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Met mij gaat het goed

 

„Ik ben Aliya, ik kom uit Pakistan, ik woon in Thailand en ik ga naar Nederland verhuizen.“

Es ist Mittwochnachmittag, Zeit für den wöchentlichen Niederländischunterricht. Aliya sitzt neben ihren Brüdern in der ersten Stuhlreihe und schreibt motiviert jedes Wort von der Tafel sofort ab. Dazwischen liebt sie es, die Aussprache ihrer Eltern zu korrigieren, die hinter ihr sitzen. „üüüüü Mama, nicht uuuu“ höre ich sie wieder zischen.

Die niederländisch Klasse

Bereiten sich auf ihre Ausreise in die Niederlande vor

Seit drei Wochen übe ich nun schon mit ca. fünf Familien Begrüßen, Zählen und vor allem Betonen. Sie alle sind Flüchtlinge  und werden innerhalb der nächsten drei Monate in die Niederlande umgesiedelt werden. Vor mehr als zwei Jahren sind sie aus ihrem Heimatländern Pakistan und Sri Lanka geflohen und wohnen seitdem in Bangkok. Die Übergangsphase wurde zum Alltag. Die Kinder gehen in die Schule des Flüchtlingscenters und lernen dort English und Thai. Doch Thai wird für Aliya gerade zunehmend uninteressanter, sie möchte Niederländisch lernen.

Ich bin froh, dass die Kinder diese Motivation mitbringen, denn ich weiß, was auf sie in nächster Zeit zukommt wird garantiert nicht einfach. Aliya ist acht Jahre alt und die niederländische Schule wartet auf sie. Es ist nicht nur eine andere Sprache, es ist auch das erste Mal, dass sie in einem richtigen Schulsystem lernen wird, in Fächern, von denen sie bisher noch nie gehört hat. Bisher kannte sie nur Thai, English, Mathe, Computer und Kunst/Musik. Mehr kann das Flüchtlingscenter leider nicht anbieten. Ihr Bruder ist zwölf Jahre alt und sollte eigentlich in dem Alter auf eine weiterführende Schule gehen, doch er hat ja noch nicht einmal eine Grundschule besucht…

Die Eltern in der Klasse haben gemischte Gefühle. Sie sind froh, in ein Land zu ziehen, das ihnen endlich eine Zukunft bietet, wo sie die Chance haben, sich etwas aufzubauen. Doch sie wissen auch, dass sie nichts geschenkt bekommen werden. Selbst die Flugtickets müssen sie später in Raten zurückzahlen. Sie werden mit Schulden in ihr neues Leben starten.

Aliya und ihre beste Freundin

Aliya und ihre beste Freundin aus Sri Lanka

Das sind die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, während meine Schüler das holländische „chhhh“ aus tiefem Halse üben.  Es wird schwer werden für sie in der neuen Kultur. Unserer Kultur. Doch mir bleibt nichts anderes übrig als sie zu motivieren und ihnen soviel wie möglich von der neuen Sprache mitzugeben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Sprache der Schlüssel für eine neue Kultur und Verständnis sein kann. So wie ich diesen Schlüssel für Thailand noch suche, so suchen ihn jetzt meine Schüler.

Ich freue mich aber schon sehr, meine ehemaligen Schüler  in einem halben Jahr hoffentlich in ihrem neuen Zuhause in den Niederlanden besuchen zu können und zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist.  „Met mij gaat het goed“, versichert Aliya mir.

Veel geluk!

Geschrieben von:

Katharina

Ich bin Katharina Koller und habe 2012/13, im Rahmen des MISEREOR-Freiwilligendienstes, für COERR (Catholic Office for Emergency Relief and Refugees) in Bangkok und an der thailändisch-burmesischen Grenze mit Flüchtlingen zusammengearbeitet.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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    Liebe Katha,
    Es ist toll,dass es Menschen wie dich gibt, die sich für andere so einsetzten. Die Sprache ist der Schlüssel in jede Kultur. Deine Hilfestellung wird es diesen Menschen wesentlich einfacher machen, sich zurechtzufinden. Weiter viel Spaß und Erfolg bei deiner Arbeit.
    Liebe Grüße aus Süddeutschland

  2. Avatar-Foto

    Liebe Katha,

    super, jetzt kannst du dich so richtig einbringen. Denn, wie du selbst es schon erlebt hast, ist es sehr schwer in einer neuen Kultur, mit neuer Sprache etc.. Schön, dass du deine Erfahrungen hier so gut anbringen kannst. Weiterhin viel Spaß bei der Arbeit, „Teacher Katha“!

    LG, Uta

  3. Avatar-Foto

    Liebe Katha!

    Du bist gerade wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn was für ein Glück ist es für diese Familien, dass ihnen eine Freiwillige die Sprache ihrer zukünftigen Heimat näher bringen kann? Und auch wenn du den Schlüssel für Thailand noch suchst, so hast du ihn doch schon teilweise in eben diesen Familien gefunden, denn auch wenn sie selbst nicht aus Thailand kommen, so sind die doch gerade auch ein Teil davon, ein Teil deines Jahres. Du kannst wirklich stolz auf dich sein, dass du deine eigenen Auslandserfahrugen so sehr in deine Arbeit mit einbringen kannst. Man merkt, wie sehr dir die Menschen vor Ort schon ans Herz gewachsen sind!

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