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Cancun: „Morgen, morgen nur nicht heute…“

Manana – morgen. Der Klimawandel muss aber heute bekämpft werden!

„Bei uns in El Salvador, in der Region in der ich lebe, hat es seit vollen 2 Monaten nicht ein einziges Mal geregnet. Normalerweise würden die Bauern jetzt im Dezember auf dem Feld sein und die Ernte einbringen, doch so gut wie nichts hat diese zwei trockenen Monate überlebt“ erzählt mir Manuel Moran, der Direktor von Caritas Santa Ana in El Salvador. Ich sitze mit ihm zusammen auf einem Partnerworkshop, zu dem Misereor parallel zu den internationalen Klimaverhandlungen im mexikanischen Cancún eingeladen hat. „Der Preis für Bohnen ist bereits auf 2,40 Dollar pro Kilo gestiegen. Das ist mehr als Doppelte des üblichen Preises! Wie sollen Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben, sich das noch leisten?“ fragt er kopfschüttelnd.

Eine Antwort darauf hat niemand von uns. Doch jeder der Anwesenden aus insgesamt sieben verschiedenen lateinamerikanischen Ländern hat Ähnliches zu berichten. „Ich höre immer wieder, dass durch den Klimawandel der Amazonas in Zukunft austrocknen könnte“ ergreift Ivo Poletto aus Brasilien das Wort. „ Aber jetzt mal ganz ehrlich und unter uns: das ist kein Zukunftsszenario sondern es ist jetzt schon fast soweit. Innerhalb der letzten fünf Jahre hatten wir im Amazonas zwei extreme, wirklich extreme Dürren. Dieses Jahr war es so schlimm, dass die Leute überhaupt keine Möglichkeit mehr hatten aus ihren Dörfern heraus zu kommen. Sämtliche Flüsse und Kanäle waren komplett ausgetrocknet und wie sollen sie dann zum Markt fahren oder zur Schule zu gehen?“

Tatsächlich ist die Situation im Amazonas derzeit mehr als drastisch. Der Negro, einer der Flüsse Amazoniens, steht gegenwärtig auf seinem tiefsten Stand seit Beginn der Auszeichnungen im Jahr 1902. Mehr als 600.000 Menschen fehlt ausreichender Zugang zu Nahrungsmitteln und viele von ihnen haben zudem keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser, da Millionen von toten Fischen das Wasser verseuchen. Der Amazonas-Regenwald ist mehr mit mehr als der Hälfte des weltweit noch existierenden Regenwaldes die grüne Lunge unserer Erde. Er nimmt ganze zwei Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr auf und ist somit das, was man auf den Klimaverhandlungen als „Kohlenstoffsenke“ bezeichnet. Sollte sich der Trend von lang anhaltenden Dürren im Amazonas jedoch fortsetzen, so könnte der gesamte Waldbestand gegebenenfalls komplett austrocknen. Abgesehen von dem massiven Verlust der einzigartigen Artenvielfalt des Amazonas würde dies auch bedeuten, dass sich die bisherige Senke in eine „Kohlenstoffquelle“ verwandelt. Das gesamte bisher in Boden und Biomasse gespeicherte CO2 würde freigesetzt und sich in unserer bereits jetzt schon mit Treibhausgasen überladenen Atmosphäre anreichern – mit unabsehbaren Folgen für den globalen Klimawandel. Die Dimensionen dabei sind enorm: so hat die letzte große Dürre im Amazonas 2005 mehr Treibhausgase freigesetzt, als die jährlichen Emissionen ganz Europas und Japans zusammen! „Es wird Zeit die Notbremse zu ziehen“ sagt Ivo Poletto abschließend. „Wir bekommen jeden Tag zu spüren, dass die Ausnutzung unserer Ressourcen und die Abholzung unserer Wälder uns dem Tag X, an dem es kein Zurück mehr geben wird, immer näher bringt.“

Auch auf den internationalen Klimaverhandlungen ist Waldschutz unter dem Titel REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) bereits seit Jahren ein wichtiges Thema. Ein Fünftel der globalen THG-Emissionen stammen aus Entwaldung, insbesondere aus den Tropen.  Erfolge im Waldschutz sind einige der wenigen Dinge, auf die man bereits im Vorfeld große Hoffnungen setzte. Die mexikanische Präsidentschaft kündigte bereits im Vornherein an, dass die COP 16 die „REDD-COP“ sein wird. Aber: konkrete Beschlüsse, die mehr wären als hoffnungsvolle Worte, gibt es bisher noch nicht. Es heißt abwarten und hoffen. „Mañana, mañana“ sagt man hier in Mexiko, was soviel heißt wie „Morgen, morgen nur nicht heute…“. Wollen wir hoffen, dass es morgen nicht schon zu spät ist!

Mehr Infos zum Thema Klimawandel auf der MISEREOR-Website

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Nicole Piepenbrink arbeitete als Referentin für Klimawandel und Ernährungssicherheit bei MISEREOR. Der Klimawandel ist für sie eine Frage der Gerechtigkeit, denn er trifft ausgerechnet diejenigen am stärksten, die heute schon am meisten unter Hunger und Armut leiden

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