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Tacloban: 3 Monate nach dem Taifun Yolanda/Haiyan

Seit dem Taifun Anfang November fliegen regelmäßig Mitarbeiter PREDAs nach Tacloban. Dort helfen sie, Kinder zu registrieren und sie so vor möglichem Menschenhandel und Missbrauch zu schützen. Desweiteren hat PREDA viele Spenden gesammelt, um Kleidung, Nahrung und Hygieneartikel an die betroffenen Menschen zu verteilen.

20140129_091552Da diese Güter den Menschen aber nur kurzfristig helfen, bietet PREDA sowohl Seminare für Kinder an, um diese vor Missbrauch zu schützen als auch Traumaverarbeitung für alle betroffenen Leute. Vom 27.01 bis zum 29.01. waren Patricia und ich daher mit Father Shay, Sir Emman und dem PEPS-Team PREDAs in Tacloban.

Schon bei der Landung am Flughafen konnte man sehen, wie zerstört Tacloban noch ist. Die Mauer, die die Landebahn vom Meer trennen sollte, war nur noch ein Haufen Steine und das Flughafengebäude hatte nicht mal mehr Fenster. Das Gepäck musste man sich selber zusammen suchen, weil das Gepäckband völligst zerstört war und für die Toiletten gab es kein fließendes Wasser und  anstelle einer Tür gab es Zeltplanen. Wir wurden von einigen Mitarbeitern des SOS Kinderdorfes abgeholt und sind vom Flughafen direkt zu einer Schule, die auch als Evakuierungscenter dient, gefahren.

Sensibilisieren mit Puppentheater

Das PEPS-Team hat in Tacloban sieben Freiwillige gefunden, die nun ausgebildet werden, um das Puppentheater für die Kinder aufführen zu können. Durch dieses Puppentheater sollen die Kinder über ihre Rechte aufgeklärt und vor Missbrauch und Menschenhandel geschützt werden. Während das PEPS-Team an der Schule alles für sein Seminar vorbereitete, hatten Patricia und ich Zeit, uns mit den Kindern zu unterhalten. Den Kindern schien es allen sehr gut zu gehen und zumindest auf den ersten Blick konnte man ihnen nichts von dem, was sie während des Taifuns erlebt haben, ansehen. Nach dem Seminar ging es für uns dann zum SOS Kinderdorf, wo wir für die kommenden drei Tage untergebracht waren. Auch dort konnte man noch die Spuren des Taifuns sehen. An den Wänden sah man, dass das Wasser fast bis zur zweiten Etage gestanden hatte. Einige Häuser hatten noch immer kaputte Dächer, es gab nur selten Strom und einen Gartenschlauch für Wasser.

Was nach dem Taifun übrig blieb

PEPS-Seminar in Tacloban

PEPS-Seminar in Tacloban

Das PEPS-Team hatte auch an den kommenden Tagen, Dienstag und Mittwoch, weitere Seminare.  Am Dienstag sind Father Shay, Sir Emman, Patricia und ich allerdings nicht mit zum Seminar gegangen, sondern hatten einen weiten Weg vor uns. Wir sind quer über die Insel gefahren, um dann mit einem Boot auf eine weitere kleine Insel zu kommen und dort den Bauern Saatgut zu geben, damit sie wieder Gemüse und Obst anpflanzen können und sich langfristig davon ernähren können. Wir waren dreieinhalb Stunden mit dem Bus unterwegs. Auf dem Weg haben wir sehr eindrücklich gesehen, wie zerstört die Insel noch ist. Die Leute scheinen sich wieder in ihren Alltag eingefunden zu haben und sich mit der Situation so gut wie möglich zu arrangieren. Aber bis wieder alles aufgebaut ist, dauert es noch lange. Wir haben Autos gesehen, die in Häuserruinen lagen, Schiffe, die gestrandet sind und Häuser, die komplett zerstört sind. Nicht nur die einfachen Hütten, sondern auch die Häuser, die aus Stein gebaut waren, sind zerstört. Es gibt keine Fensterscheiben mehr, anstelle von Dächern sind Plastikplanen angebracht und viele wohnen noch immer in Zelten. Wir haben sehr viele Zeltdörfer gesehen und es sind noch immer viele Hilfsorganisationen vor Ort. An einer Mauer konnten wir „I hate you, Yolanda“  lesen. Strommasten wurden noch nicht wieder aufgestellt, Baumstämme liegen an den Straßenrändern und überall sieht man die Überreste von Gebäuden. Leichen haben wir zum Glück keine gesehen. Man sieht den Menschen ihr Leid nicht an. Filipinos lachen fast immer und sind unglaublich freundlich. Das hat es auch für uns leichter gemacht.

