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„Mir geht es um die Menschen“ – Carolin Reiber besucht MISEREOR-Projekte in Kambodscha

Kambodscha ist ein Land voller Widersprüche. Das hat Carolin Reiber bei ihrer jüngsten Reise nach Südostasien erfahren. Die beliebte bayerische Fernsehmoderatorin war in Phnom Penh und Siem Reap und hat die Gelegenheit genutzt, Projekte von MISEREOR zu besuchen.

Was war der Hintergrund der Reise nach Kambodscha?

Sok sebai te, wie geht es Dir? So heißt die traditionelle kambodschanische Begrüßung in der lokalen Sprache Khmer.

Sok sebai te, wie geht es Dir? So heißt die traditionelle kambodschanische Begrüßung in der lokalen Sprache Khmer. © Ursula Dornberger/MISEREOR

Carolin Reiber: Seit zehn Jahren organisiert das Reiseunternehmen Poppe-Reisen musikalische Reisen in verschiedene Länder. Ich begleite die Touristen und Volksmusikfans und moderiere eine Galaveranstaltung. Ebenso lange bin ich mit dem Hilfswerk MISEREOR vertraut. Als ich wusste, dass ich nach Kambodscha fahre, habe ich MISEREOR kontaktiert und vorgeschlagen, ein Projekt in Phnom Penh zu besuchen. Ich habe mir zwei, drei Tage frei gemacht, um zu schauen, wo die Spendengelder aus Deutschland hingehen. Wichtig ist mir mit dabei, dass der Besuch MISEREOR keinen Euro kostet.

Welche Bedeutung hat das Reisen für Sie?

Carolin Reiber: Ich schreibe Kolumnen und mache Bürgersendungen. Da geht es mir nicht nur um Menschen aus unserer Heimat, sondern auch um diejenigen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, wie unser kambodschanischer Reiseleiter, der seine zwei Kinder nach Berlin geschickt hat. Wenn man auch mal in diese Ländern gereist ist, versteht man die Menschen natürlich besser. Und mit MISEREOR lernt man das Land wirklich kennen, auch die Schwachstellen. Das war so in Peru, in Argentinien und in Indien. Dann sieht man nicht nur die touristische Seite, sondern kann die Menschen besser verstehen, besser argumentieren. Das bereichert natürlich meine Arbeit.

Warum besuchen Sie Projekte von MISEREOR?

Die Spiele aus Deutschland kommen gut an: Carolin Reiber in einem Zentrum für HIV-infizierte Kinder im Kambodscha © Ursula Dornberger

Die Spiele aus Deutschland kommen gut an: Carolin Reiber in einem Zentrum für HIV-infizierte Kinder im Kambodscha © Ursula Dornberger

Carolin Reiber: Es ist mir wichtig, zu zeigen, dass die Hilfe in den Ländern notwendig ist. Dabei steht für mich Familienplanung und Gleichberechtigung im Mittelpunkt. Entscheidend ist die Aufklärung, damit die Familien die Größe ihrer Familie selbstbestimmt planen können. Es ist besser, vier Kinder gesund ernähren zu können als zehn zu haben, die hungern. Ebenso wichtig ist die Gleichberechtigung. Es muss angesprochen werden, welche Rechte Frauen haben. Ein weiterer  Punkt ist die Schulbildung, Schreiben und Lesen zu lernen ist entscheidend. Deshalb liegt es mir auch am Herzen, unseren Kindern in den Schulen zu zeigen, wie notwendig es ist, dort Schulen und Bildung zu unterstützen.

Wie ist der Kontakt zu MISEREOR entstanden?

Carolin Reiber: Mein Kontakt zu MISEREOR ist durch die ZDF-Gala-Sendung „Winterwunderland“, die ich für „Brot für die Welt“ und MISEREOR moderiert habe,  entstanden. Man lernt die Menschen kennen, man lernt den unglaublichen Einsatz dieser Leute kennen und die Liebe, etwas Gutes, etwas Positives zu bewirken. Das steckt ganz ungeheuer an. Dann bin ich mit Professor Sayer nach Peru gereist, das war ein der schönsten Reisen, da hat man so viel mitbekommen, dass man davon sein ganzen Leben lang zehrt.

Was hat Ihnen von Kambodscha am meisten gefallen?

Carolin Reiber: Seit als 12-Jährige das Buch von Perl S. Buck §Die gute Erde§ gelesen habe, bin ich ein Asien-Fan. Mit dem Buch bin ich mit der asiatischen Kultur infiziert worden. Mir gefällt die Mentalität, die Kambodschaner regen sich zum Beispiel nicht so schnell auf. Gerade auf dem Land und in den armen Vierteln der Stadt ist der Zusammenhalt auch sehr groß. Phantastisch ist auch die Schönheit des Landes, Angkor Wat mit seiner Geschichte, die Tempel umschlungen von Wurzeln, die Kultur. Das bleibt schon in Erinnerung. Man muss aber auch die andere Seite sehen, die Korruption im Land, die Tatsache, dass Land von internationalen Firmen aufgekauft und ein Nationalpark für eine Schnellstraße gerodet wird. Da fragt man sich dann, wie Kambodscha wohl in zehn Jahren aussieht.

Was hat Sie an den Projekten beeindruckt?

Das Banteay-Prieb-Ausbildungszentrum-in Kambodscha für Menschen mit Behinderung © Ursula Dornberger

Das Banteay-Prieb-Ausbildungszentrum in Kambodscha für Menschen mit Behinderung © Ursula Dornberger

Carolin Reiber: Am meisten hat mich beeindruckt, dass die Menschen aus den entferntesten Dörfern trotz ihrer körperlichen Behinderungen mit Hilfe von MISEREOR die Chance bekommen einen Beruf zu erlernen. So wie die junge Schneiderin im Ausbildungszentrum Banteay Prieb. Sie hat Kinderlähmung wurde als Kind lange in ihrem Dorf versteckt, weil man sich ihre Familie wegen ihrer Behinderung schämte. Dann die Produkte, die in den Behindertenwerkstätten hergestellt werden. Und diese zauberhaften Taschen aus Autoreifen, und Tragetüten aus Zeitungspapier. Die könnte man sicher auch in München verkaufen. Ich habe mir eine handgeschnitzte Mutter Gottes im kambodschanischen Gewand mitgenommen.

Bewundernswert sind auch die Entwicklungshelfer, die sich für andere einsetzten und sich Zeit nehmen, Handwerk beizubringen, Produkte zu entwickeln. Die kriegen nicht viel Geld, aber kommen mit enormen Erfahrungen zurück. Gleichzeitig vermitteln sie Werte. Diese Form des sozialen Engagements müsste bei uns viel höher eingeschätzt werden.

Was ist das Fazit nach Ihrer Reise?

Carolin Reiber: Ich wünsche den Menschen von Kambodscha dass in ein paar Jahren, wenn ich wiederkomme, das Landminenpotential weiter drastisch reduziert werden konnte. Zudem wäre es wünschenswert, dass der Staat seine Verantwortung für die Bekämpfung von Polio und HIV/Aids noch deutlicher übernimmt. Ein Hilfswerk wie MISEREOR kann nicht alleine helfen.

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Michael Mondry arbeitet als Referent in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei MISEREOR. Hier ist er unter anderem für das Magazin verantwortlich.

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