Suche
Suche Menü
Allgemein

Klatschnass ins neue Jahr

Sawatdee pi mai – Ein fröhliches neues Jahr heißt es in Thailand zwischen dem 13. und 16. April. Während wir in Deutschland das neue Jahr mit Feuerwerk begrüßen, überschüttet man sich in Thailand mit Wasser. So wird das ganze Land für 4 Tage zu einer einzigen großen Wasserschlacht. Wir Freiwilligen waren mitten drin…

Wasser marsch!

Wasser marsch!

Nach dem buddhistischen Mondkalender beginnt das neue Jahr nach unserer Zeitrechnung mitten im April. In Thailand wird es ‚Songkran‘ genannt. Dieses Wort stammt aus der alt-indischen Sprache Sanskrit und bedeutet wörtlich übersetzt „Anfang des Sonnenjahres“. Auch in Burma [Myanmar], Laos und Kambodscha sowie im Südwesten Chinas und in Teilen von Indien, Bangladesch und Sri Lanka fällt das Neujahresfest in den gleichen Zeitraum. Songkran wird von vielen Familien in Thailand als traditionelles Fest begangen. Wie auch in unserer Kultur möchte man in das neue Jahr unbelastet starten und so ist Songkran ein Fest der Säuberung und Reinheit. Häuser werden geputzt und Kleider rein gewaschen. Buddhisten gehen in den Tempel, um früh am Morgen Reis, Früchte und andere Gaben zu opfern und Buddha mit Wasser zu übergießen. Außerdem ist ein weiterer wichtiger Aspekt des traditionellen Festes, Respekt für die älteren Generationen zu zeigen. Deswegen kehren vor allem viele junge Leute in ihre Heimat zurück, um die älteren Familienmitglieder zu besuchen.

Eine einzige Party für jung und alt

Songkran Parade

Obwohl sich viele dieser traditionellen Elemente des Neujahresfestes noch beobachten und erleben lassen, bedeutet das Songkranfest heutzutage auch, dass sich Thailand in eine einzige große Party verwandelt. Ausgiebig wird auf den Straßen von morgens bis abends gefeiert und es entsteht eine einzigartige Atmosphäre. Die Straßenränder sind gesäumt von riesigen mit Wasser gefüllten Tonnen und Kindern, die nur darauf warten, dass sie einen mit ganzen Wassereimern unter großem Gelächter übergießen können. Schnell lernt man in diesen Tagen zwei Dinge: Erstens, man hat keine Chance trocken irgendwo hinzukommen. Zweitens, damit es Spaß macht, muss man sich wehren können. Damit spaßigen Wasserschlachten mit den Einheimischen nichts mehr im Wege steht, gehört ein kleiner Eimer, eine Wasserpistole und eine Flasche Wasser zum Nachfüllen in den Fahrradkorb. Zu den Feierlichkeiten zählt in vielen Städten Thailands ein kulturelles Rahmenprogramm. In Mae Sot, meinem Einsatzort im Nordwesten des Landes direkt an der Grenze zu Burma, verschmelzen dabei nicht nur Tradition und Modere, sondern auch zwei Kulturen. Während sich im Alltag oft Parallelwelten zwischen der thailändischen, burmesischen und auch westlichen Kultur beobachten lassen, feiert man an Songkran, oder burmesisch Thingyan, feucht-fröhlich gemeinsam. Man kann klassische thailändische und burmesische Tänze bestaunen und lauthals gemeinsam mit ausgeflippten Teenagern moderne Popsongs einer Live-Band grölen. Wer aber glaubt, auf der Partymeile feiert nur die Jugend, der wird sich wundern. Mit witzigen Hawaiihemden bekleidete ältere Menschen schwingen hier auch das Tanzbein. Nicht nur einmal forderten diese uns auf, gemeinsam mit ihnen mitten auf der Straße zu tanzen.

Suk San Wan Songkran – Sanfte Gesten vs. knallharte Wasserschlachten

Nass, aber glücklich!

