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On the Wings of Children’s Freedom- Ein philippinisches Theaterstück in deutscher Sprache für “die Kinder dieser Welt”

Atemlos. Sprachlos. Und mitgenommen. Mitgenommen für mehr als eine Stunde. In einem Stück über Menschenhandel, Missbrauch, Gewalt, Armut, Landraub und Ausbeutung. Mitgenommen in die Realität. Es ist unglaublich still im Saal. Das Publikum scheint wie erstarrt zu sein. Sabel weint. Sabel schreit. Und alle schauen dabei zu.

Sabel

Sabel

Auch als ich das erste Mal das Stück gesehen habe war ich auch unglaublich berührt und geschockt. Damals war das Stück noch auf Englisch und die Schauspieler wussten noch nicht ob es für sie alle möglich war an der Deutschlandtour teilzunehmen.

Jetzt etwa ein Jahr später, sind sie alle schon in Deutschland gewesen. Sie tourten vom 10. März bis zum 19. April 2014 von Frankfurt nach Münster, und über Saarbrücken nach Stuttgart. Davor haben alle von ihnen alles gegeben; gelernt und geprobt wurde nach der Schule, dem College oder der Arbeit und an Wochenenden. Sie selber kommen alle aus ganz unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, sind unterschiedlich alt und haben ihre eigenen Geschichten, aber die Schauspieler verbindet alle eines- das Theaterstück und die Tour, aber noch vielmehr ihr Einsatz und Engagement für Preda, für deren Jugendgruppe Akbay und für Kinderrechte weltweit.

ONCE WE HAD A DREAM heißt das Theaterstück. Es ist der einfache Traum „vom einem glücklichen Leben ohne Gewalt und Missbrauch, in dem unsere Rechte und Würde respektiert werden.“

Das Stück beginnt in einer indigenen Gemeinde, wo sich eine Bergbaufirma angesiedelt hat, die Natur und Umwelt verschmutzt. Die Warnungen des eigenen Ingenieurs werden ignoriert und der Damm bricht. Das vom Bergbau verschmutzte Wasser zerstört die Mango- und Reisernte und nimmt den Bewohnern somit ihre Lebensgrundlage. Die Familie von Celina kann der Bergbaufirma, die das ganze Land im Dorf aufgekauft hat, nun kein Geld für ihr Grundstück zahlen. Doch es wird der minderjährigen Celina angeboten, einen gutbezahlten Job in Deutschland anzunehmen. Ohne zu wissen, was sie erwarten wird, nimmt die Familie das Angebot an und Celina, in den Händen der internationalen Sexmafia, landet zusammen mit Dodong und Sabel in einem Bordell in Deutschland.

"Eure Träume sind mein!" Celina (mitte), Sabel (links) und Dodong (rechts) wurde beinahe ein Teil ihrer Kindheit genommen

„Eure Träume sind mein!“ Celina (mitte), Sabel (links) und Dodong (rechts) wurde beinahe ein Teil ihrer Kindheit genommen

Dodong ist ein ehemaliger Straßenjunge aus Manila, der unschuldig im Gefägnis saß und schon auf den Philippinen zur Prostitution gezwungen und von Sextouristen missbraucht wurde. Sabel kommt aus schwierigen Verhältnissen und auch sie erlebte Missbrauch am eigenem Leibe; durch ihren eigenen Vater.

Nun treffen diese drei Kinder zusammen- im Bordell in Deutschland.

Trotz ihrer schwierigen Vergangenheiten und der aktuell fast schon scheinbar hoffnungslosen Lage, geben sie sich selbst nicht auf und träumen gemeinsam von Freiheit und Gerechtigkeit.

 

Let me be an eagle let me fly away on the wings of children’s freedom singen die Schauspieler kurz vorm Ende des Stücks. Und dann fällt der Vorhang, das Stück ist vorbei.

Die Zuschauer stehen langsam auf, suchen die Toilette auf, ziehen ihre Jacke an und greifen nach einen Kuchen und Kaffee. Und dann laufen die Gedanken weiter, immer weiter, und die Gespräche beginnen. Auch mischen sich die Schauspieler selber unter die Leute und sprechen über ihre Erfahrungen. Denn es gibt noch viel zu sagen und vor allem zu tun.

Das Stück hat glückerlicherweise ein Happy End, (ich möchte nicht zuviel verraten, voraussichtlich werden die Schauspieler nächstes Jahr wieder in Deutschland spielen) aber es ist auch nur ein Stück. Preda versucht vielen Kindern ihre Kindheit zurückzugeben, unterstützt Indigene durch den fairen Handel und leistet Aufklärungsarbeit weltweit. Aber wie viele versteckte Opfer von häuslicher Gewalt und Missbrauch gibt es wohl? Wie viele Minderjährige müssen sich immer noch prostituieren und wie viele Deutsche kommen als Sextouristen auf die Philippinen? Wie viele Straßenkinder leben in Manila? Wie viele Menschen leben in immenser Armut? Wie viele Wälder wurden gerodet und wie viele Bäche durch Bergbaufirmen vergiftet? Wie viel sind die dort abgebauten Rohstoffe wert und welcher Anteil geht davon an die Philippinen? Wie viel verdient ein Arbeiter im Bau? Und wie viel von diesen Rohstoffen befindet sich in unseren elektrischen Geräten wie z.B. in dem Laptop, auf dem ich gerade tippe?

Bilder zwischen Traum und Alptraum“ schreibt die Neue Osnabrücker Zeitung über das Theaterstück, wohl wahr. Und so möchte man manchmal einfach weg, weit weit weg fliegen… on the wings of children’s freedom.

Geschrieben von:

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Mein Name ist Patricia Fehrentz und ich bin ein ehemalige Frewillige. Dieses und letztes Jahr verbrachte ich zehn Monate in Olongapo auf den Philippinen verbringen. Dort habe ich zusammen mit Esther bei der Kinderrechtsorganisation PREDA v.a. in einem Heim für missbrauchte Mädchen gearbeitet. Außerdem haben wir mit anderen Freiwilligen den Schauspielern der Theatergruppe von PREDAs Jugendorganisation Deutschunterrciht gegeben.

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    Liebe Patricia,

    ich habe das Stück leider noch nicht gesehen. Möchte es aber nach deiner tollen Beschreibung sehr gerne nachholen, wenn die Truppe noch einmal nach D-land kommen würde. Theater kann soviel vermitteln, was Worte alleine oft nicht können. Und so können die Menschen hier sensibilisiert werden für dieses traurige, aber wichtige Thema.

    LG, Uta

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