Nur noch ein paar Tage, dann ist es soweit: Die Commonwealth Games in Neu Delhi werden eröffnet. Es ist das größte Sportereignis, das jemals in der indischen Metropole ausgetragen wurde. Und das umstrittenste. MISEREOR-Partner kritisieren: Leidtragende des pompös angelegten Sportevents sind vor allem die Ärmsten der Armen.
„Eigentlich müssten wir jetzt noch auf die Straße gehen und versuchen die Spiele zu boykottieren“, so Indu Prakash Singh. „Es ist unglaublich, wie viel Geld für die Common Wealth Games ausgegeben wurde. Mit einem Bruchteil des Geldes hätte so viel für die Obdachlosen bewirkt werden können.“ Indu Prakash Singh weiß, wovon er spricht. Er arbeitet für den Misereor-Partner IGSSS. Seit über zehn Jahren setzt er sich für die Armen der Stadt, für die Obdachlosen ein, versucht ihnen einen Stimme zu geben, ihnen zu ihren Rechten zu verhelfen. 150 000 Menschen leben in Delhi auf der Straße. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. „Indien hat die höchste Anzahl an Straßenkindern auf der Welt“, so Prakash Singh. „Aber das kehrt man an offizieller Stelle einfach unter den Tisch.“ Ein Leben auf den Straßen Delhis sei ohnehin schon unbarmherzig, brutal und gefährlich. Durch die Vorbereitungen für die Commonwealth Spiele sei die Situation für die Hundertausenden auf Delhis Straßen noch unsicherer geworden.
Passen Obdachlose nicht in eine aufstrebende Metropole?
„Das sind die Leidtragenden dieser Spiele!“ mahnt Singh. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zur Vertreibung von Obdachlosen, viele wurden sogar ohne jeglichen Grund eingesperrt. Die Polizisten berufen sich dabei auf den sogenannten ‚Bombay Prevention of Begging Act“ von 1959. Bettler können laut diesem Gesetz in Gewahrsam genommen werden, oft werden sie in sogenannte Bettlerheime gebracht. „Heim, das hört sich gut an, aber diese Orte sind schlimmer als Gefängnisse“, so Singh. Plätze und Gehsteige voller Obdachlose – das passt wahrlich nicht in das Bild einer aufstrebenden Metropole, die sich – geht es nach den Regierenden – mit internationalen Städten wie London oder New York messen möchte. „Aber was wäre Delhi ohne all diese Menschen?“ so Singh, der nicht müde wird zu betonen, dass ein Großteil der Obdachlosen auf Delhis Straßen sehr wohl arbeiten. Dennoch ist ihr Lohn zu gering für ein Dach über dem Kopf – und sei es nur für eine Hütte in einem der zahlreichen Slums. „Ohne all die Rikshafahrer, Gemüsehändler, Straßenarbeiter – die Stadt hätte sich niemals zu dem entwickelt, was sie heute ist!“ Auch in diesen Tagen zeigt sich in der indischen Hauptstadt ganz deutlich: Motor der Entwicklung sind die sogenannten ‚City Makers‘. Sie arbeiten Tag und Nacht für einen sehr geringen Lohn.
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a.fluri