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Unterwegs in Simbabwe

Um vier Uhr morgens aufstehen, und es ist kalt: Winter in Simbabwe, da gehen die Temperaturen schon einmal an den Nullpunkt. Um fünf Uhr treffe ich meine Kollegin im Stadtzentrum von Harare, der Hauptstadt von Simbabwe. Es liegen 500 km Autofahrt vor uns. Das erste Ziel ist Bulawayo, die zweitgrößte Stadt des Landes. Die ersten 300 km führt die löchrige Asphaltstraße an kleineren Städten und Märkten vorbei. Das Land ist trocken, die Regenzeit seit März vorbei. Buschbrände wüten. Eigentlich ist das Feuerlegen verboten, doch die Polizei kümmert sich nicht um die Brandleger. Rechts und links von der Strasse sieht man Kilometer um Kilometer überwachsene Zäune. Seit zehn Jahren werden Farmen besetzt und die Besitzer enteignet – bis heute. Das Land ist jetzt Staatseigentum und wird weiter verteilt. Leider basiert die sogenannte „Landreform“ nicht auf Kriterien, nach denen erfahrene Bauern das Land erhalten und die Bevölkerung ernähren können. Sondern der Staat verteilt Land nach politischem Wohlverhalten und Parteizugehörigkeit. So verwildert der Grossteil der ehemals sehr erfolgreich wirtschaftenden Bauernhöfe. Gut für die Natur vielleicht, aber nicht für die arbeitslosen ehemaligen Farmarbeiter und die Schwachen des Landes.

Früher war Simbabwe die Kornkammer des südlichen Afrikas. Jetzt hat das Land keinerlei Reserven, wenn die Regenzeit ausbleibt. Hunger und Krankheit sind die Folge.

11:00

Im Versammlungsraum der Erzdiözese von Harare haben sich die Projektpartner versammelt – frierend. Es sind Vertreter von Projekten, die von Misereor unterstützt werden. Das Spektrum ist groß: einige Krankenhäuser, eine Vereinigung, die sich im sexuell misshandelte Kinder kümmert;  eine kirchliche Radiostation, die leider aufgrund von politischen Repressalien nicht senden darf, ein Bewässerungsprojekt für Kleingärten in den trockensten Regionen des Landes, bis hin zu Menschenrechts- und Landwirtschaftsprojekten. Mit der Förderung leistet Misereor einen Beitrag, dass sich die prekäre Situation für die Ärmsten der Armen und Kranken nicht noch weiter verschlechtert, sondern trotz der widrigen Umstände sogar schrittweise verbessert. (Foto 009)

Viele Fragen werden gestellt. Zu wenig Geld ist immer ein Problem. Alles ist enorm teuer geworden, seitdem Simbabwe vor einem Jahr seine wertlose Nationalwahrung auf den US Dollar umgestellt hat. Misereor benötigt von den Partnern Nachweise dafür, dass die Spendenmittel für Aktivitäten ausgegeben worden sind, die die Lage der Menschen tatsächlich und wirkungsnah verbessert. Es wird viel geredet, man tauscht sich aus, man versteht. Nonnen sind da, Ärzte, Verwalter von Projekten. Auch der Erzbischof von Bulawayo begrüßt die Runde. Allen ist klar, dass die Hilfe von Misereor verlässlich ist und Verständnis aufbringt für die Sorgen seiner Partner. Aber auch Misereor ist den Spendern in Deutschland verpflichtet und trägt Sorge für eine sachgerechte Verwendung der Spendenmittel.

17:00
Projekttreffen zu Ende, die Sonne geht langsam unter. Jetzt ist die Zeit der kurzen Tage und langen Nächte. Die Buergersteige werden hochgeklappt, sozusagen. Im Gegensatz zu West- und Ostafrika, wo das Leben erst nach Sonnenuntergang losgeht, verzieht man sich in Simbabwe in die eigenen vier Wände, vor allem im Winter. Bei einem Freund sind meine Kollegin und ich untergekommen. Auf dem Programm stehen heute mal nicht Projektgespräche sondern Fußball: Deutschland gegen Spanien. Das Ende kennt jeder.

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Volker Riehl arbeitet als Leiter der MISEREOR-Verbindungsstelle in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe.

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