Um den sträflich vernachlässigten Blog endlich zu aktualisieren, werde ich nun unsere Wohnsituation und Freizeitmöglichkeiten beschreiben.
Wir leben im Pastoral Centre von St. Kizito, einer Kirchengemeinde, die ungefähr zweieinhalb bis drei Kilometer vom Stadtkern entfernt liegt. Solwezi ist eine aufstrebende, wenig ansehnliche Bergbaustadt. Es gibt einen großen Supermarkt aus Südafrika, Shoprite, der ein breites Angebot aufweist. Wir sehen sehr selten Weiße, und wenn doch, dann sind es meist Ausländer, die in den Kupferminen arbeiten und häufig arrogant sind. Nur wenige Straßen sind geteert und es ist sehr staubig. Ein landschaftlich schöner Flecken sind die Mutanda-Falls, die aber zu weit entfernt sind, um sie mal eben mit dem Taxi zu erreichen. In Solwezi gibt es ansonsten viele Bars und Lodges.
Unsere Mitbewohner sind Father Neal, Father Sydney und Father Kapalu, die in verschiedenen Gemeinden in der Umgebung arbeiten, und Johnson, ein älterer Mann, der sich um die Sicherheit des Komplexes kümmert und ein unglaubliches Geschichtswissen hat. Wir haben auch eine Katze, Lucy. Father Sydney hat sie nach dem gleichnamigen Action- und Science-Fiction-Film benannt. Sie hat vor einigen Wochen Junge bekommen, die nun ebenfalls im und ums Haus stromern. Außerdem haben wir viele Hühner, die schrecklich laut sind. Vor einiger Zeit haben Nachts Hunde die Hühner attackiert, leider haben sie den Hahn nicht erwischt, der einem nicht nachvollziehbaren Biorhythmus folgt, soll heißen: Er kräht auch mitten in der Nacht.
Für die Fathers wird von Mama Faustina und Mama Juda gekocht und gewaschen, in diesen Genuss kommen Samuel und ich auch. Die beiden Frauen sind sehr herzlich und immer gut gelaunt.
Das Frühstück mutet sehr britisch an: Wir frühstücken immer Toast mit Erdnussbutter oder Orangenmarmelade und Cornflakes mit Milch. Manchmal haben wir aber auch Käse oder Nutella-ähnlichen Schokoladenaufstrich. Dazu gibt es Tee in verschiedenen Sorten und abgekochtes Wasser.
Mittag- und Abendessen sind identisch. Es gibt immer den Maisbrei Nshima, den man mit der Hand knetet. Nshima hat eigentlich keinen Eigengeschmack. Häufig gibt es als Alternative zu Nshima Reis. Als Beilage gibt es entweder Hühnchen- oder Ziegenfleisch oder variierende Fischsorten. Dazu isst man Raps oder Kraut und Kapenta (winzige Fische in großer Menge) oder Raupen. Selten gibt es auch Kartoffeln, Fleischbällchen oder sogar Nudeln. Das Essen schmeckt gut, man weiß aber in der Regel schon im Vorhinein, was drei von fünf Töpfe enthalten, sodass das Essen kaum Abwechslung bietet.
Wenn wir abends von der Arbeit kommen, wird es bald darauf dunkel. Das ist sehr schade, da man sich auf Grund der vielen Moskitos gerade nun, da die Regenzeit begonnen hat, nicht längere Zeit draußen aufhalten sollte. Ich kann also nur noch kurz mit Jugendlichen aus der Umgebung Basketball spielen oder im Garten lesen. Anschließend lese ich im Zimmer, das ich mir mit Samuel teile, unterhalte mich mit den Fathers, die äußerst humorvoll und sympathisch sind, skype mit Freunden oder Familie, gucke mit Samuel eine Serie oder Fernsehen. Das Fernsehangebot ist sehr breit gefächert und meistens auf englisch, allerdings läuft der Fernseher im Wohnzimmer sehr häufig, weil die Fathers leidenschaftlich die Premier League verfolgen oder Wrestling gucken. Gerade letzteres empfinde ich auf die Dauer als sehr anstrengend. Im Moment haben wir aber jeden Abend über mehrere Stunden keinen Strom und Essen bei Kerzenschein zu Abend. Zwar gibt es einen Generator, den ich aber ob seiner Lautstärke nur ungern anschalte.
Abends haben wir häufig warmes Wasser in der Dusche, manchmal haben wir aber auch gar kein Wasser. Meist gegen 23 Uhr krabbeln wir dann unter unsere Moskitonetze.
Freitag abends gehen wir gerne in eine der vielen Bars, in denen wir aber nie Gleichaltrige antreffen, das ist hier einfach nicht üblich.
Samstag Nachmittags haben Samuel und ich mehrere Stunden Chorprobe. Das ist immer sehr beeindruckend und anstrengend zugleich, da viele Lieder auswendig und mit unglaublicher Energie gesungen werden. Allerdings dauert die Probe mehrere Stunden, weil sie erstens immer erst eine dreiviertel Stunde später beginnt als angesagt und zweitens selbst danach immer noch Mitglieder eintrudeln, die natürlich erst einmal alle grüßen müssen. Sonntags singen wir dann in der englischen Messe, die eineinhalb Stunden dauert, aber unglaublich schnell vorbeigeht, weil so viel gesungen und getanzt wird. Wir müssen nicht jeden Sonntag in die Messe gehen, von den Fathers geht überhaupt kein Druck aus, allerdings muss man sich dem Chor oder anderen Bekannten gegenüber beim nächsten Treffen immer rechtfertigen, warum man nicht erschienen ist, weshalb wir dann doch jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen.
Sonntagmittags und -nachmittags haben wir kein Programm und achten auch darauf, dass das so bleibt. Ab und zu nutzen wir die Zeit, um im Pool einer Lodge für wenig Geld schwimmen zu gehen. Das ist eine mit Abstand schönste Freizeitbeschäftigung hier in Solwezi.
Ach Leo, es ist schön, dass du so regelmäßig unseren Blog mit tollen Berichten füllst. In punkto Essen sind wir Europäer eben echt verwöhnt. Als Regina und ich in Sambia waren, da gab es auch fast immer das gleiche Essen. Das war aber auch egal. Hauptsache, es gab was. Wenn es dann auch noch lecker war, super. Und ehrlich: Das ist objektiv gesehen tatsächlich das Wichtigste. Esst ihr denn auch die dicken schwarzen Raupen? Die habe ich mir gespart … :-)))
Liebe Grüße, Uta