„Teacher, was hast du da für ein T-Shirt an? Warst du im Krankenhaus?“
Ich gehe in der Heimat oft Blutspenden. Ein kleiner Pieks und nach fünf Minuten ist die Sache gegessen. Zehn weitere Minuten Ruhezeit, ein leckeres Essen mit dem neuesten Dorftratsch und man ist fertig. Auch in Phnom Penh gibt es die Möglichkeit in einem, von einem Schweitzer geführten, Kinderkrankenhaus, Blut zu spenden.
Wir sind mit den Projektkindern auf einem kleinen Abenteuer-Urlaub im Kletterwald. Knapp 50 Jugendliche, vier Betreuer und zwei Volontäre. Beim Abendessen habe ich ein T-Shirt an, das ich zuvor nach einer Blutspende im Kantha-Bopha-Kinderkrankenhaus bekommen hab. Vorne das Logo, hinten irgendwas auf Khmer.
Eines der älteren Mädchen übersetzt meine englischen Beschreibungen auf Khmer. „Die war nicht krank, die war Blutspenden.“ „Oh Teacher, das ist gut!“ Die Mädels am Tisch zeigen mir ihre Daumen.
Bei einer verdunkelt sich jedoch die Miene. Gerade noch hat sie mit den anderen gelacht, jetzt schaut sie traurig drein und ist ganz still. „Ich kann nicht Blutspenden gehen. Ich darf das nicht.“
35,3 Millionen Menschen weltweit lebten Ende 2012 mit AIDS – 77 Tausend Menschen davon leben in Kambodscha.
Am Sonntag ist Internationaler Tag des Kindes, an dem weltweit auf Kinderrechte aufmerksam gemacht werden soll. Das Recht auf Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil der UN-Kinderrechtskonvention. Das nützt unseren Projekt-Kindern nur leider nichts, denn HIV ist nach wie vor unheilbar.
Meine Schülerin – sie würde so gerne nicht zu den 77 Tausend gehören.
Sie würde so gerne ein ganz normales Mädchen sein.
Ein Mädchen, das nicht aufpassen muss, wenn sie sich verletzt und jemand ihr helfen will.
Ein Mädchen, das nicht täglich zwei Mal diese riesen Tabletten schlucken muss.
Tabletten, die starke Nebenwirkungen haben und so wahnsinnig müde machen.
Ein Mädchen, das sich unbeschwert verlieben und ohne jegliche Umstände eine Beziehung eingehen kann.
Eine Frau, die sorglos Kinder bekommen kann.
Eine Kambodschanerin, die ins Krankenhaus geht, um Blut zu spenden und anderen zu helfen.
Und nicht, die ins Krankenhaus geht, um Blut und Medikamente zu bekommen und auf Hilfe angewiesen zu sein.
Liebe Nicole,
bei Kindern, die mit HIV infiziert sind, finde ich das Schicksal dieser Krankheit besonders schlimm, denn sie können wirklich nichts dafür, sondern wurden bei der Geburt angesteckt.Trotz aller Einschränkungen, die diese Kinder haben und die ein „normales“ Leben unmöglich machen, finde ich, dass es Mut macht, wenn ich lese, dass diese Kinder in Projekten wie dem euren Medikamente bekommen. Betreut und informiert werden. So wird ihr Leben wenigstens ein bisschen lebenswerter.
LG, Uta