Dass es bisher nur wenige Todesopfer gegeben hat, ist das Ergebnis einer erfolgreichen Katastrophenvorsorge. „Hagupit“ hat dennoch in vielen schreckliche Erinnerungen geweckt. MISEREOR steht im Kontakt mit den Partnerorganisationen und wird sie bei der Nothilfe und beim Wiederaufbau unterstützen.
Es herrscht gespannte Erleichterung. Darüber, dass der Sturm bei weitem nicht die Ausmaße hat wie Super-Taifun Haiyan, der vor ziemlich genau einem Jahr 7000 Menschen den Tod brachte und weite Landstriche zerstörte. Und darüber, dass die Vorsorgemaßnahmen gegriffen haben. „Es ist wirklich ermutigend, dass sich unsere vereinten Anstrengungen im Vorfeld des Taifuns bezahlt gemacht haben“, schreibt uns ein Mitarbeiter des Social Action Center (SAC) der Diözese Legazpi, eine der rund 300 Mitgliedsorganisationen des Netzwerks Philippine-Misereor-Partnership (PMPI).
In den vergangenen Tagen haben die Mitarbeiter des SAC, von PMPI, dem Journalisten-Netzwerk PECOJON und anderen MISEREOR-Partnerorganisationen fast rund um die Uhr gearbeitet, um die Menschen über Flugblätter, Radio und Social Media über Schutzmaßnahmen zu informieren. Zehntausende haben sich in Notunterkünften wie Schulen, Gesundheitszentren und Kirchen in Sicherheit gebracht, insgesamt wurden rund 710.000 Menschen vorsorglich evakuiert. Ja, es stimmt: „Hagupit“ ist mit aktuellen Sturmböen von bis zu 170 km/h weit weniger verheerend als befürchtet und die Katastrophenschutzmaßnahmen, an denen PMPI und andere Partnerorganisationen beispielweise auf den abgelegenen Inseln Homonhon und Manicani arbeiten, haben sich bewährt. Laut Medienberichten gibt es bisher wenige Tote. Nun nimmt der Taifun Kurs auf die Hauptstadt Manila.
Der Taifun trifft wieder die Ärmsten der Armen
Doch die Zahl der Todesopfer sagt noch nichts über die Zahl der Menschen aus, die schwer getroffen sind. Das tatsächliche Ausmaß der Schäden wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, wenn Stromversorgung und Kommunikationskanäle wiederhergestellt, Straßen und Wasserwege wieder passierbar sind. Schon jetzt aber ist klar: Der Taifun traf – und trifft – vor allem die Menschen, die vor einem Jahr alles verloren haben. Es sind, wie so oft, die Ärmsten der Armen, die besonders unter den Folgen von „Hagupit“ leiden. Ihre Häuser sind in der Regel aus leichtem Material gebaut und stehen in küstennahen Gebieten, die besonders gefährdet sind. Viele lebten noch immer in Zelten und Notunterkünften, weil sie sich ein neues Haus nicht leisten können. Von den Inseln Homonhon und Manicani, die durch Haiyan fast völlig zerstört wurden, erreichen uns Berichte, dass die Menschen sich ins Inselinnere geflüchtet haben. Um sich vor dem Sturm zu schützen, gruben sie teilweise Löcher in die Erde, die sie mit Planen abdeckten. Ihre küstennahen Häuser hätten ihnen keinen Schutz geboten.
Re-Traumatisierung: Der Verlust wird erneut durchlebt
Hinzu kommt: Nicht nur stehen viele zwölf Monate nach Haiyan erneut vor dem Nichts. Sie erfahren auch eine Re-Traumatisierung. Tausende verloren im vergangenen Jahr Freunde und Familienmitglieder. Nur Monate nach den schrecklichen Erlebnissen durchleben sie die Ängste von damals erneut. Neben dem Wiederaufbau von Häusern und Straßen werden die Menschen auf den Visayas daher weiterhin psychosoziale Unterstützung benötigen, um ihr Leben nach den verheerenden Taifunen wieder aufbauen zu können.
MISEREOR-Hilfe nach Haiyan
MISEREOR unterstützte im November 2013 die direkte Nothilfe auf den Inseln Panay und Samar mit 586.000 EURO. Direkt nach dem Taifun begannen unsere Partner-Organisationen betroffene Menschen in den Inselregionen Samar und Panay mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Baumaterial zu unterstützen. Die langfristige Hilfe zur Katastrophenvorsorge umfasst unter anderem den Aufbau von Frühwarnsystemen, Küstenschutz, die Errichtung von sicheren Evakuierungszentren, die Entwicklung von Evakuierungsplänen, um die Gefährdung der Menschen durch Naturkatastrophen zu verringern und die Stärkung lokaler Radioberichterstattung, um die Menschen bei Gefahren warnen und informieren zu können.
Die Philippinen sind ein Land bestehend aus 7107 Inseln und einer zusammengerechnet 36.000 km langen Küstenlinie – Ausmaße vergleichbar mit dem Äquator. Das Leben auf den Philippinen ist eng mit dem Meer verbunden. Und dies bedeutet in Zeiten des Klimawandels ganz besondere Herausforderungen. Gerade Fischerfamilien, eine der ärmsten Bevölkerungsgruppen auf den Philippinen, müssen nah am Meer leben und sind hierdurch den Wetterextremen besonders ausgesetzt.