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Das heilige Tal ist verseucht

Zur Vorbereitung der kommenden Fastenaktion besuchen wir die MISEREOR-Partnerorganisation CIDAP in der peruanischen Hauptstadt Lima. CIDAP setzt sich für ein menschenwürdiges Leben der ärmeren Bevölkerung ein.
Zum Beispiel in Lomas de Carabayllo, am nördlichen Stadtrand der 8-Millionenmetropole:Hier wohnen 30.000 Menschen zwischen ehemaligen Müllhalden, halblegalen Steinbrüchen, schmutzigen Kleinbetrieben und gigantischen Abraumhalden.

Als wir die Namen der Siedlungen erfahren können wir nur fassungslos mit dem Kopf schütteln: Heiliges Tal, Versprochene Erde, Heilige Rosa – je blumiger der Name, desto scheußlicher der Ort scheint es. Im Heiligen Tal – Valle Sadgrado schmelzen illegale Recycling-Betriebe Autobatterien ein, während nebenan kleine Kinder spielen.In Tierra Promentida (Versprochenes Land) stehen wir unvermittelt von einem 20 m tiefen Krater. Hier baute ein kleines Bergbauunternehmen Ton für die Ziegeleien der boomenden Bauindustrie ab. Jetzt ist das Abbau beendet und das Unternehmen verschwunden. Stattdessen kommen im 10-Minuten-Takt LKWs, die ihre Ladung ungesichert ins Loch kippen. Tagsüber Bauschutt und Gartenabfälle, nachts Krankenhausmüll und Behälter mit Chemikalien. Dazwischen suchen Männer, Frauen und Kinder nach brauch- also verkaufbarem. Trotzdem ist Lomas keine illegale Hüttensiedlung. Es gibt Strom, Straßenlaternen, im rechten Winkel angelegte (Sand)Straßen und sogar vier Schulen. Selbst die Bürgermeisterei betreibt einen kleinen Außenposten. Mit Wellblechdach und Wänden aus Presspan kann man ihn äußerlich allerdings kaum von den umliegenden Behausungen unterscheiden.

Muss man auch nicht, haben wir den Eindruck. „Die tun gar nichts!“, hören wir von fast allen, die wir treffen. Und das obwohl die Bewohner von Lomas sich in bewundernswerter Weise für Veränderungen zum Besseren einsetzen.  Sie organisieren Versammlungen, gründen Kommitees, schreiben Eingaben, sie pflanzen Bäume oder trotzen der Mondlandschaft winzige, staubige Gärten ab.  Beharrlich, trotzig, wütend.

Geschrieben von:

Ansprechtpartnerin

Marianne Pötter-J. arbeitet als Referentin für Kampagnen und Dekolonialisierung bei Misereor. Sie bloggt über interessante Begegnungen und Kampagnen.

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