Fragt man die 18jährige Asmaa, warum sie sich für Misereor engagiert, muss sie nicht lange überlegen: „Erst vor kurzem habe ich auch an einer Veranstaltung für syrische Flüchtlinge mitgewirkt“, sagt die Schülerin der 11. Klasse an der Aachener Heinrich-Heine-Gesamtschule. Das war ihr sehr wichtig, weiß sie doch viel über die schwierige Lage dieser Menschen. Asmaas Familie stammt aus dem Libanon, ein Land, das inzwischen eine Million Syrer aufgenommen hat, die aus ihrer vom Krieg gepeinigten Heimat geflohen sind. Nun steht Asmaa in der Eingangshalle ihrer Schule am Coffee Stop-Stand und verkauft Kaffee und Kuchen zugunsten des Aachener Entwicklungshilfswerks.
Der Andrang ist groß; immer wieder müssen die Schülerinnen und Schüler neuen Kaffee kochen, und es gibt am Stand auch so manches Gespräch über die Arbeit von Misereor. Die Kinder und Jugendlichen haben im Philosophie-, Religions- und Wirtschaftsunterricht viel über Armut, Hunger, Ungerechtigkeit und Menschenrechtsverletzungen dieser Welt gehört und sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt. Nun wirken sie sichtlich motiviert, mit dem Coffee Stop auch konkret etwas für Menschen in armen Ländern tun zu können. Der Blick über den Tellerrand hin zur Situation in anderen Weltregionen fällt ihnen nicht schwer. „An unserer Schule geht es sehr multikulturell zu“, sagt die 17jährige Iris aus der 11. Klasse. Und tatsächlich: Neben ihr stehen ein Ägypter, eine Serbin, eine Türkin und ein Kurde -und alle werben für die Unterstützung von Misereor. Leo Gielkens, Lehrer für Religion und Wirtschaft, beobachtet den großen Einsatz seiner Schülerinnen und Schüler mit großer Zufriedenheit. Im Jahr 2010 hat er an seiner Schule erstmals den Anstoß gegeben, eine Coffee-Stop-Aktion in der Schule zu veranstalten, und seitdem konnten rund 700 Euro an Misereor gespendet werden.
Soli-Fußball – Mit 2 Euro in den Wettkampf treten
Der Coffee Stop ist an diesem Tag nicht die einzige Aktivität, die dem katholischen Hilfswerk zugute kommt. Auf dem Sportgelände gleich nebenan treffen sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5 bis 7 zu einem Solidaritäts-Fußball-Turnier. Teilnehmen kann jeder, der zwei Euro an Misereor spendet. Da lassen sich die Kinder und Jugendlichen nicht lange bitten und treten in großer Zahl zu den Spielen an, ehe es zum guten Schluss mit einer Partie „Lehrer gegen Schüler“ ein Duell der besonderen Art gibt.
Am Rande der Spiele befinden sich last but not least besondere Unterstützer: Domagoj Duspara und Nico Opper, Profifußballer der Regionalliga-Mannschaft von Alemannia Aachen, sind vorbeigekommen, verteilen Urkunden und Autogramme. Das kommt nicht von ungefähr: Zwischen der Heinrich-Heine-Gesamtschule und der Alemannia gibt es seit 2010 eine Kooperation. In speziellen Klassenverbänden erhalten interessierte Kinder und Jugendliche doppelt so viel Sportunterricht wie alle übrigen Altersgenossen. Und sie werden zum Teil von Trainern aus dem Nachwuchsleistungszentrum des Traditionsvereins betreut. „Das sind pro Woche 400 Ballkontakte mehr“, bringt Sportlehrer und Koordinator André Kropp einen der Effekte der Zusammenarbeit auf den Punkt. Die Schule gewinnt im Übrigen dadurch sogar überregionale Bedeutung. Felix Weinert aus dem U19-Team der Alemannia zog wegen der Kooperation von Schule und Verein von Köln nach Aachen, um nun die Gesamtschule zu besuchen und bei einer Gastfamilie zu wohnen. Der Weg zur Profikarriere? „Na klar“, entgegnet er, „dieses Ziel haben wir natürlich alle.“