Wenn Elmara Guimaraes erzählt von den Auseinandersetzungen um Land und Zukunft für Kleinbauern, die Flussrandbewohner und Indigenen in der Amazonasregion, dann kommt man selbst als Zuhörer kurz vor den Zustand der Verzweiflung. Jede Nachfrage erzeugt neue Fragen:
Auf wen kann man sich verlassen? Wer garantiert die Rechte, die in Verfassung und Gesetzen stehen? Ist ein Prozess sinnvoll? Sind die staatlichen Behörden zuverlässig oder arbeiten sie im Sinn der Reichen und Mächtigen, ganz unabhängig vom geltendem Recht? Überall gibt es Bestechung, Unterschlagung, Vorteile für die eigene Klientel. Der einzelne Mensch verliert das Bewusstsein dafür, dass er Rechte hat und nicht bitten und betteln oder jemanden etwas zustecken muss, damit man etwas erreicht.
Was wird aus den Leuten hier in Pimental, diesem kleinen Örtchen am Tapajos-Fluss, in dem 700 Familien ihr Zuhause haben? Niemand weiß es genau. Kommt der Staudamm? Sehr wahrscheinlich, aber wer weiss das schon so genau? Was wird, wenn er kommt? Werden alle umgesiedelt in ein Neupimental? Oder gehen die Familien ihre eigenen Wege? Wird es eine Entschädigung geben? Vielleicht. Für alle gleich? Man weiss es nicht. Es gab schon alles: Einige bekommen viel, andere wenig, manche gar nichts. Die Leute kennen den Kampf um den Großstaudamm in Belo Monte, gut 500 km von hier am Rio Xingú.
„Es ist die komplette Unsicherheit, die so schwer zu ertragen ist“, sagt Padre Joao Carlos von der CPT Itaituba, unserer Partnerorganisation. Sicher ist, dass nur die Einheit unter den Leuten bessere Ergebnisse erzielen wird. Irgendwann kommt in diesem Jahr die offizielle Vergabe des Bauauftrags. Dann wird es schnell gehen. Dann kommen die Baumaschinen. Und dann? Keiner weiß es genau. Manchmal hört man auch: Só Deus é que sabe. Nur Gott weiß es.
Über den Autor: Thomas Schmidt arbeitet als Referent für die Internationale Fastenaktion 2016, die als Schwerpunktland Brasilien hat.