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Fastenaktion 2023: Die Geschichte von Madame Bodo

Die Ideen, die von Frauen kommen, sollten mehr wertgeschätzt werden. Man sollte ihnen auch viel mehr Verantwortung geben und ihnen die Möglichkeit geben, eine Entscheidung zu treffen.
Im Gegensatz zu dem, was andere gedacht haben, kann ich mein Leben allein in die Hand nehmen; ich als Witwe, nach dem Tod meines Mannes, andere haben gedacht, dass ich schwach sein werde und würde nicht für mich selbst sorgen können. Aber nein, ich bin bereit für mein Leben durchzustehen.

Madame Bodo ist Protagonistin der Fastenaktion 2023
Bodo Razafiniaina ist eine selbstständige Frau: Beim Misereor-Projektpartner Vahatra hat sie gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen. © Klaus Mellenthin/ Misereor

Bodo Razafiniaina ist der eigentliche Inbegriff der Misereor-Fastenaktion 2023, die unter dem Motto „Frau. Macht. Veränderung.“ steht. Sie ist eine Reisbäuerin aus Soamandroso, einem kleinen Dorf in Madagaskar. „Madame Bodo“, wie sie sich selbst nennt, ist Mutter von sechs Kindern und Witwe, da sie ihren Mann vor über zehn Jahren verloren hat. Ihr Mann starb, als ihr jüngstes Kind zehn Jahre alt war.

Selbst ist die Frau

Seit vielen Jahren muss die 56-jährige Madame Bodo alles allein machen und hat sich gegen die Erwartungen der Gesellschaft durchgesetzt, dass sie es allein nicht schaffen würde. Wie sie sagt: „Nur weil ich keinen Mann mehr habe, heißt das nicht, dass ich mich hängen lasse.“ Sie weigert sich, den Stereotypen ihrer Gemeinschaft zu entsprechen, die von ihr erwartet, dass sie bescheiden lebt und nicht zeigt, dass sie ihr Leben selbst in der Hand hat, weil sie verwitwet ist. „Die Leute glauben, dass eine alleinstehende Frau und besonders eine Witwe schwach sein muss, weil ihr Stützpfeiler nicht mehr da ist.“ Die Realität im Fall von Madame Bodo sah jedoch anders aus, denn ihr Mann trank viel Alkohol, und wenn er betrunken war, war er oft brutal zu seiner Frau und seinen Kindern. Er übernahm wenig Verantwortung, so dass sie sich schon fast immer selbst um alles kümmerte.

Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes fand Madame Bodo Unterstützung für ihr Leben als alleinstehende Frau. Seit 2012 nimmt sie an den Schulungen von Vahatra (spricht sich „Wahatsch“) teil, einem von Misereor unterstützten Entwicklungsprojekt. „Dort lerne ich, wie man Reis lagert, ich wurde beim Bau eines Hauses unterstützt und lernte, wie ich Rechte für mein Land erwerben kann“, sagt sie. Madame Bodo hat ihr eigenes Haus gebaut und ihr Leben selbstbewusst in die Hand genommen.

Frau trocknet Reis
Vahatra hat Madame Bodo gezeigt, wie man Reis trocknet. Jetzt kann sie es selbstständig vor ihrem Haus machen. © Klaus Mellenthin/ Misereor

„Sie hatten es auf mich abgesehen“

Das bringt sie manchmal in Gefahr und bereitet ihren Kindern Unbehagen. Sie haben Angst, dass die Leute über ihre Mutter reden werden. Zum Beispiel darüber, dass ihre Mutter ihr Haus selbst gebaut hat – und eine Balkonbrüstung aus geschmiedetem Eisen mit schönen Mustern hat, statt aus einfachem Holz, wie es sich für eine 56-jährige Witwe gehört. Die Angst der Kinder ist nicht ganz unbegründet, denn vor ein paar Jahren brachen Viehdiebe nachts in das Haus der Familie ein. „Ich habe die Vermutung, dass sie es gezielt auf mich abgesehen hatten“, sagt Madame Bodo. 
Zum Zeitpunkt des Angriffs hatte sie Bargeld und große Kochtöpfe bei sich zu Hause, denn sie war damals Schatzmeisterin eines Frauenvereins, der Kinder mit Essen versorgte. Die Männer schlugen die Mutter und ihre Kinder. Als Madame Bodo vor der Bande floh, wurde sie leider schwer verletzt. Sie verletzte sich bei einem Sturz aus dem zweiten Stock an beiden Knöcheln und konnte ein Jahr lang nicht mehr gehen und natürlich auch nicht arbeiten. Familienmitglieder kümmerten sich in dieser Zeit um sie.

Madame Bodo ist Teil der Fastenaktion 2023
Stolz sitzt Madame Bodo in ihren eigenen vier Wänden. © Klaus Mellenthin/ Misereor

Ein Leben für sich selbst

Trotz dieser Rückschläge geht Madame Bodo mit aller Kraft weiter! Sie hat den Bau ihres Hauses abgeschlossen, und es ist sogar größer als ursprünglich geplant. In ihren eigenen Worten: „Ich möchte von anderen respektiert werden, auch wenn ich eine Witwe bin. Ein Leben in Würde ist so viel mehr als nur nicht hungrig zu sein. Manchmal lachen die Leute über mich, weil ich dreimal in der Woche Wäsche wasche. Sieh mal, für wen macht sie sich hübsch?“, bekommt sie dann zu hören. „Aber ich mache das nicht für einen neuen Mann – ich bin auch ohne glücklich“, sagt Bodo Razafiniaina.
„Ich tue es, weil ich für mein gepflegtes Äußeres bewundert werden möchte. Ich möchte, dass sich Gäste in meinem Haus wohlfühlen, weil es sauber und schön eingerichtet ist.“ In der Tat ist ihr Haus einfach, aber mit viel Liebe zum Detail eingerichtet: An den Wänden hängen Taschen, Bilder, Accessoires. Auf einem kleinen Tisch sitzt ein Teddybär auf einem Spitzendeckchen, an dessen flauschigen Ohren ihre elegante Spangensammlung klebt.

Vahatra unterstützt Frauen wie Madame mit Fertigkeiten, die ihnen zu mehr Selbstständigkeit verhelfen. Landbesitz ist ein großes Problem in Madagaskar: Da Dokumente zum Landbesitz meist auf den Namen des Mannes lauten, wird Witwen nach dem Tod ihres Mannes oft einfach das Land weggenommen, das auf ihren Namen lautet. Deshalb ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass der Landbesitz übertragen wird, auch wenn er bereits der Familie gehört.

Für die Zukunft hat die mutige Madame Bodo noch zwei Wünsche: ein langes Leben, damit sie sehen kann, wie sich ihre Kinder entwickeln, und einen Balkon aus Zement!


Unterstützen Sie Frauen wie Madame Bodo auf ihrem Weg in eine selbstständige und gleichberechtigte Zukunft.


Hier finden Sie weitere Informationen zum Partnerland Madagaskar der Misereor-Fastenaktion 2023.

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