Rückkehr in den Alltag(?)

Die Menschen haben ihren Alltag wiedergefunden, IMG_0330die Kinder gehen zur Schule und gemeinsam wird Tacloban Stück für Stück wieder aufgebaut und die ersten Sarisari-Stände und Bäckereien haben schon wieder eröffnet. Auf dem Weg zu dem Dorf, von wo aus wir das Boot zu der anderen Insel nehmen wollten, hat es zu regnen und stürmen begonnen. Es war daher zu gefährlich, mit dem Boot raus zu fahren und so sind wir nach der dreieinhalbstündigen Fahrt mit dem Bus unverrichteter Dinge wieder zurückgefahren. Die Bauern bekommen das Saatgut dann wohl erst in der kommenden Woche.  Sinnlos war die lange Fahrt aber dennoch nicht für uns, denn wir habe recht eindrücklich gezeigt bekommen, wie sehr die gesamte Insel vom Taifun betroffen ist und dass es auch ein Leben nach dem Taifun gibt.

Die Geschichte vom Taifun

das Mädchen erzählt den anderen Kindern, wie es den Taifun erlebt hat.

Das Mädchen erzählt den anderen Kindern, wie es den Taifun erlebt hat.

Am Mittwoch, unserem letzten Tag in Tacloban, habe wir noch einmal ein PEPS-Seminar besucht, bevor es für uns zum Flughafen ging. Nach dem Puppentheater hatten diesmal die Kinder und auch ihre Eltern die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen. Da die Leute einen anderen Dialekt sprechen, konnte ich zwar nicht alles verstehen, aber dennoch konnte man sich sehr gut vorstellen, was die Leute erlebt haben. Die Möglichkeit, über ihre Geschichte zu erzählen und Menschen zu haben, die ihnen zu hören, soll ihnen helfen, ein Stück weit ihr Trauma zu verarbeiten. Einige mussten weinen, andere habe recht kurz und knapp berichtet. Aber wir konnten merken, dass es ihnen danach besser ging und es ihnen gut getan hat, davon zu berichten.

 

 

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Mein Name ist Esther und ich bin ab September als Freiwillige bei PREDA auf den Philippinen.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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    Hallo Esther,

    das war sicherlich eine wertvolle und nachhaltige Erfahrung für Patricia und dich. Was wir nur aus dem TV kennen, habt ihr mit eigenen Augen gesehen. Und könnt das ganz anders einschätzen. Es ist auch wichtig, drei Monate nach Abfahrt der TV-Kameras solche Berichte zu veröffentlichen. Es ist nicht vorbei. Noch lange nicht.

    Liebe Grüße aus Aachen, Uta

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    Wahnsinn, was für Kräfte da gewaltet haben müssen. Das Foto mit dem Schiff werde ich mir noch ein paar mal ansehen.
    Einen umfassenden Eindruck hat man ja erst, wenn man selber da gewesen ist. Aber durch deinen Bericht hat man zumindest einen kleinen Einblick. Wenn man liest, dass ihr euer Gepäck erstmal am Flughafen suchen musstet, dass es kein fliessendes Wasser und Zeltplanen anstelle von Türen gibt, kann man sich ein bisschen vorstellen, wie schlimm die Lage immer noch ist.
    Es ist toll, dass du, drei Monate nach dem Taifun, die aktuelle Lage beschreibst und die Aufmerksamkeit auf die Opfer lenkst!

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    Hi Essi,

    jetzt habe ich zwar schon viele Infos über Tacloban gelesen, wenn wir am Wochenende skypen, werde ich trotzdem noch viele Fragen haben. Der erste Wissensdurst ist aber gestillt.

    Ganz liebe Grüße

    Mama und Papa

    ,

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