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40 Jahre Gefängnis – reicht das?

„Mut ist, Verbrechen zu beweisen, die angeblich nie passiert sind“ – so lautet einer der Claims der Mut ist-Kampagne von MISEREOR. Ein starker Ausspruch, oder besser: ein Ziel, heute aktueller denn je, jedenfalls für mich! Heute habe ich erfahren, dass ein Gerichtsurteil an diesem Wochenende ein Ende unter ein schlimmes Verbrechen gesetzt hat. Und ich bin zufrieden, dass die Täter für 40 Jahre hinter Schloss und Riegel kommen. 40 Jahre!

Jose Claudio und seine Frau Dona Maria lebten als Öko-Bauern im brasilianischen Nova Ipaxuna © Meissner/MISEREOR

Jose Claudio und seine Frau Dona Maria lebten als Öko-Bauern im brasilianischen Nova Ipaxuna © Meissner/MISEREOR

Ich gebe zu, das klingt hart. Aber der Doppelmord an dem so ruhig und bescheiden auftretenden Jose Claudio und seine liebenswürdige Frau Dona Maria vor 2 Jahren hat mich maßlos traurig gemacht – und empört! Die beiden Öko-Bauern lebten im brasilianischen Nova Ipaxuna, dort, wo der Regenwald schonungslos abgeholzt wird. Wir haben sie bei einer Recherchereise für die Fastenaktion besucht auf ihrem kleinen Hof im Regenwald, haben  ihren Einsatz für den Erhalt des Waldes aufgegriffen und erläutert, und über die schwierige Mission, Gottes Schöpfung zu bewahren, hat MISEREOR in der Fastenaktion 2010 ausführlich berichtet. Für uns waren sie tolle Projektpartner und natürlich wichtige Multiplikatoren, die viele andere dort lebenden Kleinbauern erfolgreich von den Vorzügen der bäuerlichen Waldwirtschaft überzeugt haben. Anderen war dieser Erfolg offenbar ein Dorn im Auge:  Ein gutes Jahr nach unserem Besuch, im Mai 2011, wurden die beiden brutal aus dem Hinterhalt beschossen und mit Machetenhieben buchstäblich niedergemetzelt.

Lange Zeit war unklar, ob der oder die Täter gefasst werden könnten.   Jetzt wurde den Tätern innerhalb von nur 3 Tagen der Prozess gemacht, über den in Brasilien landesweit die Medien berichteten und sogar Al Jazeera (warum liest man eigentlich in deutschen Medien nichts darüber?) einen Beitrag brachte.

Jose Claudio an einem Paranussbaum in seinem Waldgarten © Meissner/MISEREOR

Jose Claudio an einem Paranussbaum in seinem Waldgarten © Meissner/MISEREOR

40 Jahre kriegen sie also für diesen feigen Mord aus dem Hinterhalt. Und ich – bin ich damit nun wirklich zufrieden? Um ehrlich zu sein: nein. Auch 40 Jahre Gefängnis machen die beiden Opfer nicht wieder lebendig. Und was noch viel mehr zählt: die beiden Mörder waren offensichtlich gedungen, waren nur Ausführende einer Tat, die von anderen gewollt und geplant war. Zwar stand ein mutmaßlicher Auftraggeber jetzt gemeinsam mit den Tätern vor Gericht, er aber wurde frei gesprochen, aus Mangel an Beweisen. Man hätte ihm aber die Tat nachweisen können, meint der Anwalt der Opfer, wenn man wirklich gewollt hätte. War das also gar nicht gewollt? Und sind die beiden Verurteilten also nur das typische Bauernopfer? „Mut ist, Verbrechen zu beweisen“ – wir stehen offensichtlich erst am Anfang.

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Gottfried Baumann arbeitet als Büroleiter der Hauptgeschäftsführung bei MISEREOR.

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    Nach wie vor scheint in vielen Ländern dieser Erde die Devise zu herrschen: „die Großen lässt man laufen, die Kleinen…“ Ich finde es notwendig, dass wenigstens NGO’s wie MISEREOR auf die konkreten Fälle hinweisen u. die politischen Implikationen deutlich machen – und das die Geschichte der aufrechten einfachen Leute und das Entsetzen und die Trauer über die an ihnen begangenen grausamen Verbrechen benannt werden. José Claudio und Dona Maria gehören dazu!

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