In Guatemala engagiert sich die MISEREOR-Partnerorganisation GRUPO CEIBA für das Recht auf Bildung.
Ein Beitrag von MISEREOR-Mitarbeiterin Hanna Cornelius, die für vier Wochen CEIBA begleitete.
Yadira Godoy Ramirez ist 38 Jahre alt. Mit vierzehn Jahren hat sie die Grundschule beendet, angefangen zu arbeiten und ihre Familie zu unterstützen, wie so viele Kinder in Guatemala. Doch als ihr Heimatdorf Morales Izabal überschwemmt wurde und der Fluss die Hütte der Familie mitriss, musste sie in die Hauptstadt ziehen. Zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommt es immer wieder in der Gegend. Viele Familien haben ihre Hütten direkt am Hang gebaut, so dass sie bei heftigen Regenfällen abrutschen. Ein gefährliches Zuhause.
Nun ist in Guatemala Stadt ihr neues Heim. Dort wohnt sie mit ihren drei Kindern in der Zone 3. Der Stadtteil ist als “rote Zone” deklariert, in dem Drogenhandel und Raubüberfälle an der Tagesordnung sind, Jugendbanden Schutzgeld erpressen und immer wieder auch Schüsse fallen und ihre Todesopfer fordern. Hier bekommen die Menschen kaum noch Chancen – und genau hier ist der MISEREOR-Partner GRUPO CEIBA aktiv. CEIBA bildet Friedensplattformen zur Konfliktschlichtung, bietet technische Kurse in Bürotechnik, Englisch und Webdesign an und gibt die Möglichkeit zum Schulbesuch. Und das ist etwas Besonderes. Denn in Guatemala haben viele nur einen Gelegenheitsjob, arbeiten als Straßenverkäufer, Handwerker, Haushalshilfe oder Schuhputzer. Einige bewachen geparkte Autos und andere bessern die Straßen aus und erbitten dafür von den vorbeifahrenden Autofahrern ein paar Münzen.
Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Als Yadira Godoy davon hörte, dass bei CEIBA auch Erwachsene in die Schule gehen und die Mittlere Reife nachholen können, ergriff sie ihre Chance. Mit guter Bildung kann sie einen besser bezahlten Job finden und ihren Kindern eine bessere Zukunft eröffnen, so ihre Hoffnung. Die MISEREOR-Partnerorganisation ist ein großer Glücksfall für Menschen wie Yadira Godoy. Zwischen 30 bis 35 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Guatemala brechen die Schule ab. Ein Wiedereinstieg in das offizielle Bildungssystem ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene schwierig. In den staatlichen Schulen gibt es für Erwachsene nur die Möglichkeit wochentags zwei Stunden am Abend die Schulbank zu drücken. Das wäre für Yadira Godoy nicht machbar, da sie auf ihre Kinder aufpassen muss. Bei CEIBA aber kann sie Sonntags ganztags zur Schule gehen, wenn ihr Mann zu Hause ist. Zudem ist die Ausbildung kostenlos und niemand ist verpflichtet, Bücher und eine Schuluniform zu kaufen. Die Schule bei CEIBA ist staatlich anerkannt. Das ist wichtig und gut, aber für die Einschreibung müssen wie an allen anderen Schulen die Zeugnisse und Unterlagen vorlegt werden.
Abschlussprüfung mit Hindernissen
So begann Yadira Godoy begeistert und glücklich mit der Schule bei CEIBA und suchte gleichzeitig alle nötigen Papiere zu sammeln, die das Bildungsministerium für eine Einschreibung verlangt. Doch hier fingen die Probleme erneut an: Das Ministerium verlangte einen Nachweis über alle geleisteten Schuljahre – doch die Überschwemmung in Godoys Heimatdorf nahm alle Dokumente mit. Auch die Grundschule, in der Kopien der Abschlusszeugnisse aufbewahrt werden, riss der Fluss mit sich. Verzweifelt ging sie zu CEIBA. Dort sind solche komplizierten Fälle bekannt, CEIBA weiß was zu tun ist : Nachdem das Ministerium auf stur stellte, zogen sie eine Klage wegen Verletzung des Rechts auf Bildung in Erwägung und fragten beim staatlichen Menschenrechtsbeauftragen nach den Erfolgsaussichten an. Dieser hätte eine Klage akzeptiert, womit CEIBA ein Druckmittel in der Hand hielt. Mit Erfolg! Das Ministerium akzeptierte die Einschreibung von Yadira Godoy und ließ sie für die Abschlussprüfung zu, die sie in ein paar Wochen abzulegen wird. Darüber hinaus erreichte CEIBA, dass das Ministerium fortan nur noch Abschlusszeugnisse verlangt und bei Sonderfällen Ausnahmeverfahren ermöglicht.
Nur ein kleines Beispiel des täglichen Kampfes von GRUPO CEIBA für die Bildung der Ärmsten der Armen in Guatemala.