Freitagmorgen um viertel vor sieben klingelt mein Wecker. Ich krame einen verknitterten Rock aus meinem Schrank, suche mir ein T-Shirt und lege mir meine zweite Haut aus Mosquito-Spray auf. Zum Frühstück gibt es Cornflakes, lauwarmen Schwarztee und eine Banane. Nach dem Abspülen krame ich meine Sachen zusammen und warte darauf, dass eine meiner Mitbewohnerinnen Anstalten macht, für ca. 8 Uhr im CTID zu erscheinen.
Niemand kommt – also mache ich mich alleine auf den Weg, wobei ich nicht trödeln darf, denn um 8.45 Uhr habe ich Unterricht. Hier ein „Bondia“, da ein „Mister, where are you going?“ und zwanzig Minuten später habe ich das CTID erreicht. Obwohl die Sonne noch hinter den Wolken ist, bin ich verschwitzt. Ich gehe noch einmal meine Unterrichtsstunde durch, bevor ich den Klassenraum mit Schülerinnen betrete, die ebenso wie in Deutschland mal mehr oder weniger motiviert sind. Für Wachmach-Spiele sind sie jedoch immer zu haben. Danach bereite ich die Stunde nach und die anstehenden für den Nachmittag und Montag vor. Zwischendurch kommt die eine oder andere Mitarbeiterin vorbei, hält ein kurzes Schwätzchen oder ich spaziere auf der Suche nach Trinkwasser durch die Schule. Um 12 Uhr fahre ich mit dem Mikrolet wieder nach Hause, wo schon gekocht wurde. Zu acht essen wir typisch timoresisch: einen Berg Reis mit Mustarda (grüne Blätter) und ein bisschen ai-manas (Chili). Bevor ich um 14 Uhr meine zweite Klasse habe, bleibt noch etwas Zeit zum Ausruhen. „Good afternoon, Mana Merry“ – „What time is it?“ – „It is … twenty … past to three.” Noch einmal üben wir, wie man “to” und “past” benutzt. “Bye, thank you” schallt es mir hinterher. Anschließend übt noch eine Mitarbeiterin mit mir zusammen Englisch. Um 17 Uhr fängt das Wochenende an. Der Rückweg führt uns über den Markt, wo wir unsere Zutaten fürs Abendessen bei unseren Lieblingsmarktfrauen kaufen. Auf dem weiteren Weg wird sich über den neuesten Klatsch und Pläne fürs Wochenende ausgetauscht.
Gegen 18 Uhr stehe ich in Sportklamotten mit Musik auf unserer Veranda und springe Seilchen, mache Bauch-Beine-Po und Yoga-Übungen. Danach genieße ich unsere kalte Bucket-Shower (Eimer-Dusche). Inzwischen ist die Sonne untergangen und ich kriege Hunger. Nicht nur ich, in der Küche sind auch drei meiner Mitbewohnerinnen mit Kochen beschäftigt. Wenn alle fertig sind, essen wir gemeinsam, auch wenn das erste schon wieder kalt geworden ist. Kalt heißt ja schließlich nicht ungenießbar! Tetum-Englisch-Deutsch geht es über den Tisch: meine timoresische Mitbewohnerin probiert mein Essen und lobt es mit: „soooo läkkah“.
Nach dem Abendessen hat man die Wahl zwischen einem Film auf Indonesisch oder Englisch bzw. Deutsch. Indonesisch habe ich noch nie ausprobiert und auch heute schaue ich lieber mit Carolin einen unserer Filme. Bei Hundegebell, ab und zu vorbeifahrenden Mopeds und Fledermausgekreische, schlafe ich ein.
Hey Maria, probier die indonesischen Filme doch einfach mal aus. Nach unserem Zwischenseminar waren Rena, Lina, Farina und ich in Medan im Film „Pompeii“ auf indonesisch mit englischen Untertiteln – auf jeden Fall ein Erlebnis ^^
Liebe Maria,
danke, dass du uns an deinem Alltag teilhaben lässt!
LG, Uta