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Das Schweigen brechen

Die Veteranen in meinem Kopf sind alte, grauhaarige Haudegen. Die Veteranen vor mir auf der Bühne anlässlich der Ausstellungseröffnung von „Breaking the Silence“ sind höchstens Anfang 30. Sie haben an Checkpoints kontrolliert, Ausgangssperren durchgesetzt, Menschen verhaftet, Häuser und Wohnungen durchsucht.

"Wir sind hier, um Sie zu bitten, auch Verantwortung zu übernehmen", sagen die Mitglieder von "Breaking the Silence".

Breaking the Silence: „Wir sind hier, um Sie zu bitten, auch Verantwortung zu übernehmen.“

Sie haben Operationen der israelischen Armee miterlebt, deren klingende Namen wie „Schutzschild“, „Regenbogen“ oder „Gegossenes Blei“ nichts über den Alltag der Soldaten und der Bevölkerung in den besetzten Gebieten verraten.

Umso mehr erzählen die Veteranen auf der Bühne von ihren Erlebnissen in Gaza, Hebron oder Bethlehem. Sie sind Mitglieder  der MISEREOR-Partnerorganisation „Breaking the Silence“, einer Organisation israelischer Reservistinnen und Reservisten. Alle haben seit dem Ausbruch der Zweiten Intifada in der Westbank und dem Gazastreifen gedient und wollen Israel und der Welt erzählen, was in den besetzten Gebieten geschieht.

Dana Golan, Direktorin von "Breaking the Silence".

Dana Golan, Direktorin von „Breaking the Silence“.

Israel entsendet Soldaten, um sich zu schützen. „Doch nach unserer Entlassung haben wir festgestellt, dass die Gesellschaft nichts weiß von dem moralischen, sozialen und menschlichen Preis, den wir alle zahlen“, sagt Dana Golan, Direktorin von „Breaking the Silence“, die als 18-Jährige ihren Wehrdienst in Hebron leistete. Golan und ihre Kameraden wollten nach ihrem Einsatz nicht wie gewohnt mit ihrem Alltagsleben weitermachen. „Wir beschlossen, dass wir nicht einfach vergessen, was wir selbst getan und erlebt haben. Wir beschlossen, unser Schweigen zu brechen.“

„Breaking the Silence“, das Schweigen brechen. So heißt auch die Ausstellung, die noch bis zum 29. September im Willy-Brand-Haus in Berlin Fotografien präsentiert, die israelische Soldaten während ihres Einsatzes gemacht haben. Die Bilder zeigen Soldaten; mal lachende, mal verschlossene, doch stets junge Gesichter. Sie zeigen Checkpoints, Durchsuchungen, Kinder hinter Fenstergittern, Victoryzeichen. Und immer wieder gefangene Palästinenser mit Augenbinden.

„Diese Stimme des Gewissens darf nicht zum Schweigen gebracht werden und verstummen“, sagte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Spiegel.

„Was in den besetzten Gebieten geschieht, geschieht auch im Namen der westlichen Gesellschaft“, sagte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel auf der Ausstellungseröffnung vergangenen Donnerstag. Für ihn legen die Veteranen, die vor mir auf der Bühne stehen, aber nicht nur Zeugnis über den Alltag in den besetzten Gebieten. „Breaking the Silence legt auch Zeugnis ab von einer der nobelsten Züge der israelischen Gesellschaft, vom Mut und der Bereitschaft zum Dissens aus Gewissensgründen.“

 
 
 

 

 

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Petra Kilian arbeitet im Berliner Büro von MISEREOR.

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