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Ein Leben für Liebe und Versöhnung in Syrien

Auf die Ermordung des niederländischen Jesuitenpaters Frans van der Lugt in Syrien haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von MISEREOR mit großer Bestürzung und Trauer reagiert. Der 75-jährige Ordensmann gehörte der weltweit agierenden Flüchtlingshilfeorganisation der Jesuiten (JRS) an, mit der MISEREOR seit Jahrzehnten eng zusammenarbeitet.

„Für die vom Bürgerkrieg betroffene Bevölkerung in Syrien ist der Tod von Pater Frans ein schwerer Verlust“, sagte Maria Haarmann, Regionalreferentin für die Länder des Nahen Ostens und der Maghreb-Staaten bei MISEREOR. „Er hat sich aufopferungsvoll für die notleidenden Menschen in der Region eingesetzt und dabei viele Gefahren auch für sich persönlich in Kauf genommen“, so Haarmann. MISEREOR förderte in den Jahren 2009 bis 2012 zwei Projekte, an denen Pater Frans unmittelbar beteiligt war. Eines dieser Projekte widmete sich der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen im ländlichen Raum rund um al-Quseir, ein weiteres Projekt kam mehr als 6000 Binnenflüchtlingen in den Regionen von Damaskus, Aleppo und Homs zugute, die mit lebensnotwendigen Gütern wie Nahrung und Medikamenten versorgt und für die Notunterkünfte errichtet wurden.

Er weigerte sich, das schwer umkämpfte Homs zu verlassen

Van der Lugt lebte seit Mitte der 60er Jahre in Syrien, zuletzt in der schwer umkämpften Stadt Homs. Er weigerte sich bis zu seinem Tod, diesen Ort zu verlassen, solange dort noch Hunger und Not herrschten. Seit Beginn der Kampfhandlungen war es in Homs zu einem Massenexodus gekommen, 400.000 Menschen verließen die Stadt. Von den ursprünglich rund 60.000 Christen waren zuletzt nur noch 23 im Zentrum von Homs verblieben. Van der Lugt sicherte ihnen immer wieder seine Solidarität zu und bemühte sich stetig darum, Nahrungsmittel für die in der Innenstadt von Homs ausharrende Bevölkerung zu organisieren.

Demut und Mitgefühl

„Pater Frans war ein leuchtendes Vorbild für uns alle“, würdigte Pater Peter Balleis, Direktor von JRS, die Lebensleistung seines Ordensbruders. „Er predigte nicht nur über Liebe und Versöhnung, sondern er lebte sie jeden Tag – mit unerschütterlicher Demut und großem Mitgefühl für die Menschen.“ Zudem habe er viel für die Verständigung von Christen und Muslimen getan. Entscheidend sei nicht, welcher Konfession jemand angehöre, sondern dass jeder in allererster Linie als Mensch behandelt werde, lautete eine seiner Überzeugungen.

Die Lage in Syrien ist nach JRS-Angaben unvermindert dramatisch. Bis Ende des Jahres rechne das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR mit rund 4,1 Millionen Flüchtlingen, hieß es. Neun von zehn syrischen Flüchtlingsfamilien, die derzeit in Jordanien lebten, benötigten ärztliche Betreuung. Deshalb ist es umso wichtiger, den Krisenherd Syrien und seine notleidende Bevölkerung nicht zu vergessen, auch wenn die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit gerade eher auf die Ukraine gerichtet ist.

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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