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„Welcome to Germany?“ – Ein Film über die Willkommenskultur für ausländische Studierende

Hasan al Jalloud steht mit hochgekrempelten Ärmeln in der Küche und bereitet das Mittagessen vor. Neben dem jungen Syrer mit Gelfrisur steht Irene Pohl-Sepoetro und schaut ihm über die Schulter. Beide lachen. Seit einigen Monaten lebt Hasan in ihrem Haus in Aachen, wie etliche andere Studierende hat auch er zu Studienbeginn kein Zimmer gefunden. Viele Menschen seien jedoch gerade ausländischen Studierenden gegenüber skeptisch, „mitunter sogar abweisend“, sagt Irene Pohl-Sepoetro kopfschüttelnd. „Sie machen sich nicht die Mühe, sie kennen zu lernen und erfahren so auch nicht, wie bereichernd es sein kann“.

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Irene Pohl-Sepoetro sieht das Zusammenleben mit dem Studenten Hasan als große Bereicherung an. Fotos: CrossCultureFilm.

Ortswechsel: Im Büro von Markus Reissen, Referent der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Aachen. Er sitzt an seinem Schreibtisch, vor ihm eine Tasse Kaffee. „Deutsche Universitäten schicken ihre Studierenden in die ganze Welt“, sagt Reissen. Vor allem, um selbst ausländische Studierende und Fachkräfte zu werben. Dabei werde jedoch oft nicht bedacht, wie viele Stolpersteine es für die jungen Menschen in unserem Kulturkreis gebe.

Beide Szenen stammen aus dem Film „Welcome to Germany?“ der Dokumentarfilmer Dagmar Diebels und Tom Meffert (CrossCultureFilm). Und beide Szenen des Films, finanziert von der KHG Aachen, der Bertelsmann Stiftung und Misereor, zeigen anhand der Erfahrungen ausländischer Studierenden die Herausforderungen auf, denen sie sich stellen müssen –  ebenso wie die deutschen Universitäten und städtischen Ämter. „Wir wollen zeigen, wie blind wir selbst noch an vielen Punkten sind, wie viel zu lernen es noch  gibt“, sagt Reissen zur Entstehung des Films nach dessen Premiere in Aachen. Und das gilt nicht nur für die Gaststudenten, die sich durch die deutsche Sprache, unseren Verkehr oder Anträge kämpfen müssen. Auch wir können lernen, dass sich australische Studierende an die Enge, in der die Deutschen leben und indische Gaststudenten an das Essen mit Messer und Gabel, erst einmal gewöhnen müssen.

Shams Mansour fühlt sich nach Startschwierigkeiten wohl in Deutschland. Man müss sich nur trauen, nach Hilfe zu fragen.

Die KHG Aachen zeigt mit „Welcome to Germany?“, dass durch persönliche Beratung bei Behördengängen, im Studienalltag, bei der Wohnungssuche oder alltäglichen Herausforderungen wie der rechtzeitigen Kündigung von Verträgen, viele Probleme gelöst werden können. So wie bei Shams Mansour. Der 26jährige Student aus dem Gaza-Streifen studiert nach anfänglichen Sprachproblemen und finanziellen Sorgen heute Rohstoffingenieurwesen in Aachen. „Man muss sich trauen zu fragen, dann wird einem auch geholfen“, sagt Shams und schaut zu Markus Reissen am anderen Ende des Raumes. Seit vier Jahren lerne er Deutschland kennen, „und man lernt immer wieder dazu“, lacht der Student. Mit dem Film, sagt er, werde nicht nur gezeigt, was man in Deutschland noch für eine bessere Willkommenskultur für ausländische Studierende tun könne, sondern auch, dass es Andere gibt, die die gleichen Probleme haben. „Man hat immer Ängste, aber es gibt auch immer die Hilfe, daran zu arbeiten.“

Der Film, der in Zukunft für die interkulturelle Bildungsarbeit an Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen genutzt werden soll, ist auch bei YouTube einzusehen.

 

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Rebecca Struck hat als persönliche Referentin von MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel gearbeitet.

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