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Reise zu Misereor-Projektpartnern in Simbabwe: Ein Friedenssportfest in Malange

05:00 morgens
Marange ist 250 km von Harare entfernt, im östlichen Hochland direkt an der Grenze zu Mosambique. Früher, vor länger als zehn Jahren, kamen noch viele ausländische Touristen in diese pitoreske Berglandschaft, deren höchste Berge über 2500 m hoch sind. Das ist jetzt vorbei. Die Lodges und Hotels stehen meist leer – auch Folge einer Politik, die nicht dazu beiträgt, das Land in seinem besten Licht zu zeigen. Trotzdem: Simbabwe ist für ausländische Besucher ein relativ sicheres und friedliches Land, und die Menschen heißen Besucher herzlich willkommen.

10:00
Das Misereorprojekt versucht in der Diözese Marange die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Volksgruppen und Menschen mit verschiedener politischer und weltanschaulicher Ansicht sicherzustellen. Das ist nicht einfach. Vor zwei Jahren gab es Wahlen, und in der Region haben sich die Konfrontationen dermaßen verschärft, dass es zu vielen Toten, Verletzten kam. Gehöfte wurden niedergebrannt, viele Hunderte von Menschen vertrieben.

Nach außen hin herrscht Frieden im Land, nach innen wurden die Probleme, die die Menschen gegeneinander aufbrachten, in keiner Weise angegangen, geschweige denn gelöst. Auch von Misereor finanzierte Projekte können für sich genommen nicht wirklich Probleme auf Dauer lösen, doch gelingt es den Mitarbeitern, Anstöße zum Nachdenken und Umdenken zu liefern, so dass diese Welt und die Menschen, die hier leben, friedlicher miteinander umgehen.

11:00

Junge Männer spielen Fußball, junge Frauen Netzball. Es gibt für jeden Sport acht Mannschaften, die (ähnlich der WM-Endrunde) in einem K.O.-Verfahren gegeneinander spielen. Die Verantwortliche des MISEREOR-Friedensprojektes stellt in einer Rede vorher klar, dass es klare Regeln gibt, die befolgt werden müssen. Im Sport (und sollte es auch jenseits des Sportes sein!) darf es keine Parteizugehörigkeit geben, die darüber Ausschlag gibt, ob eine Mannschaft gewinnt oder verliert. Das einfache Befolgen von Regeln, ein Gebot der Fairness und das Akzeptieren von Niederlagen sind Verfahren, die im (politischen) Alltag der Menschen häufig nicht gelten.

13:00

Die ersten Spiele sind gut verlaufen – verhältnismäßig viele Unentschieden, so dass es zum Elfmeterschießen kommen

muss. Dann eine Auseinandersetzung. Die eine Mannschaft weigert sich weiter zu spielen, weil ihrer Ansicht nach die andere Mannschaft vom Schiedsrichter bevorteilt wird. Die familiäre Nähe wird hervorgehoben. Das ist auch meistens eine politische Nähe. Die Mannschaften setzen sich aus jungen Menschen zusammen, die noch vor kurzem Gewalt gegeneinander ausgeübt haben. Dieses Verhalten lässt sich nicht über Nacht aus der Welt schaffen –  auch nicht durch die wohlmeinenden Sportfeste; doch ein Anfang ist gemacht. Junge Menschen, die sich noch kürzlich feindlich gegenüber standen, sind in der Lage, friedlich zusammen den Tag gemeinsam zu verbringen. Wie andere Friedenssportfeste in der Vergangenheit und an anderen Orten gezeigt haben, hat dies nachhaltig eine positive Wirkung auf das friedliche Zusammenleben der Menschen.

14:00
Die Verantwortlichen sind in der Lage, die streitenden Parteien zu versöhnen.

Was immer gut das friedliche Miteinander fördert, ist Essen und Trinken. Fruchtsaftsirup wird verdünnt. Dazu gibt es trockene Brötchen. Sport macht hungrig. Kohlenhydrate werden gebraucht. Die Spiele dauern 20 Minuten pro Halbzeit.

17:00

Jede Mannschaft bekommt einen kleinen Preis, die Sieger der Netz- und Fußballmannschaften einen Pokal. Den größten Sieg jedoch tragen die Menschen mit nach Hause, die für ihre Zukunft gesehen haben, dass Auseinandersetzungen friedlich gelöst werden können.

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Volker Riehl arbeitet als Leiter der MISEREOR-Verbindungsstelle in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe.

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