MISEREOR-Partner besuchen ein Stadtplanungsgespräch in Regensburg. Dabei loben die Sprecherin einer Bürgerinitiative und die Anwohner den Dialog mit dem Investor und der Planerin der Stadt.
Von so viel Kooperation in der Stadtplanung sind die Gäste aus den Südkontinenten beeindruckt. Bei ihnen geht es ganz anders zu.
„Sie lachen, bei uns schreit man.“
„Ich sehe sie hier alle zusammen lachen, das ist beeindruckend“ sagt Meas Kimseng. Er ist Architekt und arbeitet für die Organisation STT in den Armenvierteln Pnom Penhs/ Kambodscha. In seinem Land gibt es selten einen friedlichen Dialog zwischen den einzelnen Akteuren der Stadtplanung: „Bei uns weinen die Leute bei Treffen wie diesen oft, sie schreien sich an und arbeiten gegeneinander statt miteinander.“ In Kambodscha seien die Bewohner von Armenvierteln immer der Gefahr ausgesetzt, für Bauprojekte aus ihren Vierteln an den Rand der Stadt vertrieben zu werden. Interessiert verfolgen Kimseng und Samuel Yáñez aus Peru das Fachgespräch der Regensburger Stadtplaner.
Es geht um den Stadtteil Hohes Kreuz. Das Viertel im Osten Regensburg gilt als Problemviertel der Stadt. 1.500 Menschen leben hier, Menschen aus 36 Nationen, viele von ihnen Migranten, vor allem aus dem Irak und Somalia. 9,6 Prozent Migranten leben durchschnittlich in Regensburg. Am Hohen Kreuz beträgt ihr Anteil fast 60 Prozent. Das Thema Integration ist problematisch, es gibt zu wenig soziale Einrichtungen, das Viertel ist zu abgeschieden vom Rest der Stadt. Die Initiative von Bernadette Dechant setzt sich seit 2008 für mehr Grün, bessere Verkehrsanbindung und mehr soziale Einrichtungen ein. Mit Erfolg. Initiative, Investor und Stadtplaner arbeiten zusammen an Lösungen, die alle zufrieden stellen sollen.
Vorgesetzte Lösungen
„So viel Kooperation bei der Stadtplanung, davon werde ich zuhause in Lima auf jeden Fall berichten“ sagt Samuel Yáñez vom Projekt CIDAP in Peru. Er setzt sich für mehr Bürgerbeteiligung in den Armenvierteln Limas ein: „Dass sich die Bürger am Planungsprozess für ihre Viertel beteiligen können, ist bei uns selten. Meist bekommen sie einfach fertige Lösungen vor die Nase gesetzt.“ Die Megacity Lima breite sich immer weiter unstrukturiert aus, überall werde gebaut ohne die Interessen der Menschen zu berücksichtigen.
Mit, nicht gegen die Menschen
Dabei ist es genau das, was laut MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon wichtigstes Prinzip der Entwicklungshilfe und gleichwohl auch der Stadtplanung sein sollte, egal ob in Lima, Pnom Penh oder Regensburg: die Einbeziehung der Bewohner. „Eine Planung kann nur erfolgreich sein, wenn sie mit den Menschen und nicht gegen sie arbeitet. Das gilt für alle Großprojekte, in Deutschland und überall sonst auf der Welt. Man kann es nur mit den Menschen machen!“