Letzten Sonntag war das Hindu Fest der Hochzeit der Götter Sri Rama Chandra Murthy, der Gott des Vertrauens zwischen Eheleuten, und Keetha Devi. Hier in Tansania wurde es auch gefeiert und ich habe mir das angeschaut.
Moment… Hindus in Tansania?! Ja, die gibt es hier. Nicht sehr viele, aber doch genug, dass sich ungefähr 200 in der Tamil association treffen können, um das Fest zu feiern. Die meisten von ihnen sind Geschäftsleute, die hier in Tansania ihr arbeiten. Manche erst seit kurzem, manche schon länger. Denn in der Zeit der Britischen Herrschaft Indiens wurden die Inder von ihren Besatzern unterdrückt, woraufhin sich einige auf den Weg nach Afrika gemacht haben und in Sansibar gelandet sind. Von dort haben sie sich noch weiter verbreitet an den tansanischen und auch kenianischen Küsten entlang. Sie haben zumeist Handel getrieben und das machen sie bis heute auch noch. In dem riesigen Marktviertel Dar es Salaam’s gibt es viele indische Geschäfte, die Stoffe, Schreibwaren und Gewürze verkaufen. Im Laufe der Zeit sind immer mehr Inder, hauptsächlich aus Südindien, nach Tansania gekommen, die mittlerweile auch viele andere Berufe ausüben. Den Tansaniern bleiben sie aber meistens als harte Handelsmänner im Gedächtnis. Uns wurde gesagt, dass man in indischen Geschäften den Preis eigentlich nicht herunterhandeln kann, während das in tansanischen Geschäften sehr wohl geht.
Jetzt aber zurück zum Fest. Eine indische Mitarbeiterin hier im Büro ist Hindu und hat meine Mitfreiwillige Maleen und mich gefragt, ob wir sie zu einem Fest begleiten wollen. So sind wir dann mitgegangen, ohne dass wir eigentlich wussten worum es ging.
Sie hat uns dann im Laufe des Tages erklärt, was eigentlich Inhalt dieses Festes ist. Es ist das Ende einer Reihe von Festtagen, Rama Navami genannt, zu Ehrendes Gottes Sri Rama Chandra Murthy an dessen letzten Tag, dem großen Fest Rama Navami Mahotsav, er Seetha Devi heiratet. Für ihn war sie Liebe auf den ersten Blick und er ist ihr bis zum Ende treu geblieben. Somit ist der das Bild eines Wunschehemanns von indischen Frauen. Das Hochzeitsfest der Götter wird von denjenigen Eltern ausgerichtet, die Probleme haben eine passende Partie für ihre Kinder zu finden. Durch die Ausrichtung hoffen sie, dass ihre Kinder bald heiraten werden. Die Zeremonie wird von Tempelpriestern ausgeführt, die eine Ausbildung dazu haben und auch Sanskrit, eine sehr alte Sprache Indiens, können. Sie stellen die Hochzeit zum einen nach, tanzen und singen viel.
Das meiste der Zeremonie ist in Sanskrit, da häufig Lieder oder Mantras zu Ehren des Gottes gesungen werden. Der andere Teil, wie Erklärungen und Geschichte ist in Tamil, der Sprache der Menschen aus Tamilnadu, einem Staat im südlichen Indien. Leider haben wir beide Sprachen nicht verstanden und nur ab und zu ein paar Erklärungen von unserer Begleiterin bekommen, die total von der Zeremonie eingenommen war. So habe ich versucht mich auf die Handlungen der Hinudpriester und die Musik einzulassen und sie zu geniessen. Denn die komplette Zeremonie, die circa 4 Stunden gedauert hat, wurde von traditionellen indischen Instumenten wie der Shruti Box, Gadam, Mridangam (eine Art Trommel) und einem Sänger begleitet, der alle Lieder , Mantras und Gedichte gesungen hat. Ich war ziemlich beeindruckt von dem Mann, der die vier Stunden durchgesungen hat, am Ende dann aber doch etwas heiser war. Die Musik, die sie gespielt haben, hat einen nach Indien versetzt und war sehr bewegend. Ich habe, auch wegen den ganzen festlich gekleideten Indern, den in nur in traditionellen Hosen gekleideten und traditionell bemalten Priestern und den Götterstatuen wirklich gedacht in Indien zu sein. Nach längerer Zeit ist die Musik aber auch unglaublich anstrengend und verwirrend. Und mit den wild herumtanzenden Priestern kam ich mir auch ein bisschen wie in einem Film vor.
Als die doch etwas längere Zeremonie zuende gegangen ist, haben alle gesegneten Reis, Süßigkeiten und eine Tasche mit Geschenkenbekommen, die es normalerweise auch zu einer echten Hochzeit gibt. Dazu gehören eine Orange, Betel Blätter, eine Betel Nuss und Laddu, eine Süßigkeit. Und es gab für die vielen hungrigen Gäste ein traditionelles südindisches Essen. Diese wurde auf einem Bananenblatt serviert und bestand aus Reis, verschiedenen Soßen aus Ananas, Kokosnuss, verschiedenen Nüssen (alles mit vielen scharfen Gewürzen)und Süßigkeiten. Und das Ganze wird natürlich mit der Hand gegessen, aber nur mit der rechten! Gut dass wir beide schon ein bisschen geübt durch die Tansanier waren, die auch mit Händen essen. Das Essen war sehr lecker, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Es war ein schöner Ausflug in die Welt der Inder und Hindus, aber ich war trotzdem froh, wieder in Tansania zu sein, denn Indien ist schon noch ganz anders.
Liebe Doro,
zuerst habe ich auch gedacht, es ist ein Artikel unter falschem Namen hoch geladen worden, denn Doro ist doch in Tansania, nicht in Indien! Naja, hat sich ja dann aufgeklärt. Übrigens: Ich würde mal sagen, dies ist nicht nur der Wunschehemann für indische Frauen … 😉
LG und bis recht bald in Aachen!
Uta