe Grüße aus Aachen, Uta

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    Liebe Anna, da stimme ich dir zu. Peace with you bekommt einen ganz anderen Sinn wenn man Geschichten von Bomben, Krieg und Verfolgungen hört. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen mussten, vielleicht sogar wegen ihrer Religion.
    Hier heißt es nicht nur ‚bye‘ sondern ‚take care‘ oder ‚god bless you‘ und das wünsche ich dir auch! Take care und peace with you!

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