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Muttertag auf kambodschanisch

MuttertagMuttertag: Der Tag an dem man mal einmal vor den Eltern wach ist. Der Tag an dem man mal ausnahmsweise selber den Tisch deckt und Brötchen holen geht. Eigentlich ist es viel zu schade, dass wir deshalb extra einen Tag brauchen.

In Kambodscha gibt es keinen besonderen Tag einmal im Jahr. Wenn sie es sich leisten können, richten Kambodschaner 2 Mal in ihrem Leben ein ganz besonderes Fest aus. Ein Fest von der Größe einer Hochzeit, aber mit einer ganz besonderen Zeremonie. Ein Fest zum Dank an die Eltern.
Im ersten Teil wird der verstorbenen Ahnen gedankt. Auch ihnen hat man schließlich zu verdanken, dass man die Person ist, die man heute ist. Danach wird der Eltern gedankt. Vor allem der Mutter. Man dankt ihr, dass sie einen geboren und das ganze Leben begleitet hat.
Die Kinder unserer Klienten können sich meistens nicht so ein großes Fest für die Eltern leisten.

Wer bei „Seedling of Hope“ Klient ist, kann sich regelmäßigen Schulungen nicht entziehen. Mit Speck fängt man Mäuse und durch die Teilnahmen an den verschiedensten Schulungen werden ihnen finanzielle Zuschüsse gewährt. Dabei wird nicht nur der jeweilige Klient, sondern die ganze Familie mit einbezogen.
HIV, das ist eine Krankheit, die viele Probleme mit sich bringt: Unsere Klienten sind nicht immer in der Lage zu arbeiten, sie müssen aufpassen, nicht jemanden anzustecken und bei der Geburt der Kinder treibt viele die Sorge um, ob sich das Virus übertragen hat. In manchen Familien brodelt es unter der Oberfläche. Doch die Familie sollte eigentlich Halt geben. Gerade dann, wenn einer oder mehrere in der Familie krank sind. Nicht jede Schulung zielt deshalb direkt auf den Umgang mit der Krankheit ab.

Es ist Donnerstagmorgen und die Schulung, die wir heute in einer umliegenden Provinz von Phnom Penh begleiten dürfen zielt auf den Familienzusammenhalt ab. Es sind zwei Mönche geladen. Ein einstündiger Vortrag, der unseren Klienten und deren Kinder sehr zu gefallen scheint. Mönche sind hier ohnehin Respektspersonen. Diese beiden scheinen zudem noch sehr eloquent und intelligent zu sein. Nach dem Vortrag der Mönche redet ein Field-Worker, der die Familien genauer kennt. Später wird uns erklärt, dass er einzelne Probleme in den Familien konkret anspricht.

Nach den Reden sind die Kinder an der Reihe. Sie entschuldigen sich bei ihren Eltern, für ihr Verhalten oder Fehler, die sie begangen haben. Bei manchen sind es wohl die fehlende Motivation in der Schule oder die Unlust überhaupt zur Schule zu gehen. Bei anderen sind es Rangeleien oder schwerwiegenderes Fehlverhalten. Allen scheint jedoch, während sie sich für ihr Fehlverhalten bei den Vätern und Müttern entschuldigen, aufzufallen, was sie ihnen zu verdanken haben. Nahezu nichts hab ich von dem Gesagten verstanden. Was jedoch immer wieder am Ende die Kinder ihren Müttern entgegen werfen: „Soum akun, Ma!“ – „Danke Mama!“ Danke, dass du da bist und mich trotzdem magst. Zum Abschluss legt jedes Kind einen Schal um den Hals der Mutter. Eine Geste, die, finde ich, zeigt, ich kümmere mich um dich.
Es fließen viele Tränen. Sehr beeindruckend und rührend! Aus den sonst so reservierten Asiaten, werden emotionale Kinder und Mütter, die jegliche Scheu, Gefühle zu zeigen, verlieren.

Ein Raum in einem Provinzkrankenhaus und zwei Mönche reichen aus, jemandem bewusst zu machen, was er an seinen Eltern, seiner Mutter hat. Man braucht wohl nicht einen ganz besonderen „Muttertag“ einmal im Jahr oder zwei große Feiern in seinem Leben.
Am Ende ist es ja auch egal, wie oft und wann man es sagt, solange es von Herzen kommt: „Danke Papa, danke Mama!“

Geschrieben von:

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Ich heiße Nicole und habe 10 Monate in der Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh beim Projekt „Seedling of Hope“ meinen Freiwilligendienst absolviert. Das Jugendprogramm von Maryknoll arbeitet mit Kindern und Jugendlichen, die HIV-positiv sind oder deren Leben in anderer Weise von der Krankheit betroffen ist.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

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    Hallo Nicole,

    du hast Recht: Es braucht nicht viel, um Danke zu sagen. Um Zuneigung zu zeigen. Wir zeigen unseren Eltern sicherlich viel zu selten, dass wir ihnen viel zu verdanken haben. Vielleicht wird es uns auch erst im Laufe der Jahre bewusst. Und Zuneigung zu zeigen, das ist auch bei uns selten. Wenn man klein ist, ist es normal. Aber dann verliert es sich doch mit der Zeit. So ist dein Blogeintrag ein guter Aufruf!

    LG, Uta

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