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Eine gemeinsame Vision

Grundschule, Weiterführende Schule, Berufsausbildung, Beruf – so funktioniert der Mensch nicht nur am besten im deutschen, sondern auch im argentinischen System. Einen mutigen Weg neben diesem System zeigen mir vier junge Menschen auf einer ausgegrabenen Eisenbahnstrecke im Chaco Argentiniens.

Agrotoxicos

Agrotoxicos

Zwischen 24 und 29 Jahre sind sie alt. Evelín ist ausgebildete Architektin, Maxi und Beto haben die weiterführende Schule beendet und Chinche bereits mit 12 Jahren seine Schullaufbahn aus eigenem Willen abgebrochen. Maxi kommt als einziger aus einer Kleinbauern-Familie. Sein Vater, Anführer der Bauernbewegung „Obreros Surcos“, kämpft für die Rechte von Kleinbauern seiner Region – Kleinbauern, die nicht selten durch den Einsatz von Agrochemikalien aus ihren Häusern vertrieben werden und sich an Straßenrändern ein neues Leben aufbauen müssen.

Die Wut sowie die Energie zu Taten sind in den vier Gesichtern von Evelín, Chinche, Beto und Maxi beeindruckend spürbar. Chinche schimpft über das kapitalistische Verhalten der Menschen, das zum Landraub sowie zur Zerstörung der Natur führe: „Das argentinische Agrarmodell sieht es vor, dass unsere Generation einen industriellen Beruf erlernt und die Landwirtschaft mit wenigen Arbeitskräften unter dem Einsatz großer Maschinen und vieler Chemikalien hohe Erträge und somit hohe Exportsteuern einfährt.“ Ausländische Investoren und Abnehmer tragen ihren Teil dazu bei.

Archäologisches Arbeiten auf dem Feld

Auf dem Arbeitsfeld der vier Freunde angekommen, wundere ich mich über eine einer Archäologie-Stätte gleichenden Ausgrabung. Es handelt sich um eine Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Eisenbahnstrecke. Das britische Unternehmen Forestal hat in der Region den Quebracho-Baum zur Gewinnung von Tannine (Gerbstoff zur Ledererzeugung) abgebaut und gleichzeitig ausgerottet. Das harte Holz wurde nicht nur nach Großbritannien verschifft, sondern darüber hinaus auch für die Querverstrebungen der Eisenbahnstrecke zum Hafen nach Buenos Aires verwendet. Noch immer ist das Holz in einem so guten Zustand, dass es die vier Freunde zum Bau eines Lagerschuppens ausgraben und verwenden können.
Da es sich bei dem Terrain auf dem sie arbeiten um eine Eisenbahnstrecke handelt, ist das Gebiet nicht provinziales, sondern nationales Terrain. Daher sollten die vier Freunde vor Ärger der – die oben erwähnten Kleinbauern nun vom Strassenrand vertreibenden – Provinzregierung verschont bleiben, gleichwohl sie früher oder später mit einer Auseinandersetzung mit der nationalen Regierung rechnen müssen. Auf dem Terrain wollen die vier Freunde mit vereinten Kräften landwirtschaftlich aktiv werden und ohne den Einsatz von Agrochemikalien und durch nachhaltige Land- und Viehwirtschaft ein Zeichen setzen – ein Zeichen und Vorbild für die Vereinbarung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur und eines würdigen Lebens auf dem Land.

Geschrieben von:

Fabian

Ich bin 23 Jahre alt und habe vor kurzem den Bachelor in "Wirtschaftspädagogik" an der Universität Mannheim abgeschlossen. Im Rahmen des Freiwilligendienstes werde ich von meinen Erfahrungen in der Partnerorganisation, INCUPO, berichten. INCUPO setzt sich auf vielfältige Weise für benachteiligte Kleinbauern und indigene Völker sowie gegen den fortschreitenden Landraub in den nördlichen Provinzen Argentiniens ein.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Lieber Fabian,
    auch das ist ein sehr interessanter Bericht, signalisiert er doch, wie schwierig es ist, für die Rechte der Kleinbauern zu kämpfen und Veränderungen nachhaltig zu bewirken. Ich drücke diesen 4 Freunden die Daumen, dass sie ihre Ziele wenigstens annährend ereichen.
    Alles Liebe Stefan

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    Hallo Fabian,

    schön von dir zu hören. Pass gut auf dich auf.

    Dicken Knuddel von Conny K.

  3. Avatar-Foto

    Hey Fabian,

    ich war in den 90-ern im Norden Argentiniens und habe die Menschen dort lieben und schätzen gelernt. Umso mehr drücke ich euch die Daumen für diese einmalige Idee auf einer verlassenen Eisenbahnstrecke landwirtschaftlich die Existenz zu sichern und freue mich über weitere Berichte von Dir (welche im übrigen druckreif sind)!

    Hoffe für euch, dass die Provinzregierung sich auf diese Weise tatsächlich als nicht zuständig betrachtet und dass die Nationalregierung schlichtweg zu weit weg bleibt…

    LG,
    Markus

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    Hi Fabian,

    schön, dass du an der gemeinsamen Vision teilhaben kannst. Auch mit kleinen Schritten kommt man vorwärts …

    LG, Uta

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