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Von Böden und Buschfeuern

Serie: Im Westen was Neues. – Schlaglichter aus Westafrika, Teil 2

Kassawa-Pflanzen soweit das Auge reicht – schulterhoch, manchmal auch höher. Kassawa – so nennen sie Maniok in Liberia. Daneben eine kleine Baumschule für Palmen und Kautschukbäume. Weiter hinten auch kleine Gemüsegärten. Zwischen den Pflanzen liegen Blätter, man stolpert leicht über Baumstümpfe und Pflanzenüberreste. Es ist eine kleine Revolution für die Menschen hier.

Ein liberianischer Bauer auf seinem Ananas-Feld

Ein liberianischer Bauer auf seinem Ananas-Feld

Um ihre Bedeutung zu ermessen muss man nur an den Ausfallstraßen jenseits von Monrovia die Rauchsäulen beobachten, die aufsteigen – am Straßenrand oder auch aus den dichter bewaldeten Gebieten. Es sind Buschfeuer um neues Ackerland zu erschließen. Was von ihnen bleiben wird, sind verkohlte Bäume und leer gefegte Mondlandschaften ohne Blattwerk, bedeckt mit Asche.

Nach dem Krieg in Liberia im letzten Jahrzehnt hat ein Misereorpartner mit der Einführung von organischem Landbau begonnen. Immer mehr Bauerngruppen profitieren davon. Anfangs zögerlich, doch mit wachsendem Erfolg gelingt es, die Gruppen davon zu überzeugen, nicht jährlich neue Flächen durch Brandrodung urbar zu machen, sondern eine Fläche fest zu bewirtschaften, sich um die Bodenqualität zu kümmern, Kompost anzulegen, organisch zu düngen. Es mag nach einem kleinen Schritt klingen, aber er hat Veränderungen nach sich gezogen. Erstmals können die Gruppen Pflanzen anbauen, die längere Wachstumszyklen und auch höhere Einkommenschancen haben. Sie können dauerhaft ein Stück Land bewirtschaften und sich dort auch fest ansiedeln, anstatt wie zuvor immer wieder umherziehen zu müssen. Sie können dort feste Wasserversorgungs- und auch Sanitärstrukturen aufbauen.

Zunehmend werden auch Frauen eingebunden. In den ersten Jahren nach dem Krieg mieden sie die Dörfer und die Landwirtschaft als Betätigungsfeld. Jetzt sind sie da und legen ihre Gemüsegärten an und bewirtschaften erkleckliche Flächen. Nach wie vor ist  die Arbeit hart und schweißtreibend. Und wenn eine Gruppe gemeinsam ein Stück Farmland etwas vergrößert und  Buschwerk mit Macheten beseitigt, dann ist das anstrengender als einfach ein Feuer die Arbeit erledigen zu lassen. Aber sie wissen, dass die Bodenqualität hinterher eine andere ist und dass sie auch ein Stück ihrer Zukunft bedeutet.

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Jonas Wipfler ist Leiter des Berliner Büros von Misereor. Zuvor lebte er drei Jahre in Dakar, der Hauptstadt des Senegals. Dort half er als Berater lokalen Partnerorganisation in Westafrika bei Planung, Monitoring und partizipativen Methoden.

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