SGBV – Das sind mehr als nur vier Buchstaben.
Noch vor einer Woche hatte ich ehrlich gesagt noch nie von SGBV gehört und seit ein paar Tagen dreht sich alles nur noch um diese vier Buchstaben. SGBV. Aber was ist jetzt eigentlich dieses SGBV?
SGBV steht für „Sexual and Gender Based Violence“. Mit dem SGBV-Day fordert die UN jährlich auf über das Thema Gewalt nachzudenken und sich dagegen einzusetzen. Vor allem Flüchtlinge sind von Gewalt betroffen, entweder in ihrem Heimatland oder in ihrem Zweitland oder Zufluchtsland wie Thailand, da sie dort durch ihre Stellung weniger Möglichkeiten haben sich zu wehren. Das Thema des diesjährigen SGBV-Days war: „From peace in the home to peace in the world.“
Das klingt alles sehr wichtig und ist meiner Meinung nach auch ein ernst zu nehmendes Thema mit dem man sich intensiv auseinander setzen sollte, aber so ernst wurde der SGBV-Day dann leider doch gar nicht genommen.
(für fleißige Leser: http://www.unhcr.org/50b36da39.html)
Vorbereitung in Lichtgeschwindigkeit
Erst eine Woche zuvor fand ein Meeting, in dem der gesamte SGBV- Tag geplant wurde, statt. Das heißt: die Aufgaben wurden verteilt, das Programm und die Reden mehr oder weniger festgelegt. Jeder musste sich irgendwie einbringen und eine Woche lang war SGBV das fast ausschließliche Gesprächsthema. Allerdings ging es dabei weniger um die Bedeutung als mehr darum, wie man möglichst schnell ein Programm auf die Beine stellt.
Flüchtlinge fordern auf, etwas gegen „Sexual and Gender Based Violence“ zu unternehmen
Das Ergebnis war dennoch sehenswert. Vier Schüler hielten Reden zum Thema SGBV und wie dieses präventiv behandelt werden kann. Verschiedene Tänze und sogar ein selbstgeschriebenes Theaterstück, das das Thema „Gewalt gegen Frauen“ sehr bewegend darstellte, wurden präsentiert. Es war wirklich beeindruckend.
Nichtsdestotrotz war der gesamte SGBV-Tag eine riesen Party, die dem Ursprung dieses Tages meiner Meinung nach nicht ganz gerecht wurde. Vor allem fand ich es schade, dass die Reden in dem ganzen Trubel untergegangen sind. Kaum einer hat den Rednern zugehört. Dabei waren die Inhalte sehr schön und auch die Vorbereitung auf die Reden hat viel Zeit, Training und Energie gebraucht.
Die Kinder waren aber glücklich. Es war ein besonderes Tag und gratis Eis gab es auch für alle. Also im Großen und Ganzen doch ein gelungener SGBV-Day, wenn auch anders, als erwartet.
Und wie habt ihr euch in Deutschland gegen „Sexual and Gender Based Violence“ eingesetzt ?
Ich möchte eher etwas zur Gleichberechtigung als zu Gewalt schreiben, liebe Katrin.
Wie du weißt, arbeite ich zur Zeit im Personalmanagement eines großen, weltweit agierenden Konzerns mit mehr als 35.000 Mitarbeitern. Bei uns steht das Thema der „Frauenquote“ seit Jahren ganz oben auf unserer Agenda. Wenn bei uns eine Stelle frei wird, eine Frau die besseren Qualifikationen hat und wir denken, dass sie besser zu uns passt, dann stellen wir selbstverständlich sie ein. Aber andersherum ist es natürlich genauso. Hat ein Mann die besseren Qualifikationen zu bieten und passt unserer Meinung nach zu unserem Unternehmen, dann nehmen wir natürlich ihn. Jedes seriös arbeitende Unternehmen wird so vorgehen. Wer anders vorgeht stellt sich damit für die Zukunft ja nur schlechter auf als nötig. Deshalb halte ich die von der Politik geforderte Frauenquote für eine, gelinde gesagt, absolute Schnapsidee.
Aber auch hier noch eine Anmerkung zu den Korowai auf Papua-Neuguinea: diese Ethnie ist wirklich sehr patriarchalisch ausgeprägt. Männer bestimmen klar wo es langgeht. Physische Gewalt haben wir damals zwar nicht mitbekommen, allerdings dürfen z.B. nur Männer das besondere Fleisch eines Krokodils essen (ein Festtagsessen bei den Korowai). Wir hatten damals 2006 eine Forscherin aus Bayern mit dabei. Ottilie hat sich wahnsinnig darüber aufgeregt, als sie gesehen hat, dass die Frauen nichts von diesem Fleisch essen durften. Sie wurde richtig wütend auf die Männer und hat vergessen, dass wir nur eine Beobachterrolle innehaben sollten. Sie wollte die Männer geradezu zwingen, unsere westlichen Werte von Gleichberechtigung zu adaptieren. In meinen Augen der völlig falsche Ansatz.
Liebe Katrin,
also, mir geht es wie dir. Ich hatte, bis ich gerade deinen Eintrag gelesen habe, noch nie etwas vom SGBV gehört. Schade eigentlich. Ein wichtiges Thema, auch hier in Deutschland. Wird immer unten den Teppich gekehrt. Nur wenn es gerade mal passt, am besten medienwirksam, kommt das Thema mal hoch. Auch wenn bei euch die Reden untergegangen sind, finde ich es doch sehr schön, dass ihr etwas auf die Beine gestellt habt. Die Kinder sehen in der Tat sehr zufrieden mit sich aus. Und ihr habt wenigstens in der einen Woche viel über das Thema gesprochen. Das trägt sicherlich auch zur Sensibilisierung bei, oder? Und so ne Party ist doch auch nicht zu verachten … :-)))
LG, Uta