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Ob Chano überlebt hat?

Kalkutta: Ein Brand hat vielen Familien des MISEREOR-Projekts Tiljala SHED das wenige genommen, was sie besaßen.

Mädchen auf einer Müllkippe in Kalkutta

Chano wohnte mit ihrer Familie im Slum „Park Circus“. Ob sie überlebt hat? © Schwarzbach/MISEREOR

Shafkat hat geschrieben. Wir stehen seit der Fastenaktion 2012 in Speyer in Kontakt. Der sonst nie um einen munteren Ton verlegene Projektpartner aus Kalkutta hat diesmal Schlimmes zu erzählen. Bei einem verheerenden Brand in „seinem“ Projekt wurden jetzt 400 Hütten, dem Zuhause hunderter Müllsammlerfamilien, zerstört. Die Toten und Verletzten sind noch nicht einmal alle gezählt. 5000 Menschen seien von jetzt auf gleich ohne Obdach. Ich muss an Chano denken, dem Mädchen auf dem Fastenaktionsplakat von 2012, damals sieben Jahre alt, mit dem riesigen leeren Korb unterm Arm, indem sie die Müllkippe nach Verwertbarem durchsuchte. Sie wohnte mit ihrer Familie im Park Circus, dem beschönigenden Namen des Slums, in dem es jetzt so schlimm gebrannt hat. Ob sie überlebt hat?

Ein kleiner Funke an der Bahnleitung zerstörte 400 Hütten

Die Katastrophe zeigt wieder einmal, wie fragil die Lebensbedingungen vieler Menschen sind, bei denen es immer nur so gerade zum Überleben reicht. Einem Brand wie jetzt halten die Hütten nicht stand. Shafkat schreibt, dass das nachts ausgebrochene Feuer durch einen Funkenschlag der Hochspannungsleitung der Bahn entstand. Die Bahn fährt mitten durch den Slum, die Menschen leben auf und neben den Schienen. Durch den starken Wind habe sich das Feuer rasend schnell verbreitet. Sogar Öl, Kerosin, Klebstofflösungen und Gasflaschen gerieten in Brand. Die Flammen schlugen schnell 35 bis 40 Meter hoch, und ein Entkommen war vielen dann unmöglich.

Wegen der aufsteigenden Hitze begann alles zu schmelzen, denn in Park Circus wird Müll gesammelt und getrennt, darunter viel Plastikmüll. Selbst die Stromleitungen und –masten begannen zu brennen und stürzten auf die Häuser und Hütten. Die Feuerwehr konnte die Flammen nicht mehr unter Kontrolle bringen, das Feuer verwandelte die gesamte Siedlung in Schutt und Asche. Auch haben sehr viele Menschen schwere Verbrennungen erlitten. Andere haben lange gewartet und in der Asche ihrer Häuser nach den letzten Überresten gegraben. Doch selbst wer das Feuer überlebt, hat damit sein Leben noch lange nicht gesichert. Neben Unterkunft, Kleidung und Angehörigen haben sie die oft unersetzlichen Papiere verloren, die sie für Schulbesuch, Jobs und Arztbesuche brauchen.

Schnelle Hilfe für die Brandopfer

Die Müllsammlerfamilien wohnten direkt an den Bahngleisen. © Schwarzbach/MISEREOR

Die Müllsammlerfamilien wohnten direkt an den Bahngleisen. © Schwarzbach/MISEREOR

Viele der Bewohner von Park Circus kommen aus anderen Landesteilen nach Kalkutta. Sie landen erst einmal in solchen Elendsquartieren und versuchen dort, sich eine Existenz, ein Zuhause aufzubauen. Weil sie nicht gemeldet sind, ist staatliche Hilfen nun zusätzlich schwierig. Wie sollen sie ohne Papiere überleben? Nötig seien zunächst aber Lebensmittel, Babynahrung, nutzbare Kleidung, Haushaltsutensilien, Schuhe und Decken, schreibt Shafkat in seinem Hilferuf. Ich bin froh, dass MISEREOR heute rasch gehandelt und Gelder für eine Nothilfe bewilligt hat. Auch die Speyerer, mit denen wir damals Shafkat und das Projekt besucht haben, wollen die Menschen unterstützen. Das werde ich Shafkat jetzt schreiben.


Mehr zur Projektarbeit von Tiljala SHED…

Leben vom Müll der anderen: Über das Projekt Tiljala SHED


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Gottfried Baumann arbeitet als Büroleiter der Hauptgeschäftsführung bei MISEREOR.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Guten Tag,
    seit 2008 kenne ich dieses Projekt persönlich.
    Ich fände es furchtbar, wenn MISEREOR dieses Projekt nicht länger unterstützten würde.
    Mit freundlichem Gruß
    Kurt Caspari

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