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Ein Lächeln im Regen – Auf dem Katholikentag in Regensburg

Erschwerte Bedingungen zum Auftakt des Katholikentages. Im sonst so malerischen Regensburg regnet es die berüchtigten Bindfäden. Unter den mehr als 31.000 Dauerteilnehmern des großen Christentreffens an der Donau haben viele ihre Jacken noch zusätzlich in Plastikfolie gewickelt, Gummistiefel werden zum Verkaufsrenner, so manche Miene schaut ob der Nässe etwas miesepetrig drein. Da kommt jemand wie Andreas Senn aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart gerade recht.

imageDer stellt sich einem freundlich in den Weg. „Ein Lächeln gefällig?“ Wer würde da nein sagen. Der Diplom-Theologe reicht mir ein Kärtchen mit dem Konterfei der Mona Lisa. Auf der Rückseite steht: „Jedes Teilen fängt mit einem Lächeln an. Der Heilige Martin hat mit einem Bettler vor über 1600 Jahren seinen Mantel geteilt. Sicher hat er zuerst den Bettler angelächelt und dann den Mantel zerschnitten. Die Legende berichtet, dass Martin in der folgenden Nacht Jesus Christus im Traum erschienen ist, bekleidet mit dem Mantelstück des Bettlers.“ Andreas Senn zeigt mir schließlich eine Karte mit dem Martinsweg von Ungarn nach Frankreich quer auch durch die Diözese Rottenburg/Stuttgart, der zahllose Pilgerinnen und Pilger motiviert und in Bewegung versetzt.

Für mich fängt der Katholikentag mit dieser kleinen Geste sehr angenehm und inspirierend an. Genau wie es der Slogan der Gesamtveranstaltung „Mit Christus Brücken bauen“ verheißt, gehen die Menschen hier besonders offen aufeinander zu, suchen Austausch und Kommunikation. Und lassen sich beeindrucken von dem, was Kirche alles bedeutet. Und was alles zu ihr gehört. Hätten Sie gewusst, dass es eine „Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge“ gibt mit einem Logo, auf dem ein Clown und ein Pferd um ein Kreuz herumdrapiert wurden? Auf dem Katholikentag präsentieren sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Sektors – natürlich – neben einer bunt-nostalgischen Kirmesorgel. Auch die Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen ist vertreten, Pastoralpsychologen und Repräsentanten der Steyler Bank, der Schönstatt-Bewegung, der Telefonseelsorge und der Christlichen AG Tanz. Um nur einige ganz wenige herauszugreifen aus einer Fülle von Organisationen und Gruppierungen, die alle ein Stück Katholische Kirche bedeutet.

Mit MISEREOR mittendrin

Foto 3Rund um die Regensburger Universität stellen sich zahlreiche Umwelt- und Eine-Welt-Gruppen vor. Mit MISEREOR mittendrin. Monsignore Pirmin Spiegel, der Hauptgeschäftsführer des Aachener Hilfswerks, ist dort ein gefragter Gesprächspartner. Der Afrika-Kicker von MISEREOR bleibt fast ständig umlagert, sorgt nicht nur bei den jüngsten Besuchern für viel Spaß und Begeisterung. Am gemeinsam mit Brot für die Welt errichteten Stand von MISEREOR werden die BesucherInnen auf großformatigen Plakaten in bester bayerischer Mundart gefragt: „Darf’s a bisserl mehr sa?“ Dabei geht es darum, gemeinsam nachzudenken, wie es gelingen kann, etwa „a bisserl mehr“ Gerechtigkeit weltweit zu erreichen, mehr Nachhaltigkeit, mehr faire Handelsstrukturen oder stärkere Rechte für Frauen. Die augenzwinkernd-humorvolle Aktion lädt dieBesucherinnen und Besucher dazu ein, selbst aktiv zu werden und auf Zettel zu schreiben, wie sie sich entsprechende eigene Beiträge zur Erreichung solcher Ziele vorstellen. In kleine Täschchen gepackt, werden diese Zettel schließlich an einen Maibaum gehängt. Die Aktion kommt gut an, der Baum ist mit den Utensilien schon nach wenigen Stunden reichlich geschmückt.

Mit vielen weiteren Ideen und Veranstaltungen macht MISEREOR die Auseinandersetzung mit dem gängigen Lebensstil in Deutschland zum Thema. Passend dazu gibt es etwa im Vielberth-Gebäude der Universität die MISEREOR-Ausstellung „ÜberLebensKunst“. Aber auch die Galerie diverser MISEREOR-Hungertücher in der Regensburger Pfarrkirche Herz Jesu zeigt auf vielschichtige Weise auf, wie sehr Hunger, Krankheit und Ungerechtigkeit in den ärmsten Ländern der Welt auch einen starken Bezug zu unserer Lebensweise hierzulande haben.

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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