Zum Abschluss der Festlichkeiten findet eine Parade statt, bei der wunderschön geschmückte Wägen und bunt gekleidete Menschen durch die Straßen ziehen. Gangnam-Style mischt sich mit traditioneller Musik, die laut durch die Straßen schallt und überall sind Menschen, die zwischen Tanzen, Wasserschlachten und viel Gelächter schnell einen Teller Nudelsuppe schlürfen. Essen darf nämlich in Thailand zu keiner Gelegenheit fehlen. Eine Geste an Songkran ist das gegenseitige Aufstreichen einer Paste aus Kreide oder Kalk auf das Gesicht. Besonders schön empfand ich aber vor allem die Geste, sich gegenseitig sanft Wasser über die Schulter zu gießen und sich dabei ein fröhliches Songkranfest zu wünschen. Man sagt auf Thai: „Suk San Wan Songkran!“ oder einfach „Sawatdee Pi Mai!“. Eine gelungene Abwechslung zu den manchmal doch recht gnadenlosen Wasserschlachten. Jene trafen uns allerdings am Nachmittag des letzten Tages noch einmal. Mit einem für Thailand typischen Pick-Up Truck fuhren wir in einer regelrechten Karawane durch die Hauptstraßen der Stadt und bekamen literweise Wassereimer ab. Natürlich wehrten wir uns dementsprechend und beschütteten unsere „Gegner“ ebenso mit dem kühlen Nass. Bei vierzig Grad ist dies übrigens recht angenehm. Nur Eiswasser entpuppte sich nach einigen Stunden als ziemliche Gemeinheit und lies uns alle frieren, sodass wir uns ein ausgiebiges Essen und viel Schlaf nach diesen verrückten Tagen reichlich verdient hatten. In diesem Sinne: Sawatde Pi Mai aus Thailand!

Sawatdee Pi Mai

Sawatdee Pi Mai

Geschrieben von:

Annapia Debarry

Annapia Debarry studiert Geographie an der Universität Bonn. Im Rahmen ihrer Masterarbeit forscht sie derzeit in Kooperation mit der NGO METTA Development Foundation zum Thema Ernährungssicherung, Landzugang und kommerzielle Landwirtschaft im südlichen Shan Staat in Myanmar.

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Hallo, liebe Annapia,

    während wir uns hier im kühlen Mai nach Sonne sehnen und den heiligen Geist in unseren Liedern und Gebeten anrufen, dass es den Menschen bewusst wird, welch` großartiges Geschenk Jesus uns hinterlassen hat mit seinem Geist – ja währenddessen lese ich vom Neujahrsfest in einer anderen Welt. Wie sehr können sich einfache Menschen über die kleinen Freuden freuen, ja, sie brauchen sowas.

    Ich denke voraus: Wie wird es Dir wohl ergehen, wenn Du – eingebettet in die deutsche Bürokratie und Mentalität – hier dann in Amt und Würde leben wirst? Möge Dir dann vieles erhalten bleiben, was Du dort erlebst – aber auch erleidest (Feuersbrunst). Es ist eine gute Grundlage für alle Fälle und wird Dir hoffentlich einen klaren Blick und eine unbeirrbare Lebenskraft bescheren.

    Wir fahren übermorgen in Richtung Polen, meine Heimat Schlesien! Große Freude!

    Alles Liebe Dir von Marianne

  2. Avatar-Foto

    Ich finde das Fest total toll und würde es auch gerne mal erleben. Hier lassen die Temperaturen ja eine derartige Wasserschlacht nicht zu, doch würde sicher auf große Begeisterung stoßen, falls doch mal Temperaturen über 30 Grad zu verzeichnen sind. Ich habe jetzt schon des öfteren das thailändische Neujahrsfest in den Medien gesehen, also sollte man wahrscheinlich schnellstmöglich hin, bevor es zu kommerziell wird.

  3. Avatar-Foto

    Einfachstrahl oder Doppelstrahl, wie groß muss der Wassertank sein, mit Griff oder ohne, mit Wasserbehälter auf dem Rücken oder nicht, ich wurde von meinen Kindern vorher super in die Geheimnisse der Wasserpistolen eingeweiht;) Noch wichtiger als die Wasserpistole ist jedoch die Plastiktüte um alle Wertsachen sicher zu verstauen!

  4. Avatar-Foto

    Liebe Uta,

    diese Wasserpistolen wären sicher auch bei den Thai-Kids der Renner. Du glaubst ja gar nicht, wie viel Auswahl es hier gab!

    Genieß den Frühling und viele Grüße aus Mae Sot. Es sind mal wieder über 40 Grad…

    Annapia

  5. Avatar-Foto

    Liebe Annapia,

    das hört sich nach einem tollen Fest an. Schön, dass du dabei sein konntest. So ein Mischmasch aus Tradition und zeitgemäßer Partystimmung ist doch ein guter Kompromiss. Vielleicht sollten wir den nächsten Freiwilligen schon einmal raten, sich eine große Wasserpistole im Pumpgunstil mitzunehmen. Die sind hier bei den Kids der Renner …

    LG, Uta

